Weiden in der Oberpfalz
19.06.2024 - 17:29 Uhr

Drei Sozialberaterinnen sorgen dafür, dass "Lichtblicke"-Spenden an den richtigen Stellen ankommen

Direkt und schnell unterstützt die Aktion "Lichtblicke" in Not geratene Menschen in der Region. Die Vergabe der Spendengelder sowie weitere Hilfsangebote in der Stadt Weiden und dem Landkreis Neustadt/WN vermitteln Caritas und Diakonie.

Astrid Baierl (von links) und Dagmar Deutschländer von der allgemeinen Sozialarbeit der Diakonie Weiden kümmern sich zusammen mit Elisabeth Hirn von der Sozialberatung der Caritas Weiden-Neustadt/WN um die Prüfung der Auszahlungen der Spendengelder der Hilfsaktion "Lichtblicke" von Oberpfalz-Medien. Bild: ui
Astrid Baierl (von links) und Dagmar Deutschländer von der allgemeinen Sozialarbeit der Diakonie Weiden kümmern sich zusammen mit Elisabeth Hirn von der Sozialberatung der Caritas Weiden-Neustadt/WN um die Prüfung der Auszahlungen der Spendengelder der Hilfsaktion "Lichtblicke" von Oberpfalz-Medien.

Eine zügige Entscheidungsfindung für schnelle Hilfen, wenn man nicht wochenlang warten kann, das ermöglichen Elisabeth Hirn von der Caritas Weiden-Neustadt/WN sowie Dagmar Deutschländer und Astrid Baierl von der Diakonie Weiden zusammen mit der von Oberpfalz-Medien initiierten Aktion „Lichtblicke“. Beispiel gefällig? „Wenn es im Winter gilt, eine Gassperre zu vermeiden, damit die Wohnung warm bleibt, braucht es kurze Wege“, sind sich die Drei einig. Und dennoch prüfen sie die Notlage in jedem einzelnen Fall, bevor sie die Unterstützung aus dem „Lichtblicke“-Spendentopf weitergeben.

„Wir springen dann ein, wenn die gesetzlichen Hilfen ausgeschöpft sind“, sagt Dagmar Deutschländer. Das ist nach einem Gespräch mit den Menschen der erste Prüfungsschritt. Weiter gilt es, eine mögliche Eigenbeteiligung sowie andere Finanzierungstöpfe und -möglichkeiten abzuklopfen. Bei „Lichtblicke“ ist der Entscheidungsspielraum, wofür Unterstützung gewährt wird, etwas größer als bei anderen Stiftungen oder Aktionen, wissen die Sozialpädagoginnen. Aber: „Wir sind keine Bank“, bei der man vorbeikomme und sich Geld hole, betont Baierl. „Eher Wegbegleiter, auch im Behördendschungel“, wie Hirn es ausdrückt.

Pech gehabt

So stünde Weidenern, die Bürgergeld beziehen, nur einmal 1200 Euro für die Erstausstattung einer Wohnung inklusive Elektrogeräten aus öffentlichen Geldern zu. Gehen Kühlschrank oder Waschmaschine kaputt, heißt es Pech gehabt. „Dann kann man gemeinsam überlegen, wie man ein günstiges, einigermaßen funktionsfähiges Ersatzgerät bekommt und bezahlt“, berichtet Deutschländer.

„Wir prüfen ziemlich genau sowohl die wirtschaftliche wie auch die psychosoziale Bedürftigkeit“, betont Hirn und verweist auf die Kaution als ein häufiges Problem bei einem Umzug, gerade bei Leuten mit geringem Verdienst. Die sind manchmal knapp über der Einkommensgrenze für Sozialleistungen. Solche unvorhergesehenen Ausgaben sind für sie aber kaum zu stemmen oder sie wissen nicht, wie sie das schaffen.

Verhandeln und informieren

Lösung könne ein Blick auf die Höhe der Kaution sein, den Betrag zu zu splitten oder ein meist höchstens dreistelliger Teilzuschuss von „Lichtblicke“. „Das ist Verhandlungssache mit Wohnungsbaugesellschaft oder Vermietern, bei der die Menschen oftmals Unterstützung brauchen. Wir kümmern uns darum“, beschreibt die Sozialpädagogin der Caritas einen weiteren Aspekt ihrer Angebote. Oft seien schon Infos ausreichend, wie man mit solchen Dingen umgehen kann. Baierl: „Ich wünsche mir ein Sozialsystem, in dem es leichter möglich ist, Leistungen unkompliziert zu bekommen.“

Wohnen und Gesundheit

„Der Bereich des Wohnens nimmt großen Raum in der Beratung ein“, weiß auch Sozialberatungskollegin Dagmar Deutschländer von der Diakonie in Weiden. Deren Aufgabengebiet schließt ebenfalls den Landkreis mit ein und geht sogar darüber hinaus. Gesundheitsfragen wie die Kosten für die steigende Zahl nicht mehr verschreibungspflichtiger Medikamente oder Zuzahlungen für medizinische Hilfsmittel wie Kompressionsstrümpfe, spezifische Ausstattungen bei einem Rollstuhl oder die Fahrtkosten zum Facharzt und zur ambulanten Therapie stellen immer mehr Menschen vor Probleme. Betroffen seien viele allein lebende Menschen mit gesundheitlichen Schwierigkeiten und Menschen, die kein familiäres Netz haben. Das seien überwiegend Männer, berichtet Baierl.

„Wenn jemand kommt, der mit allen Wassern gewaschen ist und auch bei ‚Lichtblicke‘ noch etwas abgreifen will, dann recherchiere ich noch genauer“, sagt Hirn. „Mein Ansatz ist es, den Menschen und seine gesamte Situation anzuschauen.“ Ein Ding ist es, ein Loch zu stopfen. Doch wenn das Geld aufgebraucht ist, kommt das nächste. „Deshalb suchen wir nach weitergehenden Hilfen“, pflichtet Baierl bei.

Vertrauen und Offenheit

Nicht nur Hirn erwartet von den Menschen, die zu ihr kommen, eine gewisse Mithilfe und Offenheit, ihre persönlichen Verhältnisse darzulegen. „Als kirchliche Beratungsstelle gelten wir bei den Klienten als vertrauenswürdig und sehen es auch als Teil unserer Arbeit, diese Vertrauensbasis herzustellen“, sagt Deutschländer. „Die Schweigepflicht ist zugesichert“, ergänzt ihre Diakoniekollegin Baierl.

„Niedrige Löhne bedeuten im langen Krankheitsfall niedriges Krankengeld“, sagt Deutschländer zur sozialpolitischen Sicht auf die Gefahr einer finanziellen Abwärtsspirale, die viele treffen kann. „Wenn jemand 1500 Euro Arbeitslosengeld 1 erhält, muss er viel verdient haben.“

Geringe Summen

Wenn sich die Lebenssituation eines Menschen verbessere und sie das erfahre, ist das für die Weidenerin die beste Motivation für ihren Einsatz. „Dass wir jemanden in seiner Lebenskrise ernst nehmen, kann bewirken, dass er neuen Lebensmut bekommt und sich aus der Situation freistrampelt.“ Oft seien es kleine Summen, die neben staatlichen Geldern für einen rettenden Lichtblick sorgen. 200 bis 1000 Euro fließen in der Regel für jeden der 82 im vergangenen Jahr gut dokumentierten Einzelfälle aus dem „Lichtblicke“-Spendentopf, den es mittlerweile seit 30 Jahren gibt.

Manchmal kommt das Geld auch postwendend wieder zurück, erinnert sich Deutschländer an den Umzug einer Klientin. Für den hatte sie für die Fahrtkosten von freiwilligen Helfern eine kleine Summe bewilligt. Doch die wollten das Geld nicht annehmen. So hilft es Hirn, Deutschländer und Baier, an anderer Stelle auf relativ unkomplizierte Art Menschen zu helfen.

Komplett den Hilfsbedürftigen in Weiden und dem Landkreis Neustadt/WN kommen die „Lichtblicke“-Spendengelder zugute, deren Auszahlung die drei Sozialpädagoginnen prüfen und bewilligen. Bezahlt werden die Mitarbeiterinnen von Caritas und Diakonie und damit aus Kirchensteuermitteln. Ihr Hauptaufgabengebiet ist es, vertraulich, unabhängig, überkonfessionell und kostenfrei mit Rat und Tat in schwieriger Zeit da zu sein. Damit sie für jeden Hilfesuchenden genügend Zeit haben, bitten sie um telefonische Terminvereinbarung auch für ihre Außensprechstunden in Vohenstrauß, Windischeschenbach und Grafenwöhr.

Info:

Hilfsaktion „Lichtblicke“ e.V.

  • Spendenkonto "Lichtblicke": IBAN: DE58 7535 1960 0240 0221 11, Sparkasse Neustadt/WN
  • Info: www.lichtblicke-oberpfalz.de
  • Diakonie Weiden: Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit, Telefon 0961/38931-16
  • Caritas Weiden-Neustadt/WN: Allgemeine Sozialberatung, Telefon 0961/39890130
 
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