Corona ist noch immer nicht vorbei. Ein Crystal-Dealer (55) aus dem Landkreis Neustadt/WN stand am Dienstag vor dem Landgericht ohne Anwalt da. Der Verteidiger war positiv getestet worden. Der Prozess gegen den 55-Jährigen wird zu einem noch nicht bekannten Termin weitergeführt. Der Angeklagte wurde - frustriert über die Verzögerung - wieder in die JVA gefahren. Das Verfahren gegen seinen Fahrer (28) trennte die Strafkammer unter Vorsitz von Reinhold Ströhle ab. Der junge Mann konnte am Ende des Tages zur Freude seiner Angehörigen das Justizgebäude als freier Mann verlassen.
Der 28-Jährige hatte schon im polizeilichen Ermittlungsverfahren gestanden, den Älteren mehrmals zum "Dragoun"-Markt nach Cheb (Eger) gefahren zu haben. Die Richter verhängten wegen Beihilfe zur Einfuhr und zum Handel mit Betäubungsmitteln eine Haftstrafe von zwei Jahren, die vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Zu seinen Gunsten wertete die Kammer das frühe Geständnis und die sehr günstige Sozialprognose. Der Angeklagte ist strafrechtlich ein völlig unbeschriebenes Blatt und hatte noch nie mit Drogen zu tun. Er ist berufstätig und bekommt nach eigener Auskunft seine Stelle zurück, auch nach neun Monaten Untersuchungshaft.
Negativ ins Gewicht fiel die große Menge der Drogen. Bei der Festnahme im Oktober 2021 hatte das Duo 300 Gramm Metamphetamin dabei. Die Tasche mit dem Crystal war mit einem Magneten am Unterboden des Autos befestigt.
Zwei Jahre auf Bewährung: Selbst Staatsanwalt Richard Caja hatte nicht mehr gefordert. Caja: "Ich bin überzeugt, dass er nicht mehr straffällig wird." Der 55-Jährige hatte den 28-Jährigen als Fahrer engagiert, weil er selbst keinen Führerschein mehr hat. Der Jüngere war - auch bedingt durch eine Entwicklungsstörung aus der Kindheit - "das perfekte Opfer". Das sah auch Verteidiger Georg Karl so: "Er ist in diese Sache hineingezogen worden."
Noch kein Strich kann unter das Verfahren gegen den Hauptangeklagten gezogen werden. Allein die Verlesung des Bundeszentralregisters des 55-Jährigen dauerte etwas. Elf Einträge seit 1986. Von Beginn seiner kriminellen Karriere an ging es um Rauschgift. Er muss mit sechs bis sieben Jahren Haft rechnen, wie ein Verständigungsgespräch am ersten Verhandlungstag ergeben hatte. Nach Angaben des 28-jährigen Komplizen hat es 2021 mindestens sechs Fahrten zum "Dragoun"-Markt in der Stadtmitte von Cheb gegeben. Mit der Droge versorgte der 55-Jährige seine Kunden im nördlichen Oberpfälzer Raum, so Richter Ströhle in der Urteilsbegründung.
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