Weiden in der Oberpfalz
18.01.2024 - 15:12 Uhr

Elektrifizierung der Bahnstrecke von Marktredwitz nach Regensburg: Das sagen die Bürger in Weiden dazu

Die Bahnstrecke von Marktredwitz über Weiden nach Regensburg soll elektrifiziert werden. Nun will die Deutsche Bahn in Weiden hören, was die Bürger umtreibt. Lärmschutz und Barrierefreiheit sind wichtige Themen.

Wenn es nach der Deutschen Bahn (DB) geht, sollen schon bald die Züge schneller, öfter und mit weniger Ausfallrisiko über die Gleise rollen. Deutschlandtakt nennt die Bahn ihren Plan, bei dem gleichzeitig die Strecken elektrifiziert und Bahnhöfe erneuert werden sollen. Unter anderem die Strecke von Marktredwitz über Weiden nach Regensburg. Grundsätzlich hört sich das positiv an. Menschen, die in der Nähe von Bahngleisen wohnen, könnten das allerdings anders sehen. Für sie ist schneller und öfter gleichzusetzen mit mehr Lärm und mehr Erschütterungen. Diese und weitere Bedenken wollte die DB am Mittwoch mit einem "Infomarkt" für Bürger in Weiden zerstreuen. Interessierte konnten sich in der Max-Reger-Halle in Weiden an Themeninseln und im Gespräch mit Mitarbeitenden über die Ausbahnpläne des Ostkorridors-Süd informieren.

Glatteis am Mittwoch machte den Weg für Interessierte nicht einfach. Boris André Meyer, Projektkommunikator für den Ostkorridor, erklärt, dass bereits die Überlegung im Raum stand, den Infomarkt wegen des Wetters abzusagen. "Aber wir wollen niemanden vor verschlossenen Türen stehen lassen. Wir wissen, dass zu dem Thema Gesprächsbedarf besteht und wollen den Leuten zeigen, dass wir ihre Sorgen ernst nehmen."

Wenig konkretes

Tatsächlich kämpften sich gleich zu Beginn circa 20 Weidener über das rutschige Glatt vor der Max-Reger-Halle, um sich an sechs Ständen zum Stand der Planung, zur Elektrifizierung, zum Deutschlandtakt, doch insbesondere auch zu den Themen Lärmschutz, Streckenführung und Barrierefreiheit am Bahnhof Weiden zu informieren. Geboten wurde unter anderem eine detaillierte Ansicht des Streckenverlaufs, mit allen angrenzenden Häusern, verschiedenen Streckenvariationen und die unterschiedlichen Optionen zum Lärmschutz. Zum Bahnhof Weiden gab es große Pläne von einem Durchstich der die Gleise komplett untertunneln soll und so den Bahnhof von zwei Seiten zugänglich macht, einem barrierefreien Konzept und sogar größeren Bahnsteigen.

"Das ist wichtig, dass man sowas einmal sehen kann, aber ich hätte mir schon etwas Konkretes gewünscht", urteilt ein Besucher, der aus Luhe-Wildenau kommt. "Ich wohne direkt am Gleis und möchte natürlich wissen, wie der Lärmschutz vor meinem Haus dann wirklich aussieht." Auch ein junger Weidener gibt ähnliche Rückmeldung: "Das hat man alles ja irgendwo schonmal gesehen oder gehört. Das ist nicht schlecht, alles gesammelt zu vermitteln, aber wirklich Neues ist nicht dabei."

Planungsphase

Woran das liegt, erklärt Norman Wilk, Gesamtprojektleiter für den Bahnausbau Nordostbayern. "Wir befinden uns gerade in der Vorplanung. Es gibt einen strengen gesetzlichen Rahmen und viele Regeln, die wir beachten müssen. Wir müssen genau ausrechnen, welche Streckenvariante den meisten Nutzen bringt. Danach wird für jeder Haus an der Strecke Lärm und Erschütterung gemessen, um die korrekten Schutzmaßnahmen zu treffen." Ihm sei bewusst, dass Unverständnis über die die Dauer herrscht, die es braucht, bis der Ausbau beginnt. "Aber wir machen das nicht, weil wir es so wollen. Wir müssen auf die Bedenken jedes Bürgers eingehen. Das erfordert viele Gespräche, ganz präzise Planung und eine Menge Zeit." Sein Kollege Bors André Meyer fügt hinzu: "Wir bauen auf einer 150 Jahre alten Strecke und bauen für mindestens die nächsten 150 Jahre. Das muss richtig gemacht werden."

