Es waren die berühmten 68er. Studentenunruhen, Musik von Beatles und Stones, Jimi Hendrix und Doors, California Dreaming, Blumen im Haar. Hippie-Feeling. Und ich schwitzte als 16-Jähriger auf dem Bau. Es war, soweit ich mich erinnern kann, meine erste Ferienarbeit.
Als Schüler war das Geld immer knapp. Und so kam es gerade recht, dass ein Schulfreund drei Kumpel und mir ein Angebot machte. Seine Eltern würden ein neues Haus bauen und suchten noch Hilfskräfte. Vier Wochen am Bau. Beton mischen, mit der Schubkarre über schmale Bretter balancieren, Ziegel schleppen. Um den Wasserverlust (Stichwort "schwitzen") auszugleichen, mussten einige Liter Bier zugeführt werden. Was hat man nicht als junger Mensch schon alles vertragen? Immerhin: Warmes Mittagessen gab's auch. Und - darum ging's ja: Für jede Stunde fünf Mark auf die Hand. Was ich mit den insgesamt 800 Mücken gemacht habe, weiß ich gar nicht mehr genau. Sicher aber die eine oder andere Scheibe von Jimi Hendrix gekauft.
Ferienjobs spielten in meinem jungen Leben eine große Rolle. Nicht nur wegen des Geldes, ich tauchte auch in andere Welten ein. Zum Beispiel als Tankwart an der Autobahnraststätte Köschinger Forst nördlich von Ingolstadt. Ja, Anfang der 70er Jahre wollte der Autofahrer noch bedient werden. "Darf's voll sein?" "Nein, für 20 Mark reicht. Autobahn ist eh zu teuer." Windschutzscheibe putzen musste trotzdem sein. Zwei Schichten wechselten sich ab. Die weniger anstrengende von 8 bis 19 Uhr, elf Stunden, und die anstrengendere die Nacht durch von 19 Uhr bis 8 Uhr, 13 Stunden. Zwei Pinkelpausen. Mehr ging nicht. Ferienzeit. Die Fahrzeuge standen in vier Spuren, teilweise bis hinaus auf die Fahrbahn. Morgens um 4 Uhr war die Schlange am kürzesten, vielleicht 30 Meter lang. Geld gab's weniger als auf dem Bau, 4,50 Mark die Stunde. Dafür kam derselbe Betrag noch einmal über Trinkgelder rein. Mercedes-Fahrer zeigten sich eher zurückhaltend, hin und wieder aber auch spendabel. Und bei VW-Käfer-Fahrern war meist ein Fuffzgerl drin.
Gegen die Tanke war der nächste Job total entspannend. Mit einem 7,5-Tonner lieferte ich für einen Metzger aus Ingolstadt Fleisch und Wurst nach München. Vormittags eine Tour, nachmittags eine. Dazwischen in der Mittagspause Schweinebraten mit Knödel. Abends habe ich noch ein halbes Pfund Wurst mit nach Hause bekommen, am Freitag die doppelte Portion. Los ging es in der Früh um halb Sieben am Weißwurstkessel. Noch vor dem eigentlichen Frühstück. Inmitten der Metzger mit ihren dicken weißen Gummischürzen, ihren weiß-blau karierten Hemden und ihrem deftigen Witzen. Nach einer Woche habe ich begonnen, Fleisch und Wurst zu verschenken. Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Darf's a bisserl mehr sein? Ja, 10 Mark in der Stunde gab's oben drauf.
Tolle Sache. Aber der liebste Ferienjob war mir noch ein anderer. Vier Wochen wollte ich ihn machen, ein Jahr ist's geworden. Mehr dazu in der nächsten Folge dieser Serie.
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