Weiden in der Oberpfalz
10.04.2019 - 17:16 Uhr

Wer entscheidet: Mensch oder Maschine?

Künstliche Intelligenz ist nicht mehr aufzuhalten. Doch sie hat auch Schattenseiten. Bei der E-Commerce-Nacht wird das deutlich.

Veranstalter und Referent der E-Commerce-Nacht (von links) Norbert Weig, Matthias Bauch, Ralf Mager, OTH-Vizepräsidentin Christiane Hellbach, Profesor Marco Nierschl und Kilian Kost. Bild: Bühner
Veranstalter und Referent der E-Commerce-Nacht (von links) Norbert Weig, Matthias Bauch, Ralf Mager, OTH-Vizepräsidentin Christiane Hellbach, Profesor Marco Nierschl und Kilian Kost.

Wie schnell die Entwicklung in der digitalen Welt voranschreitet, zeigte die achte E-Commerce-Nacht an der OTH in Weiden. „Vor acht Jahren war E-Commerce noch ein Novum“ sagte OTH-Vizepräsidentin Christiane Hellbach und verwies auf die Tagesordnung, die unter anderem den Schwerpunkt künstliche Intelligenz (KI) beinhaltete. Norbert Weig von Fotopuzzle.de und OTH-Professor Marco Nierschl hatten die Veranstaltung organisiert.

Im ersten Vortrag sprach Matthias Bauch vom Software-Unternehmen Synnotech AG in Regensburg über KI und stellte als ihre Schattenseite fest: „Sie ist kaum zu regulieren oder von einer Regierung zu kontrollieren.“ Menschen müssten sich fragen: „Treffe ich die Entscheidung oder hat dies eine künstliche Intelligenz gemacht?“ So sollen bereits 35 Prozent der Artikel in Warenkörben des E-Commerce aufgrund verhaltensbasierter Empfehlungen darin abgelegt worden sein, sagt der Experte. Personalisierte Angebote aus den gesammelten großen Datenmengen zu entwickeln, ist schließlich einer der vielen Aufgabenbereiche der künstlichen Intelligenz. Bauch erklärte die wichtigsten Begriffe der Künstlichen Intelligenz unter anderem Maschinelles Lernen (Deep Learning) oder Datenmuster finden (Data Mining). Für Bauch bedeute KI, dass dabei nicht nur Daten massenhaft verarbeitet werden, sondern auch Konsequenzen aus Entscheidungen gezogen und Lernprozesse ausgelöst werden.

Dass so viel über KI gesprochen werde, liege an den vorhandenen riesigen Datenmengen, den immer schneller werdenden Rechnern, billigeren Speicherplätzen und leistungsfähigeren Prozessoren. Mit KI können Algorithmen entwickelt und ständig verbessert werden, um dadurch Lösungen zu optimieren.

Wie die Maschine lernt, zeigte Bauch am konkreten Beispiel einer KI-gesteuerten Lackmischungsanlage. Sie könne „messen, warten, codieren und korrigieren“. Die dahinterstehende Philosophie sei „gut oder schlecht“, heiße das Entscheidungskriterium, und führe immer zu „besseren Lösungen, mehr Umsatz und effizienterem Ressourceneinsatz“. Erlaubt aber müsse auch die Frage sein: „Ist das auch nützlich für das Gemeinwohl?“

Wie ein traditionelles Unternehmen sich an die E-Commerce-Welt anpasst, darüber referierte Ralf Mager von Lodenfrey in München. „E-Commerce ist ein Knochenjob, wir haben acht Jahre damit kein Geld verdient“, berichtete der Unternehmensvertreter. Sein wichtigster Praxistipp lautete: „Denken Sie wie Ihr Kunde, nicht in den Kanälen stationär oder digital.“ Digitale Inhalte müssten sich immer im stationären Handel „widerspiegeln“. Die Entwicklung von IT-Prozessen dürfe nicht alleine den Informationstechnikern überlassen bleiben, sondern immer auf Praxisnähe geprüft werden.

Die juristische Seite des E-Commerce behandelte Rechtsanwalt Kilian Kost von der Kanzlei Wilde, Beuger, Solmecke. „Für einen Newsletter braucht man immer eine Einwilligung“, stellte er fest. Zum Thema Schleichwerbung sagte er anhand aktueller Influencer-Beispiele: „Kommerzielle Kommunikation muss immer als solche erkennbar sein.“ Beim Voice-Commerce (Alexa und andere) hinke das Recht noch hinterher. Ausführlich wurde auch über Abmahnungen gesprochen und empfohlen: „Lassen Sie sich vor einer Reaktion beraten.“ Auch Abmahnungen müssten zahlreiche Formvorschriften erfüllen, um wirksam zu sein. Bei Verstößen gegen die Datenschutzgrundverordnung hätten Gerichte bisher Abmahnungen nicht zugelassen.

Wie künstliche Intelligenz funktioniert, erläutert Matthias Bauch. Bild: Bühner
Wie künstliche Intelligenz funktioniert, erläutert Matthias Bauch.
 
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