Beim Spaziergang durch die Einfamilienhaussiedlungen im Weidener Osten kann man sie beobachten. Fünf Mitarbeiter der HPZ-Regenbogenwerkstatt bewirtschaften ein unbebautes Gartengrundstück. Es gibt dort viel Rasen, Obstbäume, Hochbeete, bald auch ein Insektenhotel, einen Bauwagen, ein Gartenhaus für Gartengeräte, Rasenmäher und mehr, das für die Pflege eines 800 Quadratmeter großen Gartens erforderlich ist.
„Was wir hier machen ist keine Freizeitbeschäftigung, sondern eine zielgerichtet in eine Arbeitsplanung eingebettete Gruppentherapie“, erklärt HPZ-Sozialdienstleiterin Brigitta Schultz. Eine schwere Zeit liege hinter den Mitarbeitern in der HPZ-Regenbogenwerkstatt. Der pandemiebedinge Rückzug aus dem Alltagsleben sei eine ganz besonders große Belastung gewesen, berichtet die Sozialpädagogin. Viele hätten ihre oft kleinen Wohnungen nicht mehr verlassen und dadurch kaum mehr Kontakt zu anderen Personen haben können. Dabei seien soziale Kontakte gerade für Menschen mit psychischen Belastungen absolut zwingend um das Leben einigermaßen zu bewältigen, erläuterte Schultz.
Gartenarbeit wäre besonders gut geeignet, die für die Persönlichkeitsentwicklung wichtigen Kontakte aufzubauen und die individuelle Förderplanung umzusetzen. Vor allem entstehe durch die gemeinsame Gruppenarbeit mehr „Nähe“ als dies in den Werkstätten in der Innenstadt möglich ist. Und für Mitarbeiter, die ansonsten in der Aktenvernichtung arbeiten, ist dies eine beliebte Abwechslung.
Betreut und angeleitet werden die Mitarbeiter bei der Gartenarbeit von den Ergotherapeutinnen Gabriele Reil und Silvia Götz. Beide schildern auch die Ganzheitlichkeit der gemeinsamen Gruppenarbeit im Garten. Schließlich gehöre vom Einkauf von Materialen und Pflanzen bis hin zur Verwendung der Ernte vieles dazu. Und je nach Witterungsbedingungen werde auch Flexibilität und Umstellungsfähigkeit gefördert. Geerntet werden können neben Kirschen und Erdbeeren unter anderem Tomaten, Kartoffeln und Sonnenblumenkerne. In der Kochgruppe der Werkstätten wird vieles davon weiterverarbeitet.
Seit gut zehn Jahren wird der Garten von dem Grundstückseigentümer kostenlos den HPZ-Regenbogenwerkstätten zur Verfügung gestellt. Beim HPZ wird dies sehr dankbar entgegengenommen. „Wir haben auch sehr freundliche Nachbarn, die sogar in den Betriebsferien der Werkstätten die Pflanzen gießen“, freut sich Sozialdienstleiterin Schultz. Durch die Corona-Pause sei der Garten in einem schlechten Zustand gewesen, erzählt sie. Den gelte es jetzt wieder zu beseitigen. Aktuell müsse auch noch das Insektenhotel fertiggestellt worden. Erst kürzlich sei das dafür erforderliche Pflanzen- und Steinmaterial gemeinsam besorgt worden. Am Insektenhotel wird oben ein Schild mit dem Namen „Hilton“ angebracht.
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