Corona geht auch am Ausbildungsstellenmarkt nicht spurlos vorüber, aber die von der Bundesregierung angebotenen finanziellen Hilfen wurden in Ostbayern trotzdem nur wenig in Anspruch genommen. Dies war das Ergebnis einer Situationsanalyse, zu der sich der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern Oberpfalz Hans Schmidt, der Geschäftsführer der IHK-Geschäftsstelle Weiden Florian Rieder und Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht trafen. Mit dabei auch Kreishandwerkerschafts-Geschäftsführerin Christa Neubauer-Kreutzer und Tobias Knauer, Leiter des Berufsbildungszentrums der Handwerkskammer in Weiden, in dessen Räumen auch die Gesprächsrunde stattfand.
Zunächst wurden aktuelle Zahlen genannt. Während Betriebe des Handwerks in Anbetracht einer nach wie vor insgesamt gesehen hohen Auslastung innerhalb der Oberpfalz im laufenden Jahr bisher nur knapp sieben Prozent weniger Ausbildungsverträge als im Vorjahr abgeschlossen haben, liegt der Rückgang im IHK-Bereich bei knapp 19 Prozent. „Es gibt bei uns Branchen, die total runtergefahren waren“, stellte Rieder fest. Die Ursachen sieht Rieder aber überwiegend im monatelangen Stillstand in fast allen gesellschaftlichen Bereichen, denn es gab keinerlei Rücknahme gemeldeter freier Ausbildungsplätze. So wurden einer Umfrage zufolge rund 28 Prozent aller Auswahlgespräche verschoben, Berufsorientierungsmaßnahmen wie Ausbildungsmessen fanden ebenso wenig statt wie die meisten Betriebspraktika. Nicht ganz so stark war das Handwerk von den Einschnitten im wirtschaftlichen Geschehen betroffen.
Stellvertretender Hauptgeschäftsführer Schmidt berichtete von einem Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge im laufenden Jahr in der Oberpfalz von 6,9 Prozent und erwartete, dass im Herbst noch zahlreiche Verträge nachträglich geschlossen werden. Damit entspricht dieser Rückgang in etwa auch dem Umfang der auch in der Oberpfalz insgesamt sinkenden Zahl von Schulabsolventen. In einzelnen Berufen, zum Beispiel bei den Maurern, seien sogar mehr Verträge als im Vorjahr abgeschlossen worden.
Schmidt sprach in diesem Zusammenhang von einer „Superleistung der Betriebe“, die aber auch in der weit überwiegenden Zahl derzeit „gut im Geschäft“ sind. 1400 freie Ausbildungsplätze würden aktuell im Handwerk im Kammerbezirk gezählt, was Schmidt als „Traumsituation für junge Leute“ bezeichnete. Erfreulich ist laut Schmidt auch, dass im Kammerbezirk in diesem Jahr 950 Asylbewerber einen Ausbildungsvertrag im Handwerk abgeschlossen haben. Bundestagsabgeordneter Rupprecht sieht in der beruflichen Bildung und im dualen System ein „existentielles Standbein der deutschen Wirtschaft“, das attraktiv sein und auch weiterentwickelt werden muss. Und er beschrieb die neuen Fördermöglichkeiten der Bundesregierung zur Stützung des Ausbildungsstellenmarktes. Genannt wurden Ausbildungsplatzprämien, die Erstattung der Ausbildungsvergütung bei Kurzarbeit, Verbundausbildungen für Abbrecher und Übernahmeprämien für Auszubildende aus Konkursbetrieben. Allerdings blieb die Inanspruchnahme der Hilfen in Ostbayern auf niedrigem Niveau.
Schmid nannte 170 Anträge, Rieder 60 Anträge im Kammerbezirk. Neubauer-Kreutzer wies dazu auf den Bewerbermangel hin: "Wenn kein Bewerber da ist, kann auch kein Antrag gestellt werden." Einig waren sich die Gesprächspartner, dass Präsenzveranstaltungen wie Messen zukünftig weiterhin wichtig seien. Rupprecht befürchtete Innovationsverluste, wenn persönliches Netzwerken nicht stattfinden kann.















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