Gerade erst einmal gut zehn Monate ist Nicolas Lahovnik in der Stadtkämmerei als Wirtschaftsförderer tätig. Eine Aufgabe, die ihm gut gefällt, in die er sich reinhängt, und für die er viel Lob erfährt.Und trotzdem: Wenn es nach seinen Vorstellungen geht, will er den Posten am 30. April nächsten Jahres wieder aufgeben, um am Tag darauf Bürgermeister von Wunsiedel zu sein. Der 29-Jährige stammt zwar aus dem unterfränkischen Bad Kissingen, ist aber der Liebe wegen vor Kurzem in die oberfränkische Festspielstadt gezogen. Der CSU-Vorstand der etwas über 9000 Einwohner zählenden Kommune hat Lahovnik bereits vornominiert. Einstimmig. Die endgültige Wahl zum Bürgermeister-Kandidaten dürfte damit kein Problem mehr darstellen.
In einem vertrauensvollen und intensiven Gespräch hat er Oberbürgermeister Kurt Seggewiß über seine neuen Ziele informiert. Dieser habe ihm gut zugeredet. Gegenüber Oberpfalzmedien bestätigte der OB, dass er seinem Mitarbeiter viel Erfolg gewünscht habe. "Weil er's drauf hat." Und auf kommunaler Ebene sollte das Parteibuch nicht die entscheidende Rolle spielen. Stadtkämmerin Cornelia Taubmann sieht die Sache auch ganz gelassen. "Er macht erst einmal seine Arbeit bei uns weiter wie gewohnt und dann muss er ja auch noch gewählt werden." Prognosen seien derzeit nicht möglich. Frühestens in einem Jahr werde man sich Gedanken machen. "Wenn wir eher abschätzen können, wie's weiter geht."
Seine Bewerbung werde sich nicht auf die Arbeit in Weiden auswirken, versichert Lahovnik im Telefongespräch. "Davon wird keiner etwas merken." Er versprach weiterhin vollen Einsatz. Alles bleibt beim Alten." Der Wirtschaftsförderer sieht sich auch nicht in einer Konfliktsituation. "In Wunsiedel gibt es überhaupt noch kein Gewerbegebiet."
Dafür gibt es jede Menge Streit. CSU-Bürgermeister Karl-Willi Beck, derzeit im Krankenstand, hat es mit einem bunten Völkchen im Stadtrat zu tun. Die Auseinandersetzungen machen auch vor der Gürtellinie nicht halt, weiß ein Kollege der "Frankenpost". "Die geben sich nicht einmal mehr die Hand." Und zur Kommunalwahl im März 2020 droht auch noch die AfD. Heftig, heftig, was Lahovnik bei einer Wahl erwarten könnte. Dass er bisher kaum bekannt ist und von außen kommt, sehen manche Beobachter allerdings als Chance. "Weil er dem Sumpf nicht angehört.
Mit über 100 Millionen Euro gilt die im Fichtelgebirge gelegene Kleinstadt als höchstverschuldete Gemeinde Bayerns. Viel ist investiert, viel aber auch verkauft worden. Dieses Schicksal droht jetzt auch der Traditionsgaststätte auf der Luisenburg. Zuletzt konnte sich Wunsiedel nicht einmal mehr eine Weihnachtsbeleuchtung und erst recht keinen Weihnachtsmarkt mehr leisten. Die Verhältnisse zum Landratsamt, zur Regierung von Oberfranken und nicht zuletzt zur Staatsregierung gelten nicht gerade als harmonisch.
Mit dem 29-jährigen Juristen und Verwaltungswirt plant die CSU einen Neuanfang. Er nimmt sich zum Ziel, die Haushaltslage bis in zehn Jahren deutlich zu verbessern. "Mit Hilfe aus München." Und mit Hilfe aller demokratischen Gruppierungen in Wunsiedel, mit denen er schon demnächst das Gespräch suchen will. Dazu zählt Lahovnik die AfD nicht. Dass ihm der Kampf gegen Neonazis nicht erspart bleiben wird, ist ihm klar.Den werde er führen. Er ist ihm ein großes Anliegen. Auch interessant: Vor drei Jahren war Lahovnik ernsthaft als OB-Kandidat in Lindau am Bodensee im Gespräch. Dort fehlte aber die Einigkeit. Die Junge Union hatte einen externen Bewerber abgelehnt.Und er zog seine Kandidatur zurück.
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