Weiden in der Oberpfalz
08.11.2023 - 15:26 Uhr

Julian Steckel und das Armida-Quartett zu Gast in Weiden

Den renommierten ARD-Musikwettbewerb haben beide gewonnen. Vor dem Meisterkonzert am Freitag in Weiden erzählen Martin Funda vom Armida Quartett und Solist Julian Steckel mehr zu ihrer künstlerischen Beziehung und dem anstehenden Programm.

Das Armida-Quartett hat die „sehr, sehr schöne“ Max-Reger-Halle mit der tollen Atmosphäre und dem „wahnsinnig guten Klang“ von früheren Gastspielen in bester Erinnerung, erzählt Primarius Martin Funda im Telefoninterview mit Oberpfalz-Medien. Cellist Julian Steckel dagegen hat es bei der Erkundung der Oberpfalz bislang nur in den Reitstadel in Neumarkt geschafft.

Um sich nun dem Weidener Publikum vorzustellen, hat er eine Solo-Sonate gewählt, die aufgrund immer rarer werdenden Recitals selten auf Programmen, aber fest im Repertoire seines Faches zu finden ist. György Ligetis „wirkungs- wie anspruchsvolles“, zweisätziges Werk ermögliche es, viele Gesichter des Instruments zu zeigen, was dem Cellisten andererseits viel abverlange: „Fast schon unspielbar“, so Julian Steckel am Telefon, „aber ein ziemlicher Rausschmeißer“.

Letzteres ist allerdings nicht wörtlich zu verstehen, folgt doch Henri Dutilleux´ „Ainsi la nuit“ auf dem Fuße. Auch das ein „wahnsinnig herausforderndes Werk“, das aus gutem Grund als eines der eindrucksvollsten und schwersten Quartette seiner Epoche gelte, so Martin Funda: „Schattenhafte Klänge, sehr atmosphärisch, sehr virtuos, stellt Musiker wie Publikum vor sehr viele experimentelle Klänge." Und dennoch kann der Violinist des besonders für seine Mozart-Interpretationen geschätzten Streichquartetts in Sachen Klangaufbau und Struktur durchaus Parallelen zum großen Klassiker ausmachen. Darüber hinaus sei eine genauso intensive Auseinandersetzung nötig: „Man muss mit der Lupe ran gehen und jeden Klang neu zusammensetzen." Am Ende berührt dann aber eine „sehr organische“, sehnsuchtsvolle und einfühlsame Musik die menschliche Seele.

"Genialste, größte Musik" von Schubert

Das sich anschließende C-Dur Streichquintett von Franz Schubert ist für Julian Steckel, der hier das zweite Cello übernehmen wird, schlichtweg die „genialste, größte Musik, die jemals ein Mensch vollbracht hat“. Und da frage man sich natürlich schon, wo der vom Leben gebeutelte Komponist diese wahnsinnige Schönheit hernahm – „vermutlich hatte er eine Antenne zum Himmel“. Steckel empfindet es jedenfalls als großes Glück, dieses Stück, das im langsamen Satz, dem Herzstück, zwischen verzweifeltem Aufschrei und Engelsgesang changiert, spielen zu dürfen: „Ich liebe das zweite Cello“. Die große Freude teilt man beim Armida-Quartett. Schubert lasse so unendlich viel Raum in Ästhetik und Klangsprache, befindet Funda: „Es ist ein großes Wagnis und immer wieder eine Erleuchtung, dieses fragile Stück zu spielen." Da müssen alle 150 Prozent geben.

Mit Julian Steckel einen Gast im üblichen Kreis zu haben, stellt übrigens keine Herausforderung dar. Man kennt sich schon aus Berliner Studientagen und hat schon sehr viele Konzerte in Quintett- oder Sextett-Formation gemeinsam bestritten, erzählt Funda: „Julian Steckel ist ein kongenialer Kammermusiker, ein toller international gefragter Cellist, es ist eine Freude zusammenzuspielen."

Der so Gelobte, der seine Rollen als Solist, Kammermusikpartner und Dozent schlicht als komplementär betrachtet, revanchiert sich mit der Feststellung, dass er das Schubert-Quintett überhaupt nur mit ganz wenigen Ensembles spiele und schon daher eine große, lang gewachsene Vertrautheit zwischen den Armida