Imkerverein Weiden und Umgebung
"Es ist alles teuerer geworden, nicht nur Futtermittel, auch Wachs oder Gläser und Etiketten", sagt Vorsitzende Erika Brandl. "Wir sind in der Preisspirale mit drin." 2022 zahlte der Imkerverein Weiden und Umgebung zunächst noch 55 Cent pro Kilo Zucker. Im Herbst gab es dann schon eine Preissteigerung, für heuer rechnet Brandl, dass das Futtermittel doppelt so teuer sein könnte.
"Normalerweise werden Bienen jetzt aktiv, aber wenn sie jetzt ausfliegen, finden sie nichts." Denn Pflanzen produzieren erst ab 15 oder 16 Grad Nektar. Daher müssen sie gefüttert werden und zehren auch noch von Vorräten des vergangenen Jahres. Aber: "Wir sind erst am Anfang, es ist noch alles drin", betont Brandl. Denn wettermäßig "ist es ein normales Jahr, die Jahre vorher waren schlechter". Die Vorsitzende hofft, dass "es umschlägt in den kommenden Wochen" und erwartet die Blütezeit Ende April. Das Ganze "verschiebt sich also eventuell um zwei Wochen".
Zum Honigpreis sagt sie: "Die Imker können ihn selbst bestimmen, viele sehen es als Hobby. Aber deutscher Bienenhonig ist ein hochwertiges Produkt." Für ein 500-Gramm-Glas sollte jeder sechs Euro verlangen, "auch sieben oder acht Euro finde ich völlig in Ordnung". Im Ausland ist Honig mit zehn Euro oder mehr für ein Glas viel teuerer.
Imkerverein Waidhaus
Mit sieben Euro für ein Pfund Honig rechnet auch Armin Bauer, Vorsitzender des Imkervereins Waidhaus. Vor einigen Jahren lag der Preis noch bei fünf Euro, sechs Euro sind aber schon länger üblich. Für das Frühjahr erwartet der Waidhauser einen schlechten Ertrag. Wegen des milden Winters begannen Bienen teilweise schon im Januar zu brüten, "da mussten wir nachfüttern, sonst wären sie verhungert". Die vergangenen Wochen wiederum war es zu kalt, was ebenfalls "nicht förderlich für die Entwicklung der Bienen" war. Genau wie Erika Brandl nennt Bauer einen Anstieg beim Preis für Futter (20 Prozent), Wachs für Mittelwände und Gläser.
Imkerverein Kirchenthumbach
"Der Futterpreis hat sich fast verdoppelt", sagt Reinhold Ziegler Vorsitzender des Imkervereins Kirchenthumbach. Ähnlich wie Erika Brandl sieht er die Oberpfalz in Sachen Honigpreis auf unterem Niveau. "Wir sind alle Hobbyimker", er selbst seit 1989. "Imkerei ist eine Sparbüchse und nicht gewinnorientiert. Was eingenommen wird, wird gleich wieder investiert." Selbst das Finanzamt geht bei bis zu 30 Völkern von keinem Gewinn aus. Bis 70 Völker wird dann beispielsweise pauschal ein Jahresgewinn von 1000 Euro angenommen, rechnet Ziegler vor.
Imkerverein Eschenbach
Beim Anstieg des Futterpreises ist derzeit "kein Ende absehbar", sagt Reinhold Gietl, Vorsitzender des Imkervereins Eschenbach. Pro Volk sind es aktuell 40 Euro statt zuvor rund 30, also ein Drittel mehr. Die Einkaufsmenge bestimmt den Preis, daher kann die Kostensteigerung von Verein zu Verein etwas unterschiedlich sein. 6 bis 6,50 Euro werden für ein 500-Gramm-Glas Honig aktuell fällig. Manche Mitglieder verlangen aber auch "deutlich unter 6 Euro, vernünftigerweise sollten es aber 7 Euro sein", meint Gietl. Sorgen, seinen Honig loszuwerden, braucht sich niemand zu machen. In Deutschland werden pro Jahr 70.000 bis 75.000 Tonnen Honig verzehrt, aber weniger als die Hälfte wird hierzulande produziert.
Nebenerwerbsimker Josef Koller, Irchenrieth
Josef Koller betreibt in Irchenrieth eine Nebenerwerbsimkerei mit etwa 50 Bienenvölkern. Vergangenes Jahr hat er pro Kilo Zucker 67 Cent bezahlt, aktuell kostet es 1,07 Euro, also 40 Cent mehr. Allerdings schaut er immer, "auch in schlechten Jahren gut durchs Frühjahr zu kommen". Daher installiert er die Futterwaben schon im Herbst in den Bienenstöcken und muss dann nicht später zufüttern. Seinen Honig füllt er 12,5- und 25- Kilogramm-Eimer oder in noch größere Gebinde ab. Pro Kilo hat er bisher sechs Euro verlangt. Weil derzeit jedoch das "Durchkommen der Bienenvölker im Vordergrund steht, ist es überflüssig, jetzt über Preise zu spekulieren".
Bienen müssen für ein Glas Honig 120.000 Kilometer fliegen
- Elf Vereine in der Region sind im Landesverband Bayerischer Imker (LVBI) und neun bei der Bayerischen Imkervereinigung (BIV) organisiert. LVBI und BIV haben je einen eigenen Kreisverband Weiden.
- LVBI-Imkervereine sind in Eschenbach, Eslarn, Floß, Kaltenbrunn, Kirchenthumbach, Mantel, Neustadt/WN, Pressath, Rothenstadt, Vohenstrauß und Weiden. 431 aktive Mitglieder betreuen 2772 Bienenvölker, informiert Kreisvorsitzender Georg Erl.
- BIV-Imkervereine sind in Altenstadt bei Vohenstrauß, Etzenricht, Moosbach, Pleystein, Waidhaus, Weiden, Weiherhammer, Windischeschenbach und Waldthurn. 234 aktive Mitglieder betreuen 1436 Bienenvölker, teilt Kreisvorsitzender Alois Habeck mit.
- Insgesamt produzieren in beiden Kreisverbänden 665 aktive Mitglieder mit 4208 Völkern Honig.
- Honig besteht zu etwa 78 Prozent aus Zucker (Frucht- und Traubenzucker) und etwa 18 Prozent aus Wasser. Den Rest machen Inhaltsstoffe wie die für den Menschen wichtigen Enzyme Invertase, Diastase oder Glucose-Oxidase aus.
- Für 500 Gramm Honig müssen Arbeitsbienen rund 40.000 Mal ausfliegen und dabei eine Strecke von circa 120.000 Kilometern zurücklegen.
- Der LVBI geht davon aus, dass ein Bienenvolk etwa 50 Kilogramm Honig für sich selbst braucht. Nur das, was darüber hinaus im Volk vorhanden ist, können Imker ernten.
- Bundesweit gibt es laut Deutschem Imkerbund 149.105 Imker mit insgesamt 989.891 Bienenvölkern. Jedes Volk produziert pro Jahr im Schnitt eine Erntemenge von 20 bis 30 Kilogramm Honig.
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