Eine schöne Erkenntnis: Niemand muss in Weiden im Dunkeln oder in der Kälte sitzen. Allerdings blühte manchen großen Energiebeziehern tatsächlich genau dieses Schicksal - und das kurz vor Weihnachten. Denn die Deutsche Energie GmbH (DEG) hat die Lieferungen Knall auf Fall eingestellt. Betroffen davon waren vor Ort exakt 19 Strom- und 8 Gaskunden - darunter auch die Stadt Weiden mit ihren Liegenschaften.
Weshalb der Oberbürgermeister beim Neujahrsempfang der Stadt seinem Ärger freien Lauf ließ: über die Folgen von unkontrolliertem Privatisierungswahn. Die Stadt müsse auch die Energiezulieferung europaweit ausschreiben, und der billigste Anbieter bekomme wie immer den Zuschlag, erzählte er. In diesem Fall Anfang des Jahres eben die Deutsche Energie GmbH mit Sitz in Erlebenbach (Baden-Württemberg). Problem dabei, laut Seggewiß: Das Unternehmen mit 100 Mitarbeitern kalkulierte scharf mit sinkenden Energiepreisen - das Gegenteil trat ein. "Und die schönen Zahlen stimmten plötzlich nicht mehr."
Die offenbar sträflich spekulativen "Kampfpreise" der DEG, gegen die auch die Stadtwerke Weiden keine Chance hatten (mit Ausnahme der Straßenbeleuchtung), brachen dem Versorger das Genick. Kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember, stellte er die Lieferung von Strom ein, anderntags auch die von Gas. Insolvenz meldete das Unternehmen am 27. Dezember an.
Nun also kamen doch noch die Stadtwerke zum Zuge - aber eher wider Willen. Neben der Stadt Weiden drohte auch bei einigen Unternehmen, das Licht auszugehen. Anders als bei Privatkunden müssen die Stadtwerke hier im Notfall nicht zwangsläufig die Grundversorgung mit Energie sicherstellen. Sie taten es trotzdem.
"So kurz vor Weihnachten war das alles andere als leicht, wegen der Wechselprozesse und Abrechnungen", berichtet Stadtwerke-Vorstand Johann Riedl. Viele Überstunden seien nötig gewesen, um die DEG-Kunden in neue, ordentliche Energieverträge zu bringen. Höhere Ironie: Auch den Stadtwerken blieb der Billigversorger etwas schuldig - Netzentgelte.
OB Seggewiß nimmt die Geschichte nun als Beispiel, wie neoliberale Tendenzen besonders auch im Europaparlament auf das Leben vor Ort durchschlagen können: "Das kommt dabei raus, wenn wir die Energieversorgung solchen Unternehmen überlassen." Möglich, dass das Schicksal der DEG ja zu einem Umdenken an entscheidenden Stellen führt: Zu ihren rund 50 000 Energiekunden zählte ja auch der Deutsche Bundestag ...
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