Eine ungewöhnliche Ausstellung im Maria-Seltmann-Haus lässt die Erinnerung an das verschwundene Dorf Paulusbrunn-Bärnau in Comics wieder aufleben. Bei der Ausstellungseröffnung ging es am Montag emotional zu. Mit „Paulusbrunn und seine Geschichte in Comics“ verfolgt Rainer Christoph, Leiter und Veranstalter der deutsch-tschechischen Arbeitsgemeinschaft Paulusbrunn-Bärnau, ein ambitioniertes Ziel. Er möchte die Erinnerung an das Dorf wach halten, das einst an der Grenze zur Oberpfalz lag und nach dem Zweiten Weltkrieg ausgelöscht wurde.
Christoph begrüßte die Gäste, unter ihnen Ehrenvorsitzender Günther Magerl vom Heimatring Weiden. Die Ausstellung im Foyer ist stilvoll arrangiert. Christoph erklärte die Hintergründe des Projekts: „Paulusbrunn existiert nicht mehr auf der Landkarte, aber in den Erinnerungen vieler lebt es weiter. Unsere Comics sind ein Versuch, diese Erinnerungen sicht- und fühlbar zu machen.“ Susanne Meichner, Leiterin des Hauses, hob die Besonderheit der Veranstaltung hervor: „Es gab hier noch nie eine Ausstellung, die sich so eindrucksvoll einem untergegangenen Ort widmet. Paulusbrunn war real, es ist verschwunden, aber nicht vergessen.“
Die Idee, die Geschichte dieses Ortes in Comic-Form zu erzählen, wurde bewusst gewählt. „Comics haben die Kraft, Menschen emotional zu erreichen, ohne sich dokumentarisch zu überheben. Sie vermitteln historische Wahrheiten durch persönliche Perspektiven“, erklärte Christoph. Mit dieser Herangehensweise gelingt es der Ausstellung, das komplexe Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen über mehrere Jahrhunderte hinweg anschaulich zu machen – von der friedlichen Koexistenz in den böhmischen Ländern bis hin zu den Spannungen des 20. Jahrhunderts.
Die Tafeln zeigen detaillierte, mit Feingefühl gezeichnete Szenen: die Gründung von Paulusbrunn, das Alltagsleben im Dorf, religiöse Bräuche wie die Wallfahrt zur Steinbergkirche sowie das Leid der Vertreibung nach 1945. Besonders eindrucksvoll ist eine Episode über die letzte Beerdigung eines Dorfbewohners.
Themen wie Freundschaft, Trennung, Hoffnung und Verlust ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bildgeschichten. Die Zeichnungen stammen von deutschen und tschechischen Künstlern und sorgen für eine bemerkenswerte Vielstimmigkeit. Eine begleitende Publikation mit erklärenden Texten ergänzt das Projekt. Christoph betonte: „Unser Ziel ist nicht nur die Dokumentation – wir möchten die Menschen zum Nachdenken bringen. Über Grenzen hinweg.“
Die Vernissage entwickelte sich rasch zu einem Ort des Austauschs. Einige Besucher erzählten von persönlichen Verbindungen zu Paulusbrunn. Die Ausstellung läuft noch bis zum 13. Juni und ist während der regulären Öffnungszeiten des Maria-Seltmann-Hauses zugänglich.
Im ersten Satz muss es dorf heissen nicht dort. Ausserdem folgt dann noch zweimal am Montag. Einmal würde reichen.
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