Weiden in der Oberpfalz
03.08.2018 - 17:01 Uhr

Essen wie ein Gorilla

Tiefkühl-Pizza mit Schinken und Käse. Das ist das letzte Fleischgericht, dass Gloria Bauer gegessen hat. Das war 2003. Heute lebt sie sogar vegan und gründete die Regionalgruppe "ProVeg Weiden". Für sie ist Veganismus kein Verzicht, sondern vor allem Spaß.

Gloria Bauer ernährt sich seit zwei Jahren vegan. Auf ihrem Speiseplan stehen Gemüse, Früchte, Nüsse und Getreide. Was daraus alles entstehen kann, zeigt sich beim öffentlichen veganen Brunch am 5. August im Park. Gabi Schönberger
Gloria Bauer ernährt sich seit zwei Jahren vegan. Auf ihrem Speiseplan stehen Gemüse, Früchte, Nüsse und Getreide. Was daraus alles entstehen kann, zeigt sich beim öffentlichen veganen Brunch am 5. August im Park.

Sie bekam eine Broschüre über die schädlichen Auswirkungen von Fleischkonsum in die Hand. "Ich war so schockiert, dass ich von einen Tag auf den anderen Vegetarierin geworden bin." Doch auch das habe sich immer noch nicht stimmig angefühlt. "Das war noch nicht das Gelbe vom Ei. Hühner und Kühe leiden ja trotzdem noch." Doch ganz auf Eier und Käse zu verzichten, der Gedanke war der heute 38-jährigen Weidenerin zu kompliziert. Auch die Auswahl an veganem Essen sei nicht so groß wie in größeren Städten, in denen längst viele Restaurants nur Pflanzliches anbieten. Doch Schritt für Schritt hat sie sich an das Thema angenähert. "Ich habe etwas gegessen und gemerkt, wenn ich jetzt den Käse weglasse, ist es vegan." Vieles sei vegan, ohne dass man es bemerke: Wie Falafel-Sandwich oder Pommes mit Ketchup.

Dann hat sie in einem Internetforum folgenden Text gelesen: "Schau dir diese drei Dokus an und du lebst vegan." Es war ein Film über die negativen gesundheitlichen Auswirkungen von Fleisch- und Milchprodukten wie Osteoporose und Krebs, ein Film über negative Umweltfolgen ("Um 1 Kilo Rindfleisch herzustellen, braucht man 12-20 Kilo Getreide") und über ethische Aspekte (Bauer: "Da hab ich nur 30 Minuten zugeschaut, das war so grausam und ich war eh schon überzeugt.")

Seit 2 Jahren lebt sie vegan und engagiert sich seit Frühjahr diesen Jahres auch. Die gebürtige Neumarkterin, die der Liebe wegen nach Weiden kam, hat mit neun anderen Mitstreitern die Regionalgruppe von "ProVeg", eine Organisation für pflanzliche Lebensweise, gegründet. Auch bei "Weiden träumt" hatte "ProVeg Weiden" einen Stand: "Viel mehr Menschen als ich dachte sind aufgeschlossen für Veganismus. Viele haben gesagt: 'Endlich passiert da mal was.'"

Auch am kommenden Sonntag, 5. August, ab 11 Uhr passiert wieder was: Die Gruppe lädt zum veganen Mitbring-Brunch auf der Wiese vor dem Pavillon im Max-Reger-Park. Auf der Facebook-Gruppe kündigen einige an, was sie mitbringen: Gemüsemuffins, Mohnkuchen, selbst gemachtes Dinkelvollkorn- Chia- Brot, Sojamedaillons oder Kartoffelsalat. Das hört sich nicht gerade nach einseitiger Ernährungsweise an. Ein Argument, das Veganer oft hören, wie Bauer berichtet. "Oft höre ich: 'Ach, das darfst du ja nicht essen.' Dann sage ich: 'Nein, ich will das nicht esse.' Es geht mir nicht um Verzicht oder Dogmen. Vegan leben macht Spaß." Ihr fehle auch nichts. Oft tauche die Frage auf: "Wo bekommst du deine Proteine ohne Fleisch her?" Bauer antwortet dann: "Es gibt Mais, Soja, Getreide. Wo bekommt denn die Kuh ihre Milch her? Die größten Säugetiere der Welt sind Pflanzenfresser, wie Elefanten, Giraffen oder Gorillas. Die haben doch auch Kraft."

Bauer ist überzeugt von ihrer Lebensweise, doch im Urlaub in einer fremden Stadt esse sie auch manchmal Pizza mit Käse. "Keiner in unserer Regionalgruppe schafft es, 100 Prozent vegan zu leben. Wir halten nichts von Dogmen. Es soll Spaß machen." Auch Leute, die an der Gruppe und ihren Aktionen interessiert sind, gibt sie auf den Weg: "Jeder, der interessiert ist, kann vorbei kommen. Offenheit und Neugierde ist das Wichtigste, und die Bereitschaft etwas Abstand von seinen Gewohnheiten zu nehmen."

Info:

Tipps für Interessierte

Für alle, die den veganen Lebensstil ausprobieren wollen, hat Gloria Bauer vier Tipps zusammengestellt.

  • Ausprobieren und neugierig sein: Zum Beispiel schmeckt kein pflanzlicher Milchersatz wie der andere. Es gibt Drinks aus Hafer, Reis, Soja, Mandel und vielen andere Sorten. Einfach mal durchprobieren. Das gilt auch für andere vegane Produkte wie etwa Tofu.
  • Schritt für Schritt: Niemand muss von heute auf morgen vegan leben. Die Umstellung dauert oft Jahre. Man kann zum Beispiel auch bei der Körperpflege (ohne Tierversuche und tierische Inhaltsstoffe) oder bei der K,leidung (etwa kein Leder, Pelz oder Seide) anfangen. Jeder Schritt zählt.
  • Koche selbst bzw. lerne es: Fleisch schmeckt auch nicht einfach so, sondern wegen der Gewürze. Es dauert eine Zeit, bis man ein Gefühl für Geschmacksrichtungen bekommt. Veganes Kochen will gelernt sein, am Anfang hilft ein veganes Kochbuch.
  • Blutwerte kontrollieren lassen: Das ist grundsätzlich für alle wichtig. Vegan lebende Menschen sind meist sogar besser versorgt, weil sie wissen, auf was sie achten müssen (etwa Vitamin B12).
Info:

Veganer Mitmach-Brunch

"ProVeg Weiden" veranstaltet seinen ersten verganen Mitbring-Brunch. Treffpunkt ist am 5. August bei gutem Wetter um 11 Uhr auf der Wiese vor dem Pavillon im Max-Reger-Park. Dazu einfach eine Picknickdecke, Sonnenschutz, Geschirr, vegane Speisen (süß, herzhaft, warm, kalt) und Getränke mitbringen. Aber auch Leute, die kein veganes Essen mitbringen und nur mal probieren oder "reinschnuppern" wollen, sind willkommen.

Gloria Bauer präsentiert eine vegane Eiskreme. Gabi Schönberger
Gloria Bauer präsentiert eine vegane Eiskreme.
Die "Exotic Nice-Cream" basiert auf gefrorenen Bananen, ganz ohne Zuckerzusatz, ohne Eismaschine und schnell zubereitet. Gabi Schönberger
Die "Exotic Nice-Cream" basiert auf gefrorenen Bananen, ganz ohne Zuckerzusatz, ohne Eismaschine und schnell zubereitet.
 
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