Gehütete Kleinode wurden am Sonntag von 10 bis 16 Uhr in den Kultursaal gebracht, genauso wie Sachen, die „schon lange in irgendeiner Ecke herumgelegen“ hatten. Die Spanne der durch die Fachleute geschätzten Werte reichte von 20 bis 5000 Euro. Zinn und Porzellan, sakrale Kunstwerke und profane Stücke, Bilder und Schmuck, Uhren und Kerzenständer – es gab fast nichts, was es nicht gab. Das fundierte Wissen des Goldschmieds Gruhle, des Antiquitätenhändlers Strehl, des Experten für sakrale Kunst Bunk und der Museumsleiterin Vorsatz war aufs Äußerste gefordert, um Unechtes von Wertvollem und Seltenes von Allerwelts-Krempel zu unterscheiden.
„Im Schreiben schnell, im Leben brav – so ist und bleibt der Stenograf“. Diese Inschrift auf einem Bierkrug mit Zinndeckel, den Norbert Freundorfer vorlegte, konnten wenige entziffern, denn sie stand in Gabelsberger-Kurzschrift auf dem Krug. „Eine absolute Rarität“, so Antiquitätenhändler Georg Strehl. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war der Krug anlässlich einer Feier vom damaligen Stenografenvereins-Vorsitzendem Freundorfers Vater verliehen worden. Strehl taxierte den Wert des Kruges auf etwa 250 Euro. Ein anderer Bierkrug Freundorfers, der, so die Experten, nach dem Krieg in großer Stückzahl für amerikanische Kundschaft produziert worden war, wurde auf 50 Euro geschätzt. Eine große Vase des Herstellers Tritschler-Winterhalder mit einer Hinterglasmalerei des früheren Weidener Landgerichtspräsidenten Johann Baptist Fröhlich sei 120 bis 150 Euro wert, stellten die Schätzer fest.
Überraschend gab es Geschenke für Vorsatz' Museum. Sieglinde und Gert Flittner überließen Antiquitäten von ansehnlichem Wert, die sie mitgebracht hatten, kostenlos dem Stadtmuseum: ein silbern glänzendes Teeservice aus Messing, Nickel platiniert, einen Kerzenständer aus dem Jahr 1937 und eine Sechskant-Kanne aus Selb. Werner und Monika Wilzek hatten einen Zinnkrug, ein großformatiges Landschaftsbild und einen Engel mitgebracht. Zinn sei früher hoch geschätzt worden, berichtete Strehl. Mittlerweile sei das Interesse daran zurückgegangen – und dementsprechend auch die Preise dafür. Genauso wie für einen Reservisten-Krug. Dafür würden die Preise in letzter Zeit auch verfallen, sagte Strehl. In München gebe es einen Sammler, der 20 000 davon besitze. Wenn der Nachlass des 80-Jährigen einmal auf den Markt komme, könne man sich die Auswirkungen auf den Wert denken.
Ringe, Armbänder, andere Schmuckstücke und Uhren nahm Gruhle genau unter die Lupe. Mittels elektrischer Geräte prüfte er die Edelsteine auf Echtheit. Eine goldene Taschenuhr mit Widmung, die, außer der Zeit, auch Mondphase, Datum und Wochentag zeigt, könnte laut Uhrmacher Gruhle 3500 Euro erzielen. Viel weniger dagegen die Wanduhr einer, aus Würzburg stammenden, Familie. Das Uhrwerk stamme zwar aus der Zeit von 1825 bis 1840, das hölzerne Gehäuse weise Biedermeier- und neugotische Elemente auf. Leider sei es aber beschädigt und unfachmännisch nachbearbeitet, stellten die Fachleute gemeinsam fest.
Stefanie Voit aus Pirk legte ein Kaffeeservice vor, das Strehl „aus Lokalpatriotismus“ auf 250 Euro schätzte. Stadtarchivarin Vorsatz wusste von der einstigen Weidener Porzellanfabrik „Bavaria Ullersricht“ zu berichten, dass diese 1932 den Betrieb eingestellt hatte. Vorher habe sie „traumhafte Stücke“ im Stil „Art Deco“ produziert. Ähnlich schön waren Mokkatassen aus Schlesien, Gebäcktellerchen der Firma „Seltmann Vohenstrauß und Rosenthal-Porzellan" – nur leider nicht allzu wertvoll. Die Nachbildung eines Gnadenbildes aus der Augustinerkirche in München, eine Heiligenfigur, die den heiligen Thomas zeigt und ein „Fatschenkind“, ein gewickeltes Kleinkind, hätten viele hundert Euro bringen können, stammten aber, nach den Feststellungen der Experten erst aus den 70er Jahren.
Wertvollstes Stück war eine Weihnachtsdarstellung, die ein Weidener am Nachmittag vorstellte. Das 35 mal 20 Zentimeter große Bild aus der Mitte des 16. Jahrhunderts begeisterte die Experten. Sie taxierten es auf 5000 Euro.
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