Die Stadt Weiden steht vor der großen Aufgabe, eine innovative Rahmenplanung für das Bahnhofsquartier zu entwickeln. Der Arbeitstitel des Modellvorhabens lautet "Landstadt Bayern". Die Quartiere östlich und westlich der Bahngleise sollen zusammenwachsen und dabei ein neuer, identifikationsstiftender Ort entstehen. Das Stadtplanungsamt hatte die Bürger dazu aufgerufen, Vorschlägen einzubringen und Ideen zu entwickeln. Unter dem Motto "Brückenschlag" ging es um die Schwerpunkte Bahnhofsvorplatz, Bahnhofsstraße und Lerchenfeld.
Ideensuche
Nach einer kurzen Einführung im Pfarrheim Herz Jesu begaben sich die rund 30 Teilnehmer in drei Gruppen auf Spaziergänge zu den drei Orten und erarbeiteten im Anschluss Ideen für die einzelnen Bereiche. "Wir haben uns mit dem Gebiet rund um den Bahnhof beworben. Ein bewusst ganz großes Areal mit 84 Hektar", sagte Baudezernent Oliver Seidel. Für die Erarbeitung der Konzepte gebe es Zuschüsse von bis zu 80 Prozent. "Rund um den Bahnhof gibt es Brachflächen und ungenutzte Grundstücke, die man künftig anderweitig nutzen könnte."
Das Projekt sieht eine starke Beteiligung der Bürger bei der Entwicklung der Ideen vor. "Deshalb diese Planungswerkstatt." Der Rahmenplan müsse im Juni abgeschlossen sein und gehe dann ans Bauministerium.
Trennung überwinden
Neben dem Bahnhofsvorplatz und der Verbesserung der Attraktivität der Bahnhofsstraße geht es auch darum, wie der Ortsteil Lerchenfeld an den Bahnhof angeschlossen werden könne: mit einer neuen Fußwegeverbindung unter den Gleisen oder über die Gleise hinweg. "Ich könnte mir auch vorstellen, dass man hinter dem Lokschuppen mehr Dichte reinbringt und Urbanität durch Vielfalt schafft." Seidel stellt sich Gewerbe, Handel, Dienstleistung, Wohnen, Freizeit und Kultur unter einem Hut vor. Nicht zu vergessen die Strahlkraft der öffentlichen Verkehrsverbindungen ins Umland. "Wie nehme ich die Stadt wahr, wenn ich ankomme und wie komme ich weiter, wenn ich angekommen bin?", laute eine der Schlüsselfragen. Gezielt sei deshalb die Verknüpfung der beiden Busverkehre an ZOB und Bahnhofsvorplatz im Blickfeld.
Grundstücke seien keine Wegwerfartikel. "Man muss den richtigen Umgang mit den Altlasten finden", forderte Seidel. Und fast philosphisch: "Altlasten gehören entmystifiziert!" Grundstücke sollten sich gerade im innerstädtischen Bereich nicht selbst überlassen werden. "Brach liegende Grundstücke schlagen eine Wunde ins Stadtbild." Das sollte sich keine Kommune leisten, meinte Seidel. Was die Stadt heute nicht auf den Weg bringe, dafür zahle sie morgen das doppelte. "Es kann sein, dass die Altlasten im Boden verbleiben dürfen, wenn deren Verbleib gesichert ist und sie sich nicht mehr negativ auswirken auf ihre Umgebung."
Grün- statt Parkfläche
Roland Steger, der als CSU-Ortschef mächtig die Werbetrommel gerührt hatte, ärgerte sich über das Fernbleiben der „CO2-Parteien“. Weder Genossen, noch Grüne hätten sich sehen lassen. Einig war man sich darüber, dass auf Lerchenfeldseite kein Parkhaus und keine Parkplätze für den Bahnhof entstehen dürften. Stattdessen setzten die Bürger auf eine ÖPNV-Anbindung. Außerdem wünschten sie sich Grünflächen bis vor zur Firma Deglmann.
Die Straße Hinterm Rangierbahnhof wäre als Radweg geeignet und sollte für den Autoverkehr gesperrt werden. Eine weitere Idee war, diese Zweiradachse entlang der Bahn bis zum Volksfestplatz und dann weiter zum Schätzlerbad fortzuführen. Am geplanten Fußgängerübergang zum Bahnhof wünschte man sich auf Lerchenfeldseite einen Kiosk für Schüler. Außerdem kam eine zweite Über- oder- Unterquerung der Gleise auf Höhe der Tankstelle in Richtung Leihstadtmühle zur Sprache.
Projekt "Landstadt Bayern"
- Projektaufruf im Februar 2022 durch das Ministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
- Innovationsfelder: Städtebau und Ortsentwicklung, Wohnen, Arbeiten und Daseinsvorsorge, Mobilität und Verkehr, Digitalisierung und Smart City sowie Nachhaltigkeit, Klimaanpassung und Ökologie und Energie
- Beteiligte Städte: Weiden, Neukirchen b. Su-Ro. (Oberpfalz); Geiselhöring, Spiegelau (Niederbayern); Landsberg am Lech, Dorfen (Oberbayern); Wildpoldsried (Schwaben); Roth, Münnerstadt, Mainleus (Franken)
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