Dass digitale Techniken die Produktionsstrukturen, Arbeitsinhalte und Arbeitsabläufe verändern, hat sich längst herumgesprochen. Weil jedoch der Mensch sein Verhalten nicht genauso schnell verändern kann, wie die Ablösung einer alten Technik durch eine neue, entstehen nicht selten Probleme in den Betrieben. Empfehlungen dazu gab es beim Themenabend der Wirtschaftsjunioren Nordoberpfalz unter der Überschrift „Führung 4.0 – Effektive Führung im Wandel“.
Hauptreferenten waren Andreas Bachmann und Patrick Fischer von Beratungs- und Trainingsdienstleister für Unternehmen "Wexelerate" in Marktheidenfeld. Im wechselnden Dialog formulierten die beiden Experten Empfehlungen für Führungskräfte im Digitalisierungszeitalter. Ein verändertes Führungsverhalten werde erforderlich, weil Digitalisierung sich auf das gesamte gesellschaftliche Zusammenleben, die Berufs- und Privatsphäre des Individuums sowie auf Organisationen und ihre Partner auswirkt, wurde betont.
Im Zug dieser Prozesse fallen viele Arbeitsplätze weg, neue kommen hinzu. Auch die Arbeitszeit werde sich verändern. Einige Zukunftsforscher würden Wochenarbeitszeiten von nur noch 24 Stunden erwarten. Immer mehr neue Arbeitsplatz-Modelle wie zum Beispiel der mobile Arbeitsplatz entstehen. Virtuelle Führung bekomme immer mehr Bedeutung, weil Führungskräfte Mitarbeiter von Projekten möglicherweise kaum mehr persönlich kennen. Dabei geht es um Führung von Menschen, auf die „der Chef“ nur noch in wenigen Phasen direkt Einfluss hat.
Empfohlen wurde, dass Führungskräfte auch Medienkompetenz beweisen, ohne sich zum Spezialisten entwickeln zu müssen. Geänderte Erwartungen an die Mitarbeiter müssten von der Führungskraft vorgelebt werden. In Zeiten großer betrieblicher Veränderungen sei auch eine „offene Fehlerkultur“ unverzichtbar. Dringend erforderlich sei es, die Mitarbeiter bei der Einführung digitaler Techniken „mitzunehmen“. Schließlich sei davon auszugehen, dass in den meisten Betrieben Mitarbeiter beginnend bei der Generation der sogenannten „Baby-Boomer“ bis hin zur Generation Z, geboren nach 1995, arbeiten würden. In der abschließenden Diskussion mit Unternehmensvertretern wurde deutlich, dass betriebliche Umstellungen im Zug der Digitalisierung möglichst Schritt für Schritt erfolgen sollten. Klar sei aber, dass Tradition kein Geschäftsmodell mehr sein kann. Vor einer neuen Software-Einführung müsste zuerst eine Digitalstrategie als Chefsache formuliert sei.
Zusammenfassend zum Thema trug Vorstandssprecher Michael Sperber ein Zitat der Wirtschaftsjunioren-Landesvorsitzenden Marlen Wehner vor: „Es ist Zeit, Führung nicht länger als angeborenes Talent zu betrachten, sondern als eine erlernbare und persönlichkeitsbasierte Profession, die den Herausforderungen der digitalen Welt agil begegnet.“ Eine weitere Veranstaltung der Wirtschaftsjunioren zu dieser Thematik folgt am 7. November in der Marketingagentur C3 in Tirschenreuth.
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