Stadträtin Dagmar Nachtigall dankte in der ordentlichen Mitgliederversammlung der Tafel Weiden-Neustadt Vorsitzenden Josef Gebhardt für die Arbeit. „Wo soll man einen solchen Mann für die Nachfolge herbekommen?“ Sie habe die Idee, Kontakte zu knüpfen und die Arbeit auf mehrere Köpfe aufzuteilen.
„Ich befinde mich in einer Sinnkrise und habe daher beschlossen, nicht mehr für den Vorsitz zu kandidieren“, erläuterte Gebhardt. Wenn er sich in der Welt umsehe, wo Betrug und Abzocke in Wirtschaft und Politik, Missachtung ehrenamtlicher Arbeit, Beschimpfungen, Behinderung von Polizei und Rettungswesen vorherrsche, stellte Gebhardt sich die Frage, ob er durch sein ehrenamtliches Engagement noch dazu beitrage, dass dies so geschehen könne. Er hinterfrage die aktuelle Situation: "Sollte ich das System nicht eher bekämpfen, als mich selbst ausnützen zu lassen?"
Eigentlich wollte der Tafel-Chef noch zwei Jahre dranhängen, um zu beweisen, dass mit den Einnahmen aus dem Sekundärbereich zu zwei Drittel ein Geschäftsführer anzustellen sei. Gebhardt stellte klar, dass der Finanzzuschuss von Stadt und Landkreis begrenzt sei und die Kaltmiete bereits gezahlt wird. „Nachdem ich nun über sechs Jahre als Vorsitzender agierte, 30 Stunden und manchmal bis zu 50 Stunden wöchentlich arbeite, etwa 40.000 km mit dem Privat-Auto für die Tafel fuhr“, kündigte der Tafel-Chef jetzt "seinen Rückzug an". „Wir benötigen einen neuen Vorsitzenden und einen Stellvertreter." Bisher habe sich niemand gefunden. „Im Oktober 2020 soll die nächste Mitgliederversammlung mit Neuwahlen durchgeführt werden. Sollte bis dahin niemand gefunden werden, hat der Verein ab diesem Zeitpunkt keine Vorsitzenden mehr, denn Stellvertreter Bert Mayer tritt auch nicht mehr an“, sagte Gebhardt.
In den Räumen der Fichtestraße berichtete Gebhardt von gutem Nahrungsmittelbestand auch während der Corona-Zeit. Weil andere Tafeln geschlossen hatten und Gastronomiebetriebe ihre Bestände anboten, reichte die Ware gut aus. Die Anlieferung der Flohmarktware boomte. Probleme bereite aber aktuell die Obstversorgung, da Supermärkte nun häufig vor Geschäftsschluss die Preise senken.
Wegen fast Vollbeschäftigung und Rückgang der Asylbewerber sei die Zahl der ausgegebenen Warenkörbe etwas zurückgegangen. Auffällig sei der Anstieg von 642 zu versorgenden Kindern in der Stadt Weiden. 2019 waren 1195 Abholer in Stadt Weiden und Landkreis Neustadt/WN registriert, denen 1759 Erwachsene und 1049 Kinder angehören sowie 123 Asylbewerber. Zunahme gab es bei Großfamilien. Gebhardt bedankte sich bei seinen 70 Mitarbeitern und freute sich, dass in Corona-Zeiten 40 junge Menschen die Tafel unterstützten. Neue Räume im Nebengebäude wurden angemietet, wo ein Besuchercafé auf die Eröffnung wartet. 30.500 Euro von etwa 200 Spendern gingen 2019 ein. Hedwig Reger von der Tafel Vohenstrauß berichtete von verteilten 3339 Körben, die von 19 ehrenamtlichen Mitarbeitern befüllt wurden. Vohenstrauß hatte drei Wochen in der Corona-Zeit geschlossen. Ein momentaner Lebensmittelengpass entstand wegen des Abrisses und Neubaus zweier Einkaufsmärkte in Vohenstrauß gleichzeitig.
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