Weiden in der Oberpfalz
08.10.2020 - 15:08 Uhr

Corona erschwert Arbeit der Selbsthilfegruppen

Die Covid-Pandemie hat die Arbeit der Selbsthilfegruppen in den vergangenen Monaten erschwert. Dabei geht es dort vor allem um Hilfe für Menschen, die alleine schlecht zurechtkommen. Die Selbsthilfekontaktstelle der Diakonie zog nun Bilanz.

Das Telefon war das hauptsächliche Kommunikationsmittel im Corona-Stillstand für die Leiterin der Selbsthilfekontaktstelle Weiden Ramona Kriegler (sitzend, mit Telefon). Sie zieht nun Bilanz mit (von links) Dieter Stempfle und Hannelore Sauer von den Diabetiker-Selbsthilfegruppen sowie Franz Nowy von der Regionalgruppe des Landesverbands Niere Bayern. Bild: Bühner
Das Telefon war das hauptsächliche Kommunikationsmittel im Corona-Stillstand für die Leiterin der Selbsthilfekontaktstelle Weiden Ramona Kriegler (sitzend, mit Telefon). Sie zieht nun Bilanz mit (von links) Dieter Stempfle und Hannelore Sauer von den Diabetiker-Selbsthilfegruppen sowie Franz Nowy von der Regionalgruppe des Landesverbands Niere Bayern.

Selbsthilfegruppen arbeiten fast immer im Stillen und im Hintergrund. Deswegen wissen nur wenige, dass es allein in der nördlichen Oberpfalz rund Hundert davon gibt. Sie decken ein breites Spektrum von Fallgruppen und Themen ab, von A wie Angst bis Z wie Zöliakie. Um die Arbeit dieser vielen Gruppen zu unterstützen, wurde vor gut zwei Jahren die Selbsthilfekontaktstelle Weiden unter der Trägerschaft der Diakonie Weiden eingerichtet. Die Kontaktstelle berät und hilft den Selbsthilfegruppen und ihren Organisatoren bei ihrer Arbeit.

„Leider durften sich unsere Selbsthilfegruppen coronabedingt viele Monate lang nicht mehr treffen“, bedauert nun Kontaktstellenleiterin Ramona Kriegler und betont: „Ich halte die Selbsthilfegruppen für systemrelevant.“ Schließlich bieten diese solchen Menschen, die sich in schwierigsten Lebenssituationen befinden, eine unverzichtbare Hilfestellung. „Betroffene zu isolieren und zu vereinsamen, die zum Beispiel an einer Depressionen oder einer Suchterkrankung leiden, birgt riesige Gefahren“, stellt Kriegler fest. Deshalb setzt sie ihre Hoffnung auf den Erfolg einer Petition an die Bayrische Staatsregierung mit dem Ziel, Selbsthilfegruppen als systemrelevant für das öffentliche Leben anzuerkennen. Nur dann könnten diese ihre Arbeit auch in Krisenzeiten fortführen.

Trotz erheblicher Behinderung sei jedoch auch im Corona-Stillstand die Arbeit der Kontaktstelle fortgeführt worden, berichtet Kriegler. Die Unterstützung hätte sich jedoch im Wesentlichen auf telefonische Beratung oder Online-Seminare und Fortbildungen reduzieren müssen. Dafür musste das „Neuland der Digitalisierungstechnik“ installiert werden. Auch derzeit stünden die Selbsthilfegruppen, trotz der Lockerungen der Hygienevorschriften, noch immer vor großen Problemen. So sei der Datenschutz eine große Herausforderung. Nach wie vor hätten viele Gruppenmitglieder auch noch eine Grundangst, sich beim Treffen zu infizieren und blieben deswegen zuhause. „Unsere Gruppe hat derzeit Stillstand“, sagt dazu Hannelore Sauer von der Diabetiker-Selbsthilfegruppe Weiden. Ihr Versammlungsraum sei zur gewohnten Uhrzeit des Treffens am frühen Nachmittag nicht zugänglich. Und dass fast alle Mitglieder schon zur älteren Bevölkerung zählen würden, ergänzt Dieter Stempfle von der Diabetiker-Gruppe in Neustadt/WN.

Laut Franz Nowy von der Regionalgruppe Weiden des Landesverbands Niere Bayern haben Selbsthilfegruppen auch zunehmende Internetkonkurrenz durch Chat-Räume und Online-Plattformen bekommen. Doch dazu sagt Kontaktstellenleiterin Kriegler: „Virtuelle Kommunikation ersetzt nicht den persönlichen Kontakt.“ Viele in diesem Jahr geplante Veranstaltungen der Kontaktstelle hätten abgesagt werden müssen, bedauert Kriegler und nennt dazu Tagungen wie „Selbsthilfe hilft Psychotherapie“ oder Fortbildungsreihen für Organisatoren der Selbsthilfegruppen. Offen sei, ob diese im kommenden Jahr stattfinden könnten. Dennoch gibt es weitere Planungen. So soll demnächst eine ADHS-Selbsthilfegruppe gegründet werden. Auch über die Gründung einer Selbsthilfegruppe für „Corona-Geschädigte“ wird in der Kontaktstelle nachgedacht. Interessierte werden gebeten, sich mit der Kontaktstelle (Telefon 0961/3893163) in Verbindung zu setzen. Kriegler informiert außerdem darüber, dass ab sofort auch digitale Selbsthilfegruppen förderfähig seien.

OnetzPlus
Amberg14.09.2020
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.