Bilder von niedergeknüppelten Demos sind aus Russland nicht ungewöhnlich - doch was am Wochenende dort passiert ist, geht offensichtlich weiter. Der Kreis der Protestierenden wächst, beschränkt sich nicht mehr nur auf wenige prowestliche Gruppen. Die heftige Reaktion der Sicherheitskräfte spricht klar für die Nervosität im Apparat.
Grund, nervös zu werden, haben auch deutsche Politiker vieler Parteien, die oft mit ihrer Russlandbegeisterung aufmerksam machen. Bekannt ist das von der "Linken". Die SED-Nachfolger sehen in aggressiver Außenpolitik, Nationalismus oder Homophobie nur dann ein Problem, wenn es nicht aus Russland kommt. Gregor Gysi machte sich regelmäßig lächerlich, weil ihm auch die offensichtlichsten Beweise nicht reichten, um die Schuldigen für den Giftanschlag auf Nawalny zu benennen: den russischen Staat.
Aber auch die SPD setzt auf Russland. So pro-europäisch sind die Genossen nicht, um auf die Ostseepipeline zu verzichten, wie es sich viele EU-Partner wünschen. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Schwesig hat nicht einmal ein Problem, mit russischem Geld eine Stiftung zu gründen, um ein Embargo zu unterlaufen.
Aber auch der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet gilt als Russlandfreund, der sich mit Kritik oft schwer tut. Nach diesem Wochenend dürfte es eher schwer fallen, auf klare Worte zu verzichten. Die eigene Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel.