Weiden in der Oberpfalz
09.03.2022 - 17:28 Uhr

Ehrenamtliche Klinikseelsorger am Klinikum Weiden berichten zum Abschied von ihrer Tätigkeit

Zeit haben, zuhören und vielleicht auch etwas Wirkungsvolles sagen: Darum geht es bei der ehrenamtlichen Klinikseelsorge am Klinikum Weiden.

Renate Bärnklau (links) und Sybille Wagner sind zwei von fünf ehrenamtlichen Klinikseelsorgern, die nun ihre Tätigkeit beenden. Bild: Kunz
Renate Bärnklau (links) und Sybille Wagner sind zwei von fünf ehrenamtlichen Klinikseelsorgern, die nun ihre Tätigkeit beenden.

Praktisch ist die ehrenamtliche evangelische Klinikseelsorge seit zwei Jahren nicht mehr aktiv: Mit der Corona-Pandemie habe sich das erledigt, berichtet Susanne Götte, Öffentlichkeitsreferentin im Dekanat Weiden. Dabei sei die Aufgabe der Ehrenamtlichen, was das seelische Wohlbefinden der Patienten angehe, sehr wichtig.

Die Seelsorge am Weidener Klinikum erfolge in einer sehr guten ökumenischen Zusammenarbeit zwischen den evangelischen und katholischen hauptamtlichen Seelsorgern, betont Sybille Wagner. Sie war 15 Jahre lang in diesem Bereich ehrenamtlich tätig.

Vor Corona betätigten sich acht Laien in der evangelischen Klinikseelsorge. Fünf von ihnen hören jetzt auf. Am 11. März werden sie offiziell bei einem Gottesdienst in der Klinikum-Kapelle verabschiedet.

Zwei von ihnen werden Sybille Wagner und Renate Bärnklau sein. Letztere trat ihr Ehrenamt 2009 am Neustädter Krankenhaus an. Aufgebaut hatten den Kreis der Ehrenamtlichen die beiden Hauptamtlichen Sabine Dachauer und Pfarrer Dominic Naujoks sowie Klaus Lobenhofer, der die Palliativstation betreut.

Außenstehender als Ansprechpartner

Renate Bärnklau war als Dekanatssekretärin gerade in den Ruhestand getreten, als sie einen Kurs zur Klinikseelsorge besuchte. Das Aufgabenfeld hatte sie sehr berührt und so war sie hängengeblieben. „Es war einfach schön, Menschen zu treffen, die sich gefreut haben, dass man gekommen ist“, begründet sie ihre Begeisterung für dieses Ehrenamt.

„Ich bin oft raus aus den Krankenzimmern, mit dem Gefühl, dass ich den Leuten weitergeholfen habe. Oft ist es wichtig, dass sich die Patienten bei jemandem aussprechen können, der nicht unbedingt aus der eigenen Familie kommt, sondern ein Außenstehender ist.“ Ihnen gegenüber falle es den Betroffenen oft leichter, ihre ganz persönlichen Probleme anzusprechen. Gegenüber ihren Angehörigen sei dies oft nicht der Fall.

„Man lernt zuhören und wahrnehmen“, meint die ehemaligen Musiklehrerin Sybille Wagner. „Es entwickeln sich intime Beziehungen zwischen Menschen. Das ist im entsprechenden Moment so, und das nimmt man auch mit in seinen eigenen Alltag. Man lernt eine Menge und man gewinnt eine Menge."

Der achtteilige Schulungskurs beinhaltete monatliche Treffen mit Austauschrunden, Fallbesprechungen und fachspezifische Themen, erklären die beiden. Die Ehrenamtlichen wurden dann in der Regel einer Station zugeordnet. Meist fanden die Besuche einmal wöchentlich statt – bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie. "Von außen durfte keiner mehr ins Klinikum rein.", berichtet Wagner.

"Offener und ehrlicher Austausch"

"Für mich waren die Austauschrunden sehr wichtig", erinnert sich Renate Bärnklau. "Es gibt Situationen, die nicht einfach sind. Wenn man da weiß, dass man sich mit jemanden austauschen kann, der sich mit der entsprechenden Problematik auskennt, ist das beruhigend." Wie die ehrenamtliche Seelsorgerin fortfährt, habe sie in diesem Kreis wirklich all das vorbringen können, was sie bedrückt und was sie gefreut habe. Und nichts von alledem sei nach außen gedrungen. "Das war ein offener und ehrlicher Austausch."

Interessenskonflikte mit den hauptamtlichen Seelsorgern habe es nie gegeben, merkt Sibylle Wagner an: Man sei sich nicht ins Gehege gekommen. Denn die reine Seelsorge habe man natürlich den Pfarrern überlassen. "Es gibt Menschen, die eher nach dem Pfarrer fragen, weil sie sich von diesem Gespräch etwas anderes versprechen. Und diese Möglichkeit sollen sie natürlich auch haben", betont sie.

"Aber ich denke mal, einfach dieses Dasein und Zeit haben, zuhören und vielleicht auch etwas Wirkungsvolles sagen, darum haben wir uns alle bemüht. Und darum geht es auch bei der ehrenamtlichen Klinikseelsorge." Interessenten für diesen Dienst können sich bei Klinikseelsorgerin Sabine Dachauer, E-Mail sabine.dachauer[at]kliniken-nordoberpfalz[dot]ag, melden.

Weiden in der Oberpfalz22.10.2021

„Es war einfach schön, Menschen zu treffen, die sich gefreut haben, dass man gekommen ist. Ich bin oft raus aus den Krankenzimmern, mit dem Gefühl, dass ich den Leuten weitergeholfen habe.

Renate Bärnklau, scheidende ehrenamtliche Klinikseelsorgerin

 
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