"Vermisste Schwimmerin in der Naab", "Toter Mann im Regen gefunden" oder "Unfall auf dem Murner See": Solche Meldungen sind keine Seltenheit. Auch wenn Zwischenfälle an, auf und in den Oberpfälzer Gewässern nicht alltäglich sind, können die Flüsse und Seen in der Region gefährlich werden – manchmal sogar lebensgefährlich. Die letzte Meldung, die für große Bestürzung sorgte, ist erst ein paar Wochen alt. Mitte Juni starb der Geistliche Pater Binu Kureekattil bei einem Stand-up-Paddle-Unfall auf dem Murner See. Er war Pfarrvikar in der Gemeinde Schwarzach bei Nabburg.
Und genau diese Stand-up-Paddle gehören zu den großen neuen Herausforderungen für die Retter. Auf den schwimmenden Brettern erkunden inzwischen viele Menschen mit einem Paddel in der Hand vom Wasser aus die Natur. Auch auf der Naab, der Vils oder eben den vielen Seen der Oberpfalz sind zahlreiche Stand-up-Paddler unterwegs. Umgangssprachlich werden sie als "SUP" bezeichnet. "Sie sind auch wirklich klasse", betont der Vorsitzende der Wasserwacht Oberpfalz/Niederbayern, Hans Nothaft. Sie würden stabil im Wasser liegen und auf ihnen über die Gewässer zu paddeln mache sicher Spaß. Aber: Sie sind auch gefährlich. Denn durch ihre Stabilität würden sie Nichtschwimmer oft verleiten, unbedacht und leichtsinnig zu werden.
Ein "eigenes Rettungsbrett"
Ein weiteres Problem: "Viele Menschen unterschätzen, wie schnell sie mit SUPs abtreiben", sagt Nothaft. Dadurch, dass die Menschen auf den Brettern stehen, seien die Sportler oft ihr eigenes Segel und würden das Abtreiben so beschleunigen. "Dann kommt noch oft die Erschöpfung dazu." Richtig gefährlich und tragisch wird es dann, wenn sich die Stand-up-Paddler nicht durch die eigentlich immer vorhandene Sicherheitsleine mit ihren Brettern verbinden. Denn das Brett habe Auftrieb, erklärt Nothaft. "Eigentlich hätten sie also immer ihr eigenes Rettungsbrett dabei." Auch in der Oberpfalz würden laut Nothaft die Einsätze wegen Stand-up-Paddle-Unfällen zunehmen. "Was früher die Luftmatratzen waren, sind heute die SUPs."
"Badeunfälle, tödlich oder nicht, kommen leider jedes Jahr in der warmen Jahreszeit vor. Die Zahlen in der gesamten Oberpfalz liegen hierbei jährlich meist im unteren einstelligen Bereich", erklärt die Oberpfälzer Polizei auf Anfrage. Die Ermittler nennen Beispiele für mögliche Badeunfälle in der Region. Dazu gehören neben einer starken Strömung auch Mutproben, körperliche Erschöpfung, Kreislaufprobleme bei starkem Temperaturunterschied ab Eintauchen ins Wasser, eine zu geringe Tiefe der Gewässer bei einem Sprung, innerkörperliche Vorgänge wie Erkrankungen, oder eben auch der Einfluss von Alkohol und Drogen.
Corona durchkreuzt brisanten Trend
Vor allem der reichliche Alkoholkonsum ist in vielen bayerischen Bade-Regionen ein großes Problem. Auf der Isar finden im Sommer sogar regelrechte Saufgelage statt – das Bier wird auf den Kanus, Flößen oder kleinen improvisierten Beibooten einfach mittransportiert. Die betroffenen Gemeinden und Ämter an der Isar reagieren mit strengen Regeln und Alkohollimits. "In den Jahren 2017 und 2018 war das auch bei uns ein Problem", erklärt der Oberpfälzer Wasserwachts-Chef Hans Nothaft. Es habe beispielsweise Probleme mit Grillfeiern am Wasser gegeben, die oft böse endeten, weil die Menschen betrunken gebadet hätten. "Doch Corona hat diese Entwicklung irgendwie eingeschränkt." Aktuell gebe es keine Auffälligkeiten dieser Art in der Oberpfalz.
Auch wenn man die gesamte Einsatzlage rund um die Gewässer betrachte, sei diese Badesaison keine außergewöhnlich stressige – zum Glück. "Aber der August kommt noch, da ist noch einmal mehr los", warnt Nothaft. Außerdem betont er nochmals ausdrücklich, dass Flüsse eigentlich nicht zum Baden geeignet sind. Vor allem im Regen und der Naab gebe es gefährliches Kehrwasser, also Strudelbildungen. "Es ist sicher nicht die klügste Idee, in Fließgewässern zu baden."
Diese Bade-Tipps gibt die Polizei
- Verzicht auf Alkohol und Drogen
- Eigene Kraft und eigenes Können nicht überschätzen
- Nur ins Wasser springen, wenn es tief genug und frei ist
- Nur bis zum Bauch ins Wasser gehen, wenn man nicht schwimmen kann
- Bevor man ins Wasser geht abkühlen
- Man soll nur ins Wasser gehen, wenn man sich wohl fühlt
- Man soll nicht dort schwimmen, wo Schiffe und Boote fahren
- Man soll sich selbst und andere nicht gefährden, indem ins Wasser von Brücken gesprungen wird
- Nicht mit vollem oder leerem Magen baden
- Nicht bei Gewitter baden
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.