Sie machte an der italienischen Adria nicht als Seglerin von sich reden, sondern als Goldschmiedin und Hobbyfotografin. Die Galeristin Silvia Vatta buchte die 38-Jährige für eine Sonderausstellung zur Barcolana mitten im Zentrum Triests. Sontheim, die unter dem Künstlernamen Goldheim auftrat, zeigt Schmuck und kleinformatige Fotos auf Alu-Dibond.
Die Motive der Aufnahmen hat sie auf Streifzügen in ihrer Wahlheimat Hamburg und in Triest gefunden. Was abgebildet ist, hat sie in Broschen, Ohrringe und Ketten aus Gold und Silber verwandelt. "Es ging mir nicht um die Schokoladen-Panoramen der Orte, sondern um beiläufige Momente, die man gern übersieht und gleich wieder vergisst." Solche Augenblicke will sie einfangen und ihnen eine Bühne geben - sei es als Ohr- oder Wandschmuck. Dieser Ansatz war der lokalen Tageszeitung "Il Piccolo" eine satte vierspaltige Würdigung wert.
Da ist der Graffito-Papierflieger, den Sontheim in silberne Pins umgesetzt hat, die auch an gehisste Segel erinnern. Diese Wind-und-Wasser-Anspielungen verkörpern treffend das Flair der Barcolana. Ebenso originell sind aufsteigende Seifenblasen aus einem Kindermund, die Sontheim in Form von Silbertropfen vor der platzenden Vergänglichkeit bewahrt hat.
"Konversation zwischen Hamburg und Triest" ist die Ausstellung in der Galerie "Giada" überschrieben. "Zwei Hafenstädte, die viele Parallelen haben, aber auch Kontraste. Das fängt schon bei ihrer Telefonvorwahl an, beide Male die 040." Wieder so eine Beiläufigkeit, die ins Beuteschema der Momente-Jägerin passt. Hamburg und Triest als Kaffeekapitalen, als Handelsmetropolen, Container- und Kulturumschlagplätze. Die Verbindungen sind auch Galeristin Vatta nicht entgangen, die in Hamburg Verwandtschaft hat und dem Thema viel abgewinnen kann.
Ihren ersten künstlerischen Schliff hat Anja Sontheim in Weiden erhalten. Sie hat an der FOS Abitur gemacht, wo sie den Gestaltungszweig besuchte. Ihre Ausbildung absolvierte sie in München und Eichstätt, später arbeitete sie jahrelang in der Galerie von Jürgen Prüll am Unteren Markt.
Nach ihrem Umzug nach Hamburg kam ein weiterer Mosaikstein in einer Kreativlaufbahn dazu, beim Job in einem Architekturbüro. Zeitweise musste sie dafür das Goldschmieden etwas auf Eis legen. Dieser Kurs ändert sich gerade. Die Ausstellung in Triest bläst ihr reichlich Wind ins künstlerische Segel.
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