„Nicht essen, nicht sprechen, nicht laufen“: So lautete die Tagesordnung des fünften Interdisziplinären Fachsymposiums des Sozialpädiatrischen Zentrums am Klinikum Weiden (SPZ). In zehn Referaten wurde einen ganzen Tag lang über Ursachen und Therapien von Entwicklungsstörungen bei Kindern gesprochen. Eingeladen hatten SPZ-Chefärztin und Moderatorin, Dr. Susanne Rinnert, zusammen mit Kinderklinik-Chefarzt Fritz Schneble.
Themen aus der Kindermedizin, Orthopädie, Psychologie, Logopädie und Ernährungslehre wurden behandelt. Den Standort der Sozialpädiatrie beschrieb Professor Florian Heinen als einer der externen Referenten. Einleitend stellte der Mediziner von der Universitätsklinik München fest: „Sicher ist, dass es zukünftig in der Sozialpädiatrie einen höheren Versorgungsbedarf gibt.“ Die Sozialpädiatrie unterscheide sich von anderen medizinischen Disziplinen, weil man sich hier noch etwas mehr Zeit für den kleinen Patienten nehmen könne. Auch würde hier die „unselige sektorale Trennung zwischen ambulanter und stationärer Behandlung“ weniger ausgeprägt sein. Wichtig sei das Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und soziale Faktoren.
Neben der medizinischen und Verhaltensdiagnose stehe das soziale Umfeld eines Kindes. Große Fortschritte in der Kindermedizin hätte das Screening bei Neugeborenen auf Spinale Muskelatrophie (SMA) gebracht. Überhaupt verspricht sich der Mediziner von der Digitalisierung sehr viel. So zum Beispiel, wenn Kinder mit Kameras untersucht werden und Abweichungen von der Normalität anhand eines Datenabgleichs mit großen Datenmengen vorgenommen werden. „Das kommt zukünftig in jede Kinderarztpraxis.“
Ansonsten ging es bei der Tagung um Einzelthemen der Sozialpädiatrie. So wurde empfohlen, einen Epilepsieverdacht bereits im zweiten Lebensjahr abzuklären. Auch Migräne sollte früh behandelt werden, geeignet seien Ibuprofen, Paracetamol oder Triptane. ADHS könne auch auf Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zurückzuführen sein.
Die Sprachentwicklung bei kleinen Kindern wurde von den Logopädinnen Maria Ahke und Katharina Gietl thematisiert. Laut einer Studie erhalten in Deutschland 15 Prozent aller 3- bis 6-Jährigen eine logopädische Therapie. Sogenannte „vorsprachliche Kompetenzen wie die Objektpermanenz oder das Symbolspiel“ könnten bereits im Alter von neun bis zwölf Monaten untersucht werden. Wenn Kinder viel Resonanz bekommen, bauen diese ihr Sprachverständnis auf. Ein „Grundgerüst der Grammatik“ müsste bis im Alter von drei Jahren aufgebaut sein. Gezeigt wurde ein Fallbeispiel aus der logopädischen Praxis, bei dem ein Kind im Alter von knapp fünf Jahren sich fast nur mit Gesten artikulieren konnte.
Thema war auch die Ernährung. Untersuchungen hätten ergeben, dass 90 Prozent der adipösen Erwachsenen im Alter zwischen zwei und sechs bereits adipös gewesen sind. In der Altersgruppe von 11 bis 13 seien 20 Prozent übergewichtig oder adipös. Es drohen Gelenkprobleme, Diabetes, Bluthochdruck oder auch psychische Krankheiten. Präventive Maßnahmen sind Stillen, Wasser als Getränk, Sport und Reduzieren des Medienkonsums (maximal 30 bis 60 Minuten täglich). Die „Bewegungspyramide“ empfiehlt täglich eine halbe Stunde Sport.
Wie mit Eltern bei belastenden Diagnosen gesprochen werden muss, war ebenfalls ein Tagesthema. Darüber ob ein Kind ein Spätentwickler ist oder eine Therapie oder Hilfsmittel bedarf, sprach als externer Referent Dr. Michael Wachowsky vom Krankenhaus Rummelsberg. Aussteller ergänzten die Vorträge.
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