Weiden in der Oberpfalz
04.10.2022 - 17:29 Uhr

Josef Hader serviert in Weiden eiskalte Verschwörungstheorien

"Hader on Ice"? Nicht weniger als 900 Besucher in Weiden werden mit dem bitterbösen Programm des Österreichers warm. Ihnen erklärt er auch, warum der Lockdown die schönste Zeit seines Lebens gewesen sei.

Josef Hader erklärt seine Sicht der Dinge. Bild: Kunz
Josef Hader erklärt seine Sicht der Dinge.

Im Weinviertel hat er sich jetzt niedergelassen. "Dort, wo die Einwohner teilweise nicht mal wissen, dass der Zweite Weltkrieg vorbei ist." Josef Hader fabuliert von "vergessenen Menschen aus der Zwischenzeit": 90 Prozent Kurz-Wähler, der Rest Kommunisten. Von Wien habe er sich losgesagt. Von der Stadt, in der die Unfreundlichkeit längst Kulturerbe sei. Derzeit ist er ohnehin auf Tour. In der Max-Reger-Halle bejubeln am Montagabend rund 900 Besucher den Auftritt des Österreichers.

Hader ist Kabarettist, Schauspieler, Filmregisseur und Autor. "Reich und katholisch. Da kannst du nur gewinnen." Mit dem Schreiben seines Bühnenprogramms "Hader on Ice" hat er sich viel Zeit gelassen. Entsprechend genial, bissig und bitterböse sind die Texte, die der "Gesellschaftstrinker" gerne mit einem Glas Rum runterspült. "Ich esse nur Tiere, die nicht schreien, wenn man sie umbringt." Fisch und Hummer? Kein Problem.

Alle müssten sich momentan einschränken, sagt er. "Auch Afrika." Er selbst fahre heute nur noch ein einziges Auto. "Hab 'nen SUV, halb Sportwagen, hoch wie ein Laster. 400 PS: Für unsere Umwelt. Das ist es mir wert. Wir haben nur diesen einzigen Planeten."

Das Programm ist eine Mischung aus Kabarett und Schauspielerei, gerade darin liegt die Kunst Haders. Gerne erinnert er sich zurück an die Corona-Quarantäne und seine Weiterbildung im Internet. "Die schönste Zeit meines Lebens." Die formte ihn zum Verschwörungstheoretiker. Hader weiß heute nur zu gut, dass die Weltbevölkerung alle 100 Jahre komplett ausgetauscht wird. "Klingelt's?"

Seine jüngste Erkenntnis aus dem Netz: "Da gibt es einen Bischof, der weiß alles über uns." Und der komme regelmäßig Anfang Dezember. Pflanzen mag Hader nicht. Die wollen die Weltherrschaft zurück, sind unterirdisch mit ihren Wurzeln vernetzt. Haders Geschichten müssen nicht auf eine Pointe hinauslaufen. Es sind die Beschreibungen, mit denen Haders liebenswert-anarchistischer Humor das Publikum zum Lachen bringt.

Dabei ist er schon mal kalt und mitleidlos, hält den Zuschauern den Spiegel vor. Er kann aber auch liebenswert-schrullig sein, wenn er sich zum Beispiel mit einem imaginären Wolf anfreundet, ihn daheim durchfüttert. Den Angeber spielt er überzeugend, wie auch den Alkoholiker, wenn er zwischen umstürzenden Schnapsflaschen durch den Vorhang von der Bühne kriecht. Was für ein Abgang.

 
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