Roboterarme setzen Maschinenteile zusammen, 3D-Drucker fertigen Prothesen und selbststeuernde Fahrzeuge befördern Menschen. Längst laufen auch Versuche für den digitalen Supermarkt oder den Pakettransport durch Drohnen. Sogar Softwareprogramme können durch künstliche Intelligenz entwickelt werden. Die Beispiele für den Einzug digitaler Techniken in Produktion und Dienstleistung können beliebig erweitert werden.
Sicher ist, immer mehr menschliche Arbeit wird durch den Computersteuerung ersetzt. Welche Regionen, welche Berufe und Personengruppen besonders dabei betroffen sind, hat jetzt das IAB genau errechnet. Die Untersuchung liegt unserer Redaktion vor. Die Wissenschaftler sprechen vom Substitutionspotential menschlicher Arbeit. Anforderungen und Berufsinhalte von 4000 Berufen wurden detailliert nach ihrer potenziellen Ersetzbarkeit durch Computer untersucht.
Über dem Durchschnitt
Der große Umfang der Untersuchung machte es auch möglich, die Ergebnisse auf Landkreisebene auszuwerten. Somit ist es erstmals möglich Aussagen zu treffen, in welchen Umfang der Arbeitsmarkt in den einzelnen Regionen von der Digitalisierung betroffen sein wird und die Menschen dort damit rechnen müssen, dass ihre Arbeit durch digital gesteuerte Anlagen und Maschinen ersetzt werden kann. Dabei zeigt sich, dass fast alle Teilarbeitsmärkte in der Oberpfalz in überdurchschnittlichen Umfang vom Digitalisierungsprozess betroffen sind.
Bayernweit müssen derzeit im Durchschnitt 26,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigen damit rechnen, dass ihre Arbeit von einer computergesteuerten Maschine erledigt werden kann. Das Substitutionspotential in der mittleren und nördlichen Oberpfalz ist jedoch deutlich höher, am höchsten im Kreis Schwandorfmit 38,9 Prozent aller Beschäftigten. Der Landkreis gehört damit zu den zehn bayrischen Kreisen und Städten mit den höchsten Substitutionspotentialen.
Es folgen die Landkreise Tirschenreuthmit 36,2 und Neustadt/WNmit 35,4 Prozent. Über dem bayrischen Durchschnitt liegen auch der Landkreis Amberg-Sulzbachmit 31,4 Prozent, die Stadt Ambergmit 31,3 Prozent sowie die Stadt Weidenmit 28,2 Prozent. Gründe für diese überdurchschnittlichen Werte sind, dass in diesen Regionen besonders viele Menschen in Berufen mit hohem Substitutionspotential arbeiten. Fertigungsberufe können laut der Untersuchung des IAB zu 82 Prozent durch computergesteuerte Maschinen ersetzt werden, soziale und kulturelle Dienstleitungsberufe dagegen nur zu 14 Prozent. Ein niedriges Risiko, durch digitale Techniken ersetzt zu werden, haben auch Sicherheitsberufe mit 20 Prozent und medizinische und nichtmedizinische Gesundheitsberufe mit 22 Prozent.
Bildung zählt und schützt
Die Untersuchung unterscheidet auch zwischen Helfer-, Fachkraft-, Spezialisten-, und Expertentätigkeiten. Helfer können im bayrischen Durchschnitt zu 49,8 Prozent ersetzt werden, in den Landkreisen Schwandorfsogar zu 64,0 Prozent und Tirschenreuthzu 59,3 Prozent. Aber auch Fachkräfte sind von der Digitalisierung betroffen, bayernweit zu 29,0 Prozent, in den Landkreisen Schwandorfzu 39,8 Prozent und Neustadt/WNzu 37,5 Prozent.
Je höher das Anforderungsniveau, desto geringer die Substituierbarkeit. Das Ergebnis für Experten liegt überall unter 1,0 Prozent. Die Wissenschaftler betonen ausdrücklich, dass sie in der Untersuchung keine Aussagen dazu machen, in welchem Umfang die Digitalisierung zu neuen Beschäftigungsmöglichkeiten führen wird. Wichtig ist auch der Hinweis, dass die Höhe des Substitutionspotentials nicht direkt als Prognose für einen Arbeitsplatzverlust interpretiert werden darf.
Dennoch hoffen die Autoren der Studie, dass sich die einzelnen Regionen auf die Herausforderungen der Digitalisierung mit den Untersuchungsergebnissen besser vorbereiten können. Die Ergebnisse der Analyse könne auch als Beleg dafür angesehen werden, "dass Bildung, Ausbildung und Weiterbildung ein zentraler Bereich sind".
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