Während ein lokaler Händler die Ausschreibungs- und Vergabepraktiken für digitale Schülerleih- und Lehrerdienstgeräte der Stadt Weiden kritisiert, sind die Mitglieder des Schulbeirates voll des Lobes. Der Nachschub rollt, auch dank der großzügigen Förderung von Bund und Land. Für diese gelten allerdings unterschiedliche Richtlinien, was wiederum das Handling erschwert.
"Herkules-Aufgabe" gemeistert
Matthias Holl (SPD-Stadtrat und Leiter der Hans-Sauer-Schule) dankt darum in der Sitzung des Schulbeirats am Mittwoch der Stadtverwaltung auch für die "geleistete Herkules-Aufgabe". In der Elternschaft sei die Beschaffung von IT-Geräten und der Ausbau der Digitalisierung in den Schulen ein großes Thema. "Ärgern sie sich nicht, wenn ungeduldige Nachfragen kommen", riet er den Mitarbeitern im Rathaus.
Mit den Beschaffungen der Stadt seien inzwischen viele digitale Geräte für den Distanz-Unterricht unterwegs, erklärt Holl. "Wer ein Gerät von uns braucht, bekommt auch eines", betont der Leiter der Hans-Sauer-Schule in Rothenstadt. "Wer keines bekommen kann, erhält einen Zuschuss", verspricht er alternativ. Die bisher vorhandenen rund 700 Schülergeräte blieben im Besitz der Stadt Weiden. Es sei nicht unumstritten, dass die mit 750 Euro bezuschussten Lehrerdienstgeräte in das Eigentum der Pädagogen übergingen.
Betonbauten blocken W-Lan ab
"Wir können erst bestellen, wenn die Förderzusage da ist", versuchte Oberbürgermeister Meyer die etwas schleppende Beschaffung der Geräte zu erklären, die zudem besondere technische Anforderungen an Hard- und Software erfüllen müssten. Es sei auch schwierig, die digitale Infrastruktur in den Schulen zu schaffen. "Unsere Gebäude bestehen vornehmlich aus Beton mit hoher Abschirmung. Wir müssen praktisch in jedem Klassenzimmer einen Hotspot einrichten. Wir sind aber dran und bleiben dran."
Es sei ein Segen, so Meyer, dass die Stadt die Schüler digital besser ausstatten könne. Der Distanzunterricht sei eine Herausforderung für die Familien, für Schüler, Eltern und Lehrer. Es sei äußerst problematisch, dem Unterricht am Handy folgen zu müssen. "Manchmal bräuchte man für eine Aufgabe sogar zwei größere Geräte."
1000 Laptops und Notebooks
Bisher wurden 590 Tablets ausgeschrieben und bestellt. Jede der 18 Weidener Schulen verfügt bereits über zweimal 16 Tablets inklusive Ladekoffer. Zudem, so berichtet Andreas Steinl, der seit 17. Dezember als Nachfolger von Markus Kindsgrab die Hauptverwaltungs- und Schulabteilung führt, wurde weitere 386 Notebooks ausgeschrieben und bestellt. 290 sind bereits geliefert. An den Schulen wurden bisher 279 Notebooks ausgegeben, 11 werden für den Schuleinsatz vorbereitet und weitere 96 sollen noch beliefert werden.
Aus dem "Sonderbudget Lehrerdienstgeräte" sollen 494 Geräte angeschafft werden. Pro Laptop oder Tablet beträgt die Pauschalförderung 1000 Euro. Andere Geräte wie zum Beispiel Beamer, Dokumentenkameras, PC und Monitore sind aktuell ausgeschrieben. Die Geräte im Gesamtwert von 950.000 Euro (Zuwendung von 775.269 Euro) sollen bis Ende April geliefert werden.
Nachholbedarf bei Infrastruktur
Auf einen Förderhöchstbetrag von fast vier Millionen Euro hofft die Stadt Weiden bei ihren Bemühungen, W-Lan, Kabelnetz und digitale Tafelsysteme in ihren 18 Schulen zu installieren. In allen Gebäuden ist der Ausbau notwendig.
- Eine wirklich schnelle Glasfaseranbindung gibt es derzeit nur in Teilen der neuen FOS/BOS, der Realschulen und des Elly-Heuss-Gymnasiums.
- Per Ingenieurvertrag geplant ist die "LWL-Anbindung" für die Clausnitzer, Stötzner- und Hans-Schelter-Schule (Fertigstellung jeweils September 2021).
- 2022 sollen dann Rehbühlschule und die Max-Reger-Schule aufgerüstet werden. Die Europa-Berufsschule sichert sich durch eine Notverkabelung schnelles Internet.
Saubere Luft in den Klassenzimmern
- Die Investitionskosten für technische Maßnahmen zum infektionsschutzgerechten Lüften in Schulen werden gefördert. Bisher beschaffte die Stadt 49 Raumluftreiniger für die Weidener Schulen. Die Fördersumme in Höhe von 171.500 Euro (49 Stück zu je 3500 Euro) steuerte die Regierung der Oberpfalz bei.
- Kosten für Wartung und Unterhalt der Geräte trägt die Stadt als Sachaufwandsträger. Die Schulen, die entsprechend des Hygieneplans für Schulen nicht ausreichend durch das Öffnen der Fenster gelüftet werden konnten, haben die Geräte bereits erhalten.
- Zugleich wurden der Stadt Weiden für Klassenzimmer, die fachgerecht durch das Öffnen der Fenster gelüftet werden können, eine Förderung von Co2-Sensoren in Höhe von 69.370,34 Euro zur Verfügung gestellt.
- Diese Summe errechnet sich durch einen Festbetrag je Schüler von 7,27 Euro und einer ermittelten Schülerzahl von 9542. Hierfür wurden 559 Co2-Sensoren (Co2-Ampeln) angeschafft, die bereits an die Schulen verteilt sind.
- In einer zweiten Antragsrunde wurden Raumluftreinigungsgeräte zu 50 Prozent gefördert, maximal aber mit 1750 Euro.
- Die Stadt stellt auch den Schulen, die in der ersten Antragsrunde aus Gründen der Förderrichtlinie keine Geräte erhalten haben, drei Raumluftreinigungsgeräte zur Verfügung. Somit wurden 54 weitere Geräte bestellt.
- Jede der 18 Schulen im Weidener Stadtgebiet erhält nun in den nächsten Tagen drei weitere Geräte.
Aufträge für IT-Ausstattung sind vergeben
Die Aufträge für die IT-Ausstattung an Weidener Schulen sind vergeben. Im Finanzausschuss machte Oberbürgermeister Jens Meyer die in nichtöffentlicher Sitzung gefassten Beschlüsse öffentlich:
- Digitales Klassenzimmer – Lieferung IT-Endgeräte: Sysob IT-Service und Support GmbH, Schorndorf (Displays); K+B E-Tech GmbH & Co.KG, Cham (Dokucams); Benseger GmbH, Rosenheim (Beamersysteme).
- Integrierte Fachunterrichtsräume: Stäubli Tec-Systems GmbH, Bayreuth (Lieferung Industrieroboter); V-BC.de, Reinsdorf bei Zwickau (Workstation-Notebooks)
- W-Lan-Systeme: ITES GmbH, Geiersthal
- Luftreinigung: Bemondis GmbH, Neunburg vorm Wald (CO2-Sensoren); AL-KO Therm, Jettingen-Scheppach (Luftreinigungsgeräte). (shl)
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