Barrierefreiheit

Besonders die fehlende Barrierefreiheit am Bahnhof Weiden sorgt seit langem für Diskussionen. Ein älterer Besucher aus Weiden erzählt: "Meine Frau ist schwerbehindert. Mittlerweile fahren wir nicht mehr vom Bahnhof Weiden, weil es eine Anstrengung für sie ist, überhaupt in den Zug zu kommen. Da hätte ich gerne erfahren, wann der Umbau losgeht. Sie reden jetzt schon seit zehn Jahren darüber." Auf Rückfrage hat Norman Wilk keine genauen Informationen. Er könne keinen seriösen Angaben machen, wann es losgeht oder auch nur, ob es vor den 2030er Jahren möglich ist. "Fakt ist: Der Bahnhof Weiden und der Bahnhof Schwandorf kommen beim Streckenausbau an erster Stelle. Mehr kann ich in der jetzigen Phase noch nicht sagen." Wenn es damit losgeht, wird auch die Barrierefreiheit am Bahnhof Weiden ausgebaut.

Zumindest welche Umbaumaßnahmen genau geplant sind, kann Wilk verraten: "Gerade ist das Problem, dass die Bahnsteige zu klein sind. Wir haben ganz einfach keinen Platz für einen Fahrstuhl." Deshalb sollen die Bahnsteige vergrößert werden. Dazu müssen aber alle Gleise versetzt werden, was zu langen Baustellen führt. Norman Wilk erhofft sich dadurch aber, dass der Bahnhof danach allgemein übersichtlicher und Umsteigen für die Gäste bequemer wird. "Außerdem erneuern wir die komplette Technik am Bahnhof samt Gleisstellwerk. Dadurch verbessert sich zusätzlich die Ausfallsicherheit der Bahnstrecke."

Für die Barrierefreiheit in Weiden sind neben Aufzügen, erneuerte akustische und optische Signalgeber, Blindenleitstreifen auf dem Boden sowie tastbare Markierungen zur Orientierung für Sehbehinderte geplant. Im selben Zug werden auch die Dächer und alle Anzeigen des Bahnhofs erneuert. Dazu kommt noch der Durchstich unter den Gleisen, durch den die Westseite besser erreichbar wird.

Der "Infomarkt" ist Teil einer Reihe ähnlicher Veranstaltungen, die laut DB über den Frühling hinweg im gesamten Ausbaugebiet stattfinden sollen um Bürgerstimmen zu hören. Die nächste Veranstaltung soll am 31.Januar im Rathaus Wiesau statt finden und wird die selben Stände zeigen. Neue Informationen soll es am 19.Februar in der Nordgauhalle in Nabburg geben. Alle Informationen der Veranstaltungen sind auch im Internet unter https://www.bahnausbau-nordostbayern.de/regensburg-marktredwitz.html zu finden.

Info:

Auswirkungen der Elektrifizierung der Strecke Hof - Regensburg

  • Beschleunigung der Strecke um 20 Minuten
  • Mehr Ausfallsicherheit
  • Neue Schall- und Erschütterungsschutzmaßnahmen auf der gesamten Strecke
  • 30-minütige Taktung im Regionalverkehr für Knotenbahnhöfe wie den Bahnhof Weiden

Quelle: Deutsche Bahn; https://www.deutschlandtakt.de/konzept/; https://www.bahnausbau-nordostbayern.de/nordoberpfalz-pa-31.html

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Weiden in der Oberpfalz02.10.2023
 
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