Zuerst waren die Wissenschaftler dran, später diskutierten die Zuhörer untereinander. Das OTH-Forschungscluster "Ethik, Technologiefolgenforschung und nachhaltige Unternehmensführung" hatte zum Studientag 2018 eingeladen. Einen Tag lang ging es darum, welche Nachteile die Digitalisierung mit sich bringt.
Gesellschaftspolitisch betrachtet fragte Helmut Kollhoff von der Amberger Zukunftsakademie: "Sägt die Digitalisierung den Ast ab, auf dem wir sitzen?" Kollhoff zeigte dabei auf, dass Technologien die Autonomie des Menschen bedrohen könnten. Laut Kollhoff beeinflussen sich Mensch und Technik gegenseitig. Manipulationen werden dabei nicht mehr bemerkt, Totalitarismus könne aufkommen. Oftmals gehe es in der digitalen Welt darum "wie kriege ich die Leute dazu zu tun, was ich will?"
Gefahren kämen dabei aus dem "Filter Bubble" in dem nur die eigene Meinung wahrgenommen wird. Immer wieder taucht der Gegensatz zwischen Kapitalinteresse und Gemeinwohl auf. Nachhaltigkeits- und Gemeinnützigkeitsstrategien im Digitalisierungsprozess könnten den Gefahren vorbeugen. "Doch Gemeinwohl geht nur mit der Autonomie des Menschen", sagt Kollhoff. Auch "eine Risikokompetenz ist unabdingbar". Drei "Visionen der Nachhaltigkeit" wurden formuliert: Datensparsamkeit, eine kritische digitale Bildung und ein gesetzliches Verbot von kapitalgesteuerter Monopolplattformen.
Maximilian Lukesch von der Universität Regensburg zeigte die rasante Zunahme der Online-Bestellungen und die damit verbundenen Konsequenzen in der Paketzustellung auf. In Metropolregionen gäbe es schon Lieferungen "bis heute Nachmittag". Weil Konsumenten keine Versandkosten wollten, gebe es in der Kurier-Express-und Paketdienstbranche extrem niedrige Verdienstspannen. Lukesch rechnet zudem vor: "Die Emissionen betragen durchschnittlich 9,2 Gramm CO2 pro Paketkilometer."
Vor den Gefahren von Manipulation im Netz warnte auch OTH-Professor Marco Nirschl. "Ist unsere Meinung tatsächlich unsere Meinung?", fragte er kritisch. Nirschl zählte auf, was das Netz alles über die Nutzer weiß und nannte "Einstellungen, Interessen, Standorte, Kaufverhalten, Kontakte, Kommunikation und Nutzung der Handys". Längst sei ja auch bekannt "wir bezahlen mit Daten". Themen würden gezielt vermittelt. Nirschl warnte: "Irgendwann weiß die künstliche Intelligenz besser als ich, was ich will".













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