Etwa 140 Personen (Jäger, Naturschützer, Förster, Landwirte) sind im "Netzwerk große Beutegreifer" tätig. Sie sind vor Ort als Ansprechpartner für Betroffene schnell erreichbar. Ihre Hauptaufgabe ist die Dokumentation von Hinweisen. Lehner war auch am "Tatort" in Windischeschenbach.
ONETZ: Haben Sie einen Wolfsriss vermutet?
Hans Lehner: Am 9. Januar habe ich fifty-fifty getippt: Hund oder Wolf.
ONETZ: Welcher Art waren die Verletzungen?
Lehner: Die Schafe waren so wollig, dass man sich schwer getan hat, etwas zu erkennen. Auffallend war, dass sie nicht geöffnet waren, was typisch für den Wolf wäre. Bei diesen Tieren fehlten nur Hautfetzen am Kehlkopf. Eigenartig war auch, dass bei einem Schaf der Kopf ziemlich abgezaust war. Ich vermute, dass Fuchs und Krähen als Nachnutzer dran waren.
ONETZ: Ist das der erste Riss eines Nutztieres im Landkreis?
Lehner: Nein. 2018 war ein Schaf bei Speinshart gerissen worden, per DNA nachgewiesen.
ONETZ: Was können Tierhalter jetzt machen? Ich kann mir vorstellen, dass die Unruhe groß ist.
Lehner: Das kann Zufall gewesen sein, ein Durchzug. Da steht noch nichts fest. Ich hoffe, dass die DNA für eine Individualisierung ausreicht. Das Ergebnis steht noch aus.
ONETZ: Müssen sich auch Pferdehalter Gedanken machen?
Lehner: Ich habe bisher sehr selten gehört, dass es Zwischenfälle dieser Art gegeben hat, selbst in Sachsen nicht, wo der Wolf daheim ist. Wenn Nutztier, dann Schaf. Das eigentliche Beutespektrum sind ohnehin Wildtiere.
ONETZ: Es häufen sich Hinweise über Wölfe westlich von Weiden. Ist es denkbar, dass dieser Wolf in Windischeschenbach „Brotzeit“ gemacht hat?
Lehner: Die Standorte liegen Luftlinie nicht weit auseinander. Das kann das ohne weiteres der gleiche sein. Das ist für den Wolf keine Strecke.
ONETZ: Befürchten Sie, dass Hysterie aufkommt?
Lehner: Ich hoffe nicht. Hysterie ist überhaupt nicht angebracht. Empfehlenswert wäre, dass Hundehalter ihre Hunde nicht mehr so frei laufen lassen sollten. Wenn sie ohne Aufsicht in eine Dickung rennen, könnten sie durchaus mit einem Wolf zusammenkommen. Da wäre der Hund vielleicht der Verlierer.
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