Weiden in der Oberpfalz
18.02.2021 - 12:01 Uhr

DGB zur Coronakrise: Betriebe zwischen Insolvenz und Zusatzschichten

Existenzängste in der Kurzarbeit hier und Mehrbelastungen dort: In der Pandemie sind die Erfahrungen der Arbeitnehmer unterschiedlich. Der DGB sieht beim Pressetermin in Weiden mit Sorge weitere soziale Spaltungen.

Vor allem Beschäftigte in Leiharbeit haben durch die Corona-Pandemie Einkommenseinbußen. Bild: Mascha Brichta
Vor allem Beschäftigte in Leiharbeit haben durch die Corona-Pandemie Einkommenseinbußen.

Manchem Arbeitnehmer wurde in den vergangenen Monaten beim Blick auf den Lohnzettel bange. In der coronabedingten Kurzarbeit müssen rund ein Drittel der Erwerbstätigen laut einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung mit weniger Geld auskommen. Massive Einkommensverluste hätten vor allem Beschäftigte in Leiharbeit zu verzeichnen. "Die Existenzängste sind groß", sagte Christian Dietl, DGB-Regionsgeschäftsführer Oberpfalz.

Beim Jahrespressegespräch der Gewerkschaften in Weiden umriss Dietl die aktuelle Lage in der Pandemie. "Einerseits stehen Betriebe vor dem Abgrund oder mussten bereits Insolvenz anmelden. Anderswo werden aber Zusatzschichten gefahren, und man fragt sich, wie die übervollen Auftragsbücher abgearbeitet werden sollen."

48 Prozent weniger Geld

Auch die Erfahrungen der Arbeitnehmer könnten nicht unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite die Frage, wie sie den Lebensstandard ihrer Familien halten können. Und auf der anderen Seite fehlen Fachkräfte zur Entlastung der Beschäftigten, die bis zur Erschöpfung rackern. "Überdurchschnittlich viele Menschen mit geringem Einkommen sind betroffen. Bei einem Verdienst von unter 900 Euro netto pro Monat, müssen am Ende knapp 48 Prozent an Einbußen verkraftet werden", so Dietl. Die Gewerkschaften hätten unter anderem versucht mit Aufstockung des Kurzarbeitergeldes und einer Verlängerung der Bezugszeiten entgegenzuwirken und eine weitere soziale Spaltung zu verhindern.

Insgesamt stelle der DGB fest, dass wieder mehr Beschäftigte sich organisieren und die Gewerkschaften gerade in der Krise Mitglieder gewinnen. Die Oberpfalz erweise sich hier als die stabilste Region und hat mit 68 Prozent die höchste Tarifbindungsquote in der Bayern. Knapp 89.000 Mitglieder würden oberpfalzweit betreut.

Verärgert sind die Gewerkschafter, dass das "längst überfällige" Betriebsrätestärkungsgesetz vergangene Woche von der Agenda der Kabinettssitzung gestrichen wurde. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbart, hätten die unionsgeführten Länder jedoch jetzt ihre Meinung geändert. Dietl habe daraufhin die Oberpfälzer CSU-Abgeordneten angeschrieben. Eine Antwort stehe noch aus.

Weiden in der Oberpfalz17.02.2021
Weiden in der Oberpfalz17.02.2021
 
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