In vielen Cafés in der Altstadt bleiben am Freitag Plätze leer. Überschaubar ist die Zahl der Kunden, die sich zwischen Max-Reger-Straße und Unterem Tor in den Geschäften tummeln. Einzig Apotheken und Drogeriemärkte scheinen gut frequentiert. Toilettenpapier und Infrarot-Thermometer sind zum Großteil ausverkauft.
Thema Nummer eins in den Gesprächen auf der Straße ist das Coronavirus. Ob es die ältere Dame ist, die nun Abstand zu ihren Enkeln halten soll, die Auszubildende, deren Berufsschulunterricht die nächsten Wochen ausfällt oder der Arbeiter, der auf die Unterstützung seiner tschechischen Kollegen verzichten muss. Eines fällt auf. Die Menschen reagieren gelassen. „Das Virus ist da. Jetzt müssen wir das Beste daraus machen“, sagt eine Frau im Vorbeigehen.
Währenddessen laufen Krisensitzungen in der Stadtverwaltung und anderen Behörden, denen im Laufe des Tages weitere Anordnungen folgen (Seite 26). Fast im Stundentakt schlagen Anrufe und Pressemitteilungen in der Redaktion mit weiteren Informationen auf.
Agentur für Arbeit
Die Agentur für Arbeit teilt mit, dass in den Geschäftsstellen Weiden, Vohenstrauß und Eschenbach, dem Jobcenter Weiden-Neustadt und dem Allgemeinen Sozialdienst des Jugendamtes der Stadt Weiden persönliche Kontaktaufnahme nur noch in bestimmten Fällen erfolgen sollten. Dazu zählen zum Beispiel die erstmalige Leistungsbeantragung, die Arbeitslosmeldung und Notfälle. Der Kundenkontakt werde auf ein Mindestmaß eingeschränkt.
Im Bus hinten einsteigen
Stadtbus Weiden öffnet ab Samstag, 14. März, 6 Uhr, die vordere Fahrertür nicht mehr. Der Durchgang hinter der Fahrerkabine wird durch ein Band abgesperrt. Es werden keine Fahrscheine verkauft, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Diese übernimmt auch die Ausfallkosten. Vor allem die Busfahrer sollen so vor einer Ansteckung geschützt werden, damit der Busverkehr aufrechterhalten werden kann. Die Fahrgäste werden gebeten, Sitzabstand zu halten und Rollstuhlfahrern oder Rollatornutzern behilflich zu sein.
Eingeschränkte Heimbesuche
Die Heimbewohner im Eleonore-Sindersberger-Heim dürfen nur noch von den engsten Angehörigen besucht werden. Kleinkinder dürften gar nicht rein. „Wir wollen den Kreis so klein wie möglich halten“, bittet Diakon Wolfgang Reuther um Verständnis.
Kino geöffnet
Den Betrieb so lange wie möglich aufrechterhalten möchte Lisa Nadler vom Neue-Welt-Kinocenter. „Wir haben geöffnet, wenn auch mit eingeschränktem Programm“, sagt die 25-Jährige. Denn die internationalen Kinostarts wie der Horrorfilm „A Quiet Place 2“ und die Kinderfilme „Mulan“ und „Peter Hase 2“ sind abgesagt. Verzichten müssen 100 Opernfans auf die Live-Übertragung des „fliegenden Holländers“ an diesem Samstag. „Das tut mir so leid, aber die Metropolitan Opera New York hat alles abgesagt“, sagt Nadler, die noch am Freitag versucht, alle Besucher persönlich zu informieren. Auf jeder Menge Nachos und Chips bleibt die Juniorchefin sitzen, weil auch die Schulkino-Woche von 16. März bis 4. April ausfällt. „Hier hatten wir 2700 Anmeldungen, das ist bitter. Zumindest die georderten deutschen Filme werden wir aber trotzdem zeigen.“ Kinobesucher bräuchten übrigens keine Angst vor Ansteckung zu haben. „Wir halten mindestens zwei Plätze bis zu einer Reihe Abstand“, sagt Nadler. Hygiene sei oberstes Gebot. Sie ist zuversichtlich: „Wir stehen das durch.“
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