"Die Digitalisierung wirft sehr viele Fragen auf, die derzeit noch nicht beantwortet werden können", stellte Ludwig Maier, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik und Handwerk beim DGB Bayern, am Ende seines Vortrags bei der Verdi-Seniorentagung des Bezirks Oberpfalz in Weiden fest.
Maier beschrieb zunächst ausführlich die Veränderungen der Arbeitswelt im Digitalisierungszeitalter. Kennzeichnend sei unter anderem eine "Flexibilisierung von Arbeit in Ort, Zeit und Struktur". Immer mehr bewege man sich in eine Richtung, die er mit den Begriffen "Digital-Nomaden" und "Freelancer" beschrieb. Arbeitszeit und Freizeit gehen fließend ineinander über und selbst die verschiedenen Senate des Bundesarbeitsgerichts würden diese Entwicklung unterschiedlich auslegen.
Neue Lebensentwürfe
Völlig neue Geschäftsmodelle würden entstehen. Als Beispiele nannte der Referent Airbnb, Wimdu und My-hammer. In der jüngeren Generation habe sich ein grundsätzlicher Wertewandel vollzogen. Während früher ein Auto und ein Job fürs Leben im Vordergrund standen, gibt es heute einen Selbstverwirklichungsanspruch und völlig geänderte Lebensentwürfe. "Man jobbt sich durchs Leben", stellte Maier fest. Und er ergänzte: "Das "Normalarbeitsverhältnis als tragende Säule des sozialen Sicherungssystems wird kleiner."
Der Referent stellte auch fest, dass die Mitbestimmung des Betriebsrats unter anderem auf dem Schutz vor individueller Leistungskontrolle basiere. "Aber was ist mit Daten, die eine Gruppe liefert?", wurde gefragt, denn Digitalisierung setze stark auf Gruppenarbeit. Nicht personenbezogene Metadaten würden keiner Mitbestimmung unterliegen. Völlig offen sei auch wie die Daten der künstlichen Intelligenz und der Robotik die Arbeitsverhältnisse und die Arbeitsbedingungen wie Entgelt, Arbeitszeit und Qualifikation verändern würden. Überhaupt könne man heutzutage zur Arbeitswelt des Jahres 2025 noch wenig sagen. Viele würden fordern, dass Bildung im Mittelpunkt stehe, doch noch sei völlig unklar, was eigentlich vermittelt werden solle. "Was ist die zukünftige Aufgabe der Betriebsräte?", fragte deshalb Maier.
Arbeitnehmer schützen
Auch Antworten und Forderungen aus gewerkschaftlicher Sicht trug der Referent vor. So müsse immer der Schutz der Arbeitnehmerrechte das oberste Gebot sein. Die Betriebsräte müssten sich allerdings noch auf diese Veränderungen mehr einstellen. Grundsätzlich seien die Einflussmöglichkeiten der Betriebsräte groß, aber sie müssten auch wahrgenommen werden können. Maier forderte auch, dass der Betriebsbegriff neu definiert werden müsse. Alle sollten einbezogen werden, die eine Leistung für den Betrieb erbringen.
Über Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt referierte Klaus Gredinger, Leiter des Arbeitgeberservices der Arbeitsagentur Weiden. Dabei stellte er den Job-Futuromat des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vor. Dort kann im Internet für jede Berufstätigkeit nachgelesen werden, in welchem Umfang diese zukünftig durch digitale Techniken ersetzt werden kann. Danach wären beispielsweise wären Bürohilfen zu zwei Drittel, Mauer dagegen in keinem Fall ersetzbar. "Die Freisetzungen aus der Digitalisierung werden wir brauchen, um an anderer Stelle den Bedarf zu befriedigen", stellte Gredinger fest. Den Arbeitgebern bietet die Arbeitsverwaltung die Förderung Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte mit bis zu hundertprozentigem Lohnersatz als Umstellungshilfe bei Digitalisierungsprozessen an.
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