Der Vorfall mit den Schafen ereignete sich bereits am 9. Januar. Hans Lehner vom „Netzwerk großer Beutegreifer“ nahm damals DNA-Proben. Das Ergebnis wurde ihm am Dienstag von der Landesanstalt für Umwelt übermittelt: Demnach handelt es sich eindeutig um Bissspuren eines Wolfs. Wölfe ernähren sich hauptsächlich von Wildtieren, Risse von Nutztieren sind in der Region sehr selten. Zuletzt war 2018 bei Speinshart ein Schaf von einem Wolf getötet worden, auch hier per DNA nachgewiesen.
Unabhängig von den Windischeschenbacher Wolfs-Rissen gab es in den letzten achten Wochen gehäuft Hinweise auf Sichtungen von Wölfen westlich von Weiden. Lehner liegt etwa ein halbes Dutzend Fotos aus privaten Wildkameras vor. Die Hürden sind hoch, aber zumindest ein Bild ist als „C 1“ gewertet worden: als amtlich anerkannter Wolf. Auf einem Foto sind zwei Wölfe zu sehen. Die Fotos stammen aus den Wäldern im Dreieck Weiden – Mantel – Meerbodenreuth. Das Tier, das der Stadt am nächsten kam, war 7,5 Kilometer Luftlinie von der Josefskirche entfernt.
„Offiziell“ lebt laut Landesanstalt für Umwelt ein Wolfspaar in der Oberpfalz: auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Zudem gibt es ein Rudel im Veldensteiner Forst westlich von Auerbach. Das dortige Pärchen hatte 2018 und 2019 neun Jungtiere. Die Fähe (das Weibchen) starb letztes Jahr bei einem Autounfall.
Es ist offen, ob es Veldensteiner Jungtiere sind, die bei Weiden bzw. Windischeschenbach durch die Wälder streifen. Klarheit könnte letztlich nur die DNA-Probe bringen. Derzeit wird noch geprüft, ob die Qualität für eine Individualisierung ausreicht. Das Interesse an der regionalen Wolfspopulation ist in der Bevölkerung groß: Zu einem Vortrag des Wolfsbeauftragten des Bundesforstbetriebs Grafenwöhr, Hubert Anton, kamen im Januar über 140 Interessierte.
Zufall: Bayernweit meldete die Deutsche Presseagentur am Dienstag Wölfe. Eine Wildkamera erfasste einen Wolf bei Fürth. Auch Förster aus dem Allgäu berichteten von Losung und Pfotenabdrücke.
An Nutztieren wurden in unserer Region bisher drei Schafe gerissen: 2018 in Speinshart und jetzt bei Windischeschenbach (beides Landkreis Neustadt/WN).
Zusätzlich gab es zwei Fälle von Wildtieren, an denen Bisse von Wölfen festgestellt und per DNA nachgewiesen wurden: 2018 bei einem Reh im östlichen Landkreis Tirschenreuth sowie 2019 bei Fallwild (also einem bereits toten Wildtier) in Roschau (Landkreis Neustadt/WN).
Ein Übersicht der Wolfsnachweise in Bayern
Aktuelles über den Wolf in Grafenwöhr
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