Zahlen zur aktuellen Lage
Was die Zahlen zur Corona-Situation angeht, gilt derzeit, dass es weder für Deutschland noch für Bayern täglich aktualisierte Fallzahlen gibt. So hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) seine täglichen Meldungen Ende Mai eingestellt. Dazu kommt, dass es bei der Veröffentlichung aktuell zu Verzögerungen von mehreren Tagen kommt. Das LGL veröffentlicht die Zahlen vom Montag jeweils erst am Freitag darauf. Deutschlandweit meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) die Anzahl der Covid-19-Erkrankten zurzeit nur im Rahmen eines Wochenberichts. Dieser erscheint immer am Mittwoch der Folgewoche.
Für Bayern gibt das LGL für den Stichtag 4. September 662 Corona-Erkrankte an, davon 49 in der Oberpfalz. Das sind im Vergleich zur Vorwoche (607) 55 Fälle mehr, für den Bezirk sind es 11 mehr. Dort waren am 28. August 38 Menschen mit Corona infiziert und gemeldet. In beiden Wochen hatte die Oberpfalz die niedrigsten Werte.
Deutschlandweit wurden dem RKI vom 4. September bis 10. September (36. Kalenderwoche) 6776 Covid-19-Fälle gemeldet. In der Woche davor waren es 1674 weniger (5102). Das Institut schreibt dazu: "Neben den für die Jahreszeit typischen Atemwegsinfektionen bedingt durch Erkältungsviren nimmt die Zahl der Covid-19 Erkrankungen, ausgehend von einem niedrigen Sommerniveau, seit der 27. Kalenderwoche weiter zu." Doch dass die Krankheit schwerere Verläufe zeigt, konnten die Experten bisher nicht feststellen – auch nicht aufgrund der neuen Virusvariante EG.5 (auch "Eris" genannt). Allerdings hängen alle diese Zahlen ausschließlich an durchgeführten Tests, die von Ärzten an die entsprechenden Stellen gemeldet werden.
Das sagt der Apotheker
Auf die Frage nach der Corona-Situation in den Apotheken antwortet Andreas Biebl: "Es wird relativ wenig getestet. Man tappt daher relativ im Dunkeln." Biebl ist Inhaber der Mohren-Apotheke in Weiden und Pressesprecher des Bayerischen Apothekerverbands für Weiden. Er schätzt, dass es auch über den Sommer ein leichtes Infektionsgeschehen gab, das jetzt wieder zunimmt. Hätten wir noch umfangreiche Testpflichten, hätten wir auch "bestimmt ein paar hundert Fälle pro 100 000 Einwohner", ist sich der Apotheker sicher. Stand Mittwoch liegt die 7-Tage-Inzidenz bayernweit bei 8.
Zwar gäbe es wieder erste Nachfragen nach Masken, erzählt der Weidener Apotheker, aber in der Apotheke selbst sei der Schutz derzeit kein Thema: "Es gibt zwar ein bis zwei Exoten pro Monat, aber die kommen mit Erkältungssymptomen und wollen keinen anstecken." Und wie sieht es mit dem angepassten Impfstoff von Biontech aus, der ab 18. September verfügbar sein soll? Bekommt Biebl schon Bestellungen von Ärzten? "Noch habe ich keine", sagt der Apotheker und erklärt, dass die Bestellungen erst ab dieser Woche möglich seien. "Ich könnte mir vorstellen, dass einige Ärzte bestellen werden."
Das sagt der Hausarzt
"Die Lage ist überschaubar", sagt der Allgemeinmediziner Dr. Peter Deinlein aus Kemnath (Landkreis Tirschenreuth). "Schwere Verläufe kommen kaum noch vor", erklärt der Mediziner, der auch stellvertretender Bezirksvorsitzender des Bayerischen Hausärzteverband ist. "Anders als in den Vorjahren, sind es bisher insgesamt gesehen leichtere Krankheitsverläufe."
In Bezug auf neue Impfungen mit dem angepassten Wirkstoff sagt Deinlein: "Wir fahren auf Sicht und werden bei geänderter Lage entsprechend reagieren." Deinlein möchte in Anlehnung an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) vorrangig diejenigen impfen, "die es benötigen, wie zum Beispiel ältere Patienten und Personen mit chronischen Erkrankungen". Allerdings hätte er sich Einzeldosen des Biontech-Präparats gewünscht, denn damit wären er und sein Team flexibler gewesen. "Jetzt ist es wieder ein erhöhter logistischer Aufwand, da wir die Leute extra wieder dafür einbestellen müssen. Tun wir es nicht, müssen wir angefangene Ampullen wegwerfen."
Das sagt der Infektiologe
"Als Haus mit Maximalversorgung haben wir es immer wieder mit schweren Verläufen zu tun, aber das hat sich nicht verstärkt. Das ist seit Anfang des Jahres konstant", sagt Professor Dr. Bernd Salzberger vom Uniklinikum Regensburg zur aktuellen Corona-Lage in seinem Haus. Allerdings sagt er mit Blick auf den Herbst/Winter: "Wir werden sicherlich eine Welle haben, aber die Krankenhäuser werden nicht überlastet sein." Denn er erwartet nicht, dass die aktuell neue Variante EG.5 gefährlicher ist als seine Vorgänger. "Das Virus ändert sich immer wieder, aber es gibt aktuell keinen Hinweis, dass die Krankheitsverläufe anders sind", erklärt der Leiter des Bereichs Infektiologie am Uniklinikum.
Mit Blick auf den angepassten Impfstoff sagt Salzberger klar: "Der angepasste Impfstoff wird weiterhelfen." Was den Personenkreis angeht, der sich impfen lassen soll, hält der Professor die aktuelle Stiko-Empfehlung (siehe Hintergrund) derzeit für "ganz sinnvoll". Außerdem fügt er hinzu: "Man kann sich impfen lassen, wenn man Sorge hat."
Der angepasste Impfstoff
- Verfügbar ab 18. September
- Angepasst an die Coronavirus-Variante XBB 1.5
- Impfung soll aber auch weiterhin helfen, auch gegen die Variante EG.5 (Eris)
- Stiko empfiehlt Auffrisch-Impfung (4. oder weitere Impfung/Viruskontakte) Über-60-Jährigen und Vorerkrankten
- Gesunden ab 18 Jahren wird eine Basisimmunität empfohlen: Drei Viruskontakte, zwei davon sollten Impfung sein
- Weitere Informationen unter www.rki.de/covid-19
Quellen: RKI, Professor Dr. Salzberger
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