Weiden in der Oberpfalz
13.09.2018 - 17:42 Uhr

Eisenbahn bringt den Aufschwung

Glorreiche Zeiten brechen an, als Weiden Anschluss an das Schienennetz der Eisenbahn findet. Vor allem der Wirtschaft bringt es Aufschwung, wie Eisenbahnexperte Horst Scheiner in einem spannenden Vortrag beim Heimatring porträtiert.

von FSB
Horst Scheiner bei seinem Referat. Bild: fsb
Horst Scheiner bei seinem Referat.

Das Interesse an Weidens Eisenbahngeschichte war an diesem Abend groß. Im voll besetzten Saal der "Almhüttn" begrüßte Vorsitzender Günther Magerl neben den Mitgliedern des Heimatrings auch viele Gäste. Horst Scheiner vom Eisenbahnmuseum blickte als Gastreferent auf 155 Jahre Eisenbahn Weiden und 45 Jahre Eisenbahnmuseum Weiden. Ausführlich beleuchtete er die historische Entwicklung der Eisenbahnerstadt Weiden und die lange wirtschaftliche Tradition in der Eisenbahn-Industrie.

Vor etwa 180 Jahren nahmen die ersten Dampfeisenbahnen in Europa ihren Dienst auf und begannen sich zu rentieren. Als erste Eisenbahn Deutschlands wird offiziell die "Bayerische Ludwigsbahn" mit der erstmaligen Fahrt der Lokomotive "Adler" am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth angesehen. Überall in Bayern gründeten sich Komitees, die vom königlichen Haus verlangten, auch ihre Stadt an das Eisenbahnnetz anzuschließen.

Schlör sei Dank

Der letzte bayerische Handelsminister, Gustav von Schlör, erreichte, dass eine Strecke von Schwandorf/Irrenlohe über Weiden nach Bayreuth führte, und begründete damit den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Mit Girlanden und Fähnchen geschmückt, erreichte am 1. Oktober 1863 der erste Zug nach einer 102-minütigen Fahrt über 39,7 Kilometer Weiden.

Seit dem Bahnbau entwickelte sich Weiden prächtig. Die Stadt wurde 1864 Sitz einer Betriebsinspektion, ab 1.1.1875 bis 1907 eines Oberbahnamtes. 1876 und 1892 wurde der im Juli 1863 fertiggestellte Bahnhof erweitert. 1896 wurde an der "Oberen Scheibe" im Norden Weidens die "Zentralwerkstätte" der Königlich-Bayerischen Staatsbahn für die Instandhaltung von Schienenfahrzeugen mit 104 Beschäftigten eröffnet, die immer wieder vergrößert werden musste. 1901 wurde eine auch für die Stadt zuständige Werkfeuerwehr gegründet, 1910 eine Bahnpolizeistation. Ab dem Jahr 1907 hieß das Werk "Hauptwerkstätte", ab 1923 EAW (Eisenbahn-Ausbesserungswerk), ab 1926 RAW (Reichsbahn-Ausbesserungswerk). Während des Dritten Reiches wurden unter dem Bahnhofsvorplatz Luftschutzbunker errichtet. Im Ausbesserungswerk wurden nach dem Krieg Tausende kriegsbeschädigter Waggons aufgearbeitet und Spezialwaggons gebaut.

Im Spitzenjahr 1948 beschäftigte das AW 2608 Mitarbeiter. Mit dem Rückgang der Dampf-Tradition wurde 1965 die Dampflokunterhaltung aufgegeben. Man übernahm die Güterwagen-Aufarbeitung. Am 11. Mai 1987 erfolgte der "Roll-out" des ersten Interregio-Wagens. Nach einem Brand 1987 wurde das AW aufgelöst und die Firma PFA (Partner für Fahrzeugausstattung) gegründet. 1992 wurden die ersten Pendolinos ausgeliefert. Nach der Insolvenz der PFA stieg für zwei Jahre die Schweizer Schienenfahrzeugbaufirma Stadler ein, die den "Alex" baute. Seit 2010 sitzt die "Oberpfälzische Waggon-Service GmbH" (OWS) am Standort.

Lok als Denkmal

Ab dem Winterfahrplan 1974 wurde der Dampflokbetrieb eingestellt, 1994 die Deutsche Bundesbahn privatisiert und von der Deutschen Bahn AG (DB) abgelöst. 1999 wurde das Weidener Betriebswerk aufgelöst. Erst 1997 wurde eine schon 1962 zugesagte Denkmallok, eine Schrottlokomotive aus der früheren DDR, vor dem ehemaligen AW aufgestellt.

Die Eisenbahn liegt den Mitgliedern des Modelleisenbahnclubs besonders am Herzen. Sie beschlossen, ihre privaten Exponate auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und so wurde 1973 das "kleine Weidener Eisenbahnmuseum" eröffnet. Damit beendete Scheiner sein mit viel Applaus bedachtes Referat.

Günther Magerl blickte abschließend auf die vergangenen Veranstaltungen zurück und lud zum Festabend "Tag der Heimat" am 22. September in der Max-Reger-Halle und zur Besichtigung des Staatlichen Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums für Milchviehhaltung in Almesbach am 9. Oktober ein.

 
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