Weiden in der Oberpfalz
24.03.2024 - 10:39 Uhr

Dokumentarfilm "Courage" über Demonstrationen in Minsk bei Weidener Filmgesprächen

Nach dem Ende des Films herrschte langes Schweigen, so eindrücklich waren die Geschehnisse. Nach der Vorführung des Dokumentarfilms "Courage" über die Proteste in Belarus gab es dann aber doch Gesprächsbedarf.

Langes Schweigen nach dem Filmabspann zum Dokumentarfilm "Courage". Religionspädagogin Bettina Hahn war die erste, die Worte fand. Irgendwie müsse sie ja anfangen, sagte die evangelische Vertreterin der Weidener Filmgespräche. "Danke für diesen Film." Das "Vergelt's Gott" richtete sich an Regisseur Aliaksei Paluyan, der unter Gefährdung seines eigenen Leib und Wohls zusammen mit einer Kamerafrau diese ergreifende Dokumentation produziert hatte und für die Vorführung nach Weiden gekommen war. Der Film entstand zu einer Zeit, als Belarus in Deutschland noch gar nicht auf dem Schirm gestanden habe, wie Hahn ausdrücklich betonte.

Der Dokumentarfilmer begleitete drei oppositionelle Schauspieler in der belarussischen Hauptstadt Minsk im Sommer 2020 während der Massenproteste gegen den Diktator Lukaschenko. Die Kamera blieb eng bei ihnen, zeigte Szenen aus ihrem Privatleben und von den Demonstrationen auf den Straßen, was die existenziellen Folgen der staatlichen Repressionen hautnah greifbar macht. Der Film besticht durch Aktualität wie Universalität und arbeitet spürbar das Schwanken der Stimmung zwischen Hoffnung und Angst heraus.

Paluyan hatte in Kassel Filmregie studiert. In Minsk habe er dann dieses Gesellschaftsportrait entworfen. "Jeder fünfte in Minsk war damals auf der Straße. Das war im ganzen Land so", erzählte er. Passiert sei dies alles im August 2020. Er sei in die Ereignisse hineingeschlittert. Eigentlich wollte er nur drei Künstler eines "Garagentheaters" portraitieren. Plötzlich hätten die Anti-Lukaschenko-Demonstrationen begonnen, und der Staatsapparat sei dagegen in Stellung gegangen – mit seinen drei Protagonisten mittendrin. "Unsere Festnahme war nur eine Frage der Zeit."

Allein am ersten Demonstrationstag habe es 7000 Festnahmen gegeben, Repressalien ohne Ende. Viele seien für fünf Jahre ins Gefängnis gewandert, wegen "Nix". Andere seien anschließend für die Ukraine in den Krieg gezogen. Die von ihm gezeigten Künstler hätten das Land verlassen, zunächst Richtung Kiew. Heute lebten sie in Warschau.

Für Hahn ist es ein wichtiger Film, der Geschichte dokumentiere, wie sie heute aus den Medien weitgehend verdrängt werde. An der Gesprächsrunde beteiligten sich Tanja Fichtner, die von 2001 bis 2007 als Studentin zwischen Minsk und Deutschland pendelte, und Veit Wagner von Amnesty International. Eingeladen hatte Hans Bräuer von der Katholischen Erwachsenenbildung.

 
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