Mit einer kleinen Ermahnung an das Publikum eröffnete Professor Robert Schwinger die Vortragsveranstaltung über Herzrhythmusstörungen und den plötzlichen Herztod im großen Hörsaal der OTH. „Updates des Herzens sind wichtiger als Updates des Diesels“, stellte der Chefarzt fest. Zur Einstimmung der Zuhörer nannte er gleich ein paar Zahlen: „Zweihundertfünfzig Mal im Jahr liegt ein Mensch in unserer Region bewusstlos wegen Herzversagens am Boden. Nur fünfzig davon erreichen das Klinikum und können gerettet werden.“
Diese Feststellung leitete über zu den drei Expertenvorträgen des Abends. Eingeladen hatten die Kliniken Nordoberpfalz AG mit Unterstützung der Deutschen Herzstiftung, der AOK Bayern und von Oberpfalz-Medien. Im Auftaktreferat befasste sich die Fachärztin für Innere Medizin Dr. Gudrun Graf schwerpunktmäßig mit dem plötzlichen Herztod. Sie definierte ihn als „unerwarteter Tod in einer scheinbar gesunden Umgebung“. Das Herz fange dabei zu flimmern an, der Mensch fällt um. Männer seien davon häufiger betroffen als Frauen.
Mögliche Ursachen seien Herzmuskelerkrankungen, insbesondere Entzündungen. Auch Herzklappenerkrankungen und Drogenabhängigkeit oder familiäre Vorbelastungen könnten dazu führen. Schon nach drei bis fünf Minuten Bewusstlosigkeit drohen Gehirnschäden. „Nichts tun ist das Falscheste“, stellte Dr. Graf fest. Ansprechen, Bewusstseins- und Atemkontrolle, Hilferuf und Notruf (112) sowie Herzdruckmassage müssten erfolgen. Zusammengefasst lautet dies „Prüfen, Rufen, Drücken“. Helfen könne auch der Defibrillator aus einer der elf Notfallsäulen in Weiden. Doch Dr. Graf warnte: „Das ist kein Ersatz für die Herzdruckmassage.“
Dass Rhythmusstörungen immer abgeklärt werden müssten, war die wichtigste Empfehlung von Dr. Ariane Heigl, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie. Kammerflimmern könne lebensbedrohlich sein, ein „Stolperherz“ sei meist harmlos. Bei der Kammertachykardie entstehen in den Herzkammern viel zu schnelle Impulse. Wichtige Diagnosemittel sind EKG, Echokardiographie (Ultraschall), eventuell ein implantierter Ereignisrekorder, die spezielle Herzkatheder-Untersuchung EPU und die in der Klinik durchgeführte umfassende Herzkatheder-Untersuchung. Bluthochdruck, koronare Herz- und Herzklappenerkrankungen können unter anderem Herzrhythmusstörungen auslösen. Diabetes, ein ungünstiger Cholesterinwert, Übergewicht und Alkohol im Übermaß sind ebenfalls Risikofaktoren. Dr. Heigl nannte zwar Medikamente wie die verschiedensten Betablocker sowie Flecainid oder Amiodaron, sprach aber von erheblichen Nebenwirkungen. Besser sei es, die Ursachen zu behandeln. Oft könne ein implantierter Defibrillator (Defi) helfen.
An dieses Stichwort knüpfte der Vortrag von Professor Schwinger an. Den implantierten „Defi“ zählte der Chefarzt zur „Sekundärprävention“. Besser sei es, in der Bevölkerung vorher die Risikofälle zu erkennen. Erläutert wurden die verschiedenen Arten von „implantierten Defis“ im Falle von Rhythmusstörungen mit zu schnellem Herzschlag und von implantierten Herzschrittmachern im Falle eines zu langsamen Herzschlags. Vorgestellt wurde auch die kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) für Fälle mit unterschiedlichem Bewegungsmuster der beiden Herzkammern. Kabel im Herzen und Impulsgeber sollen für Gleichklang sorgen.
Vorsicht sei für Träger von „Defis“ bei Kernspin-Untersuchungen geboten. „Für Kernspin muss es eine dringende Notwendigkeit geben“, sagte der Mediziner. Alle drei Referenten empfahlen als Vorbeugung viel Bewegung, gesunde Ernährung und Vermeidung von Übergewicht. Hinsichtlich Alkoholgenuss waren Unterschiede zu erkennen. Viel Beifall erhielt Chefarzt Schwinger für seinen Satz „Wenn Sie heimgehen und ein Glas Rotwein trinken, erinnern Sie sich morgen besser daran, was ich heute gesagt habe“. Bürgermeister Lothar Höher hatte die Besucher namens der Stadt Weiden begrüßt.















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