Eigentlich war er kein großer Rammstein-Fan. Eigentlich wollte er mit seiner zweiten Band "Maerzfeld" nur eigene Musik machen. Eigentlich hatte er lange Haare. Doch dann kamen ein paar Kumpels auf ihn zu und meinten, er klinge irgendwie nach Till Lindemann, dem Sänger von Rammstein. Heute, fast 20 Jahre später, gehört "Stahlzeit" wohl zu den bekanntesten Rammstein-Tribute-Bands in Deutschland. "Von Anfang an war klar: Wenn wir das durchziehen, dann mit allem Drum und Dran", sagt Frontmann und Sänger Helfried "Heli" Reißenweber im "Kulturkiosk"-Podcast. "Lieder einfach nur nachsingen, vor allem bei einer Band wie Rammstein, ist langweilig."
Pyrotechnik, Feuer, extravagante Kostüme – nichts lassen er und seine fünf Bandkollegen aus. "Drei Tage vor der ersten Show habe ich meine Haare abschneiden lassen. Meine Friseurin hätte fast geweint", erzählt er und lacht dabei. "Aber wer würde schon meine Rolle mit langen Haaren ernst nehmen?" Doch eine direkte Kopie von Rammstein möchten sie nicht sein. "Manchmal weiche ich gesanglich ab und die Kostüme sind etwas anders. Für mich ist es sehr wichtig, dass wir alles nicht nur nachmachen, sondern unsere eigene Persönlichkeit mit einfließen lassen."
Erfolg zunächst im Ausland
Bis auf den Keyboarder kommen alle Bandmitglieder aus Oberfranken. Gefunden haben sie sich per Mundpropaganda, sagt er. "Aktuell sind wir sechs Leute, aber nur ich und ein weiterer sind schon seit der Gründung dabei." Mittlerweile hat die Band auch ein Team, das sich nicht nur um bürokratische Angelegenheiten kümmert. "Ganz am Anfang haben wir sogar noch die Feueranlagen selbst gebaut, das war abenteuerlich", erzählt er. "Rammstein ist eine Herausforderung – die Show, die Kostüme, der Kostenaufwand, die ganzen Formulare. Du brauchst gute Leute, um das Ganze zu bewerkstelligen. Und die haben wir."
Erfolg hatte "Stahlzeit" allerdings nicht von Anfang an – vor allem nicht in Deutschland. "Wir spielten vor etwa 100 Menschen. Kaum jemand wollte die Musik hören. Also gingen wir nach Belgien und in die Niederlande. Dort waren Tribute-Bands bereits angesagt", sagt Heli. "Wir hatten eine niederländische Agentur, und als wir in den beiden Ländern bekannt waren, ging es in Deutschland erst richtig los."
"Stahlzeit" in Weiden
Rammstein spielt diesen Sommer in Berlin und München. Die Konzerte waren innerhalb von Minuten ausverkauft. Wer keine Karten abgreifen konnte, hat aber noch die Chance, "Stahlzeit" live zu erleben. Sie spielen auf dem Campus-Open-Air-Festival in Weiden am 10. Juni. "Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, aber Veranstalter und Feuerwehren können noch am Tag der Show entscheiden, ob wir das Ganze mit dem Feuer problemlos durchziehen dürfen", sagt Heli. "Zwei, drei Mal kam das in der Vergangenheit schon vor. Wir haben bereits das Intro gespielt, und dann hieß es plötzlich, Feuer und Pyrotechnik sind verboten. Da wollte ich am liebsten runter von der Bühne und heimfahren."
Das Spiel mit dem Feuer möge nicht jeder – doch er liebe es, sagt Heli. "Feuer ist heiß, man gewöhnt sich aber mit den Jahren daran – und auch an die kleinen Verletzungen. Ohne Pyrotechnik fühlt es sich kalt und nackt auf der Bühne an." Besonders beim Song "Benzin" gebe es viel Feuer. "Es ist schweineheiß. Manchmal fühlt es sich an, als würde die Haut abgezogen werden. Aber ich finde das sensationell. Die Macht des Feuers spüren – ich bin süchtig danach." Einmal landete Heli allerdings in der Notaufnahme. "Das Feuer schoss in die falsche Richtung."
Was Besonderes zum Jubiläum
Persönlich kenne er die Jungs von Rammstein nicht, aber die Konzerte verpasse er fast nie, sagt Heli. "Ich muss schon wissen, was sich ändert und welche neuen Songs sie spielen." "Stahlzeit" selbst lässt die großen Hits bei ihren Shows nie aus. "Wir wollten einmal 'Engel' streichen, haben es dann aber doch nicht übers Herz gebracht." Die größte Menge an Zuschauern hatte "Stahlzeit" bisher in Österreich. "Ich dachte, wir spielen bei einem einfachen Motorradtreffen, dabei war es die Weltmeisterschaft", erzählt Heli. "Etwa 25.000 Menschen waren dabei. Kann man schon mal machen."
Nächstes Jahr ist Jubiläum – 20 Jahre. "Da müssen wir uns für das Publikum etwas Besonderes überlegen. Vielleicht spielen wir Lieder, die sogar Rammstein noch nie live gesungen haben. Wer weiß? Wir werden auf jeden Fall Spaß haben, wie immer."
Zu "Heli" und seiner Band "Stahlzeit"
- "Stahlzeit": Offiziell besteht die Band seit Januar 2004; seit 2005 tritt sie als Tribute-Band auf.
- Bandmitglieder: Gesang: Helfried "Heli" Reißenweber, Gitarre: Matthias und Mike Sitzmann, Schlagzeug: Thomas Buchberger-Voigt, Bass: Sam Elflein, Keyboard: Ron Huber.
- Shows: 10. Juni am Campus-OTH-Open-Air in Weiden; 14 Juli auf dem G.O.N.D.-Festival am Lausitzring; 29. Dezember in der Freiheitshalle Hof. Alle weiteren Termine: https://stahlzeit.online-ticket.de.
- Heli: seine zweite Band "Maerzfeld" spielt am 17. Juni beim "Mega Rock im Zelt" in Neukirchen bei Bogen.
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