Erstmals gab es heuer keinen Einmarsch der Büttnersleut, kein Befreien des eisigen Kerns aus dem Fass Eisbock und kein Ausschenken des fast noch gefrorenen, süffigen Trunks an die Honoratioren. Der Vorstand der Brauerei hatte den oberfränkischen Traditionsbewahrern wegen des Corona-Virus verboten, die Stadt zu verlassen. Zum Glück hatten „Postkeller“-Wirt Uli Meyer und Brauereivertreter Richard Schiffl vorgesorgt und genügen von dem starken Stoff im Keller eingelagert. Drum hieß es, trotz der fehlenden Männer aus Kulmbach: „Salve pater patriä, bibas princeps optime!“
Prost! Schiffl, Oberbürgermeister Kurt Seggewiß, der designierte Postkeller-Wirt-Nachfolger Sebastian Meyer, Heimatring-Chef Heiner Vierling, die Bürgermeister Jens Meyer und Lothar Höher sowie „Bruder Barnabas“ Wilhelm Moser stießen zum Tusch der „Waldnaabtaler Bauern-Muse“ mit dem heurigen Eisbock an. Neun Monate – „wie ein Kind im Mutterleib“ – habe die Bierspezialität im Keller bei minus 1 Grad gelagert, berichtete Schiffl. Mit seiner intensiven dunklen Farbe sei er schon fast als schwarz zu bezeichnen, sei Malzaromatisch im Antrunk und mit leichter Hopfenbitterkeit im Abgang. Mit einer Stammwürze von 21 Prozent und einem Alkoholgehalt von 9,2 Prozent sei er vorsichtig zu genießen. Oberbürgermeister Seggewiß, dem es heuer erspart blieb, das Fass an zu zapfen, lobte den starken Trunk. Mit seinem hohen Stammwürzegehalt könne man den Eisbock fast als Desinfektionsmittel nutzen. Corona also kein Thema mehr.
Nach dem Ausfall des Salvator-Anstichs in München sei der „Postkeller“ in Weiden nun der „Starkbier-Mittelpunkt Bayerns“, stellte „Bruder Barnabas“ Wilhelm Moser fest. Moser gab zum 20. Mal den Fastenprediger an Weidens Nockherberg und schenkte auch heuer wieder kernig ein. Fast alle der zahlreichen Stadträte und Kandidaten im gut 200 Personen fassenden Saal bekamen ihr Fett weg – allen voran alle um die Seggewiß-Nachfolge Kämpfenden. Zuerst habe es so ausgeschaut, als ob Jens Meyer und Lothar Höher den OB- Posten zusammen auf 450-Euro-Basis machen könnten. Dann sei Hans Blum „ins Fettnapferl getreten“, weil er den „Herrn der Ringe“, Vierling, vorgeschlagen habe. Und schließlich habe eine „Kandidaten-Findungskommission“ einen „gewissen Benjamin Zeitler“, den „keiner gekannt und der auch gar nicht gewollt“ habe, aus dem Hut gezaubert. Jetzt gebe es 261 Kandidaten für den Stadtrat auf neun Listen und fünf OB-Kandiaten. Da sei es sicher, dass 221 und 4 Verlierer dabei sein werden.
Hans Forster (CSU) kam, wie fast jedes Jahr, auch wieder dran. Weil er auf dem Zeitungsbild vom Geburtstag Annette Karls „anscheinend als einziger Roter“ zu sehen gewesen sei und sogar beim Fasching der „SPD 60 plus“ aufgetaucht sei. Selten gebe es ein paar „Hans-Forster-freie“ Zeitungsseiten im „Neuen Tag“. Moser schnitt auch die Weidener Dauerthemen an: Lerchenfeld-Bahnhofs-Durchstich, barrierefreier Bahnhof und das „typisch Weidener Beschwerde-Einlegen“. Beim Campus-Fest der OTH hätten sich „gleich zwei Leute“ über den Lärm beschwert. Bei der nächsten Serenade habe Stadtrat Reinhold Wildenauer, um eine weitere Beschwerde zu vermeiden, sein Schlagzeug mit Schaffell überzogen. „Schnellschüsse“ der Stadtverwaltung, der „Volksmusik-Stammtischler“ und „Experten-Senior“ Höher, die Bürgerliste, die „sich um Kaugummi-Automaten“ kümmere statt um wichtigere Dinge, und die zahlreichen SPD-Größen, die Sabine Zeidler nach Weiden geholt habe, kamen ebenfalls zur Sprache. Tosenden Applaus gab es für den Mönch.
Den Rest des Abends gestalten die „Altbairischen“, die den „Oberpfälzer Dreher“ und die „Bauernpolka“ zeigten, sowie die „Waldnaabtaler Bauern-Muse“ unter der Leitung von Helmut Kutz, die mit zünftiger Bierzeltmusik die weit über 200 Gäste begeisterte.
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