Weiden in der Oberpfalz
31.10.2018 - 16:02 Uhr

Heimatring Weiden: Chef Günther Magerl hört nach fast 25 Jahren auf

Nach knapp einem Vierteljahrhundert im Vorstand weiß er, was Vereine brauchen: Junge in der Verantwortung. Und weniger Anonymität. Das laufe auf den Dörfern besser als in der Stadt.

"Die Jungen müssen rechtzeitig Verantwortung bekommen. Die dürfen nicht zehn Jahre auf der Ersatzbank bleiben", sagt der Chef des Heimatrings, Günther Magerl. Bild: Gabi Schönberger
"Die Jungen müssen rechtzeitig Verantwortung bekommen. Die dürfen nicht zehn Jahre auf der Ersatzbank bleiben", sagt der Chef des Heimatrings, Günther Magerl.

"25 Jahre sind genug", sagt Günther Magerl. "Fast 25 Jahre", schiebt er nach. Ein Jahr würde noch fehlen bis zum Jubiläum. Aber solange will er nicht mehr warten. 1994 startete er als zweiter Vorsitzender, seit 2000 ist er Chef des Heimatrings. Die Dachorganisation von 70 kultur-, heimat- und brauchtumspflegenden Vereinen ist mit 26 500 Mitgliedern der größte Verband der Stadt.

Eigentlich wollte er schon bei der letzten Neuwahl vor zwei Jahren aufhören, aber da fand sich kein Nachfolger. Der steht nun fest, verkündet Magerl, will den Namen aber bis zur Neuwahl am 13. November nicht veröffentlichen. Nur soviel: Der neue Anwärter ist nicht der zweite Vorsitzende und auch sonst kein Funktionär im Heimatring. Magerl, der dieses Jahr die goldene Bürgermedaille erhielt, will weiter im Vorstand mitwirken - als Kassenwart. Auch will er die neuen Verantwortlichen begleiten, "soweit mein Rat gefragt ist", betont er. In zwei Jahren dann will sich der heute 69-Jährige ganz zurückziehen. Auf den Nachfolger komme einiges zu, weiß Magerl. Doch er solle seine eigenen Ideen umsetzen. "Ich bin am Anfang auch da gestanden und habe keine große Erfahrung gehabt", erzählt er.

Seine Strategie: "Learning by doing" (Lernen durch Tun). Das hat er zuletzt erfolgreich bei der Aufregung um die neue EU-Datenschutzverordnung bewiesen. "Ich werfe heute noch der Politik vor, dass sie zu wenig informiert hat." In einer Vereinszeitung las er, dass ein Verein eine Abmahnung über 50 000 Euro bekommen hat, wegen Verstoßes gegen die Verordnung. Große Aufregung unter den Weidener Vereinen. "Auch ich war mehr als besorgt." Der Vorsitzende wurde aktiv, recherchierte im Internet, zog Behörden zu Rate, arbeitete einen Vortrag aus und leitete die Vereine an. "Im Nachhinein hat sich das als ein Sturm im Wasserglas herausgestellt." Eine weitere Herausforderung für die Zukunft: Jugendförderung. "Ich sage jedem Vorsitzenden: ,Die Jugend ist das Kapital der Zukunft.' Die Jungen müssen rechtzeitig Verantwortung bekommen. Die dürfen nicht zehn Jahre auf der Ersatzbank bleiben." Ein Vorbild seien für ihn "D'Lustigen Konrader".

Doch auch der Schnupferclub, den er in seinem Heimatort Latsch 1964 mitgründete, habe eine gute Mischung aus Jung und Alt. "Ich hab' noch nie geschnupft", bekennt Magerl. Außerdem ist er Mitglied bei den Altbaierischen, im Almrausch, bei den Oberpfälzer Musikfreunden, bei zwei Siedlervereinen. Warum er so ein Fan von Vereinen ist? "Ich arbeite gerne ehrenamtlich, die Vereinsziele interessieren mich, und viele haben gute Jahresprogramme." Bei so vielen Ehrenämtern ist er viel unterwegs: "Ich bin im Schnitt pro Jahr bei 180 bis 200 Terminen." Ansonsten genießt der ehemalige Mitarbeiter der Bundeswehrverwaltung sein "Pensionistenleben".

Den Heimatring sieht er gut aufgestellt mit 26 500 Mitgliedern und 70 Vereinen. 1994 habe er mit 28 000 angefangen. Den Rückgang schreibt er einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zu: "Die Ehrenamtlichen sind mit nicht mehr groß hinter dem Ofen hervorzulocken." Die Leute seien individualistischer. "Die gehen lieber ins Fitnessstudio als in den Sportverein." In den kleineren Ortschaften sei das anders, wie er am Beispiel der Musikvereine ausführt. "Die Stadtkapelle kämpft ständig um Nachwuchs, viele Gesangsvereine haben sich aufgelöst." In kleinen Orten wie Parkstein oder Schirmitz gebe es dagegen starken Zulauf. "Da ist der Zusammenhalt größer als in der großen anonymen Stadt Weiden."

 
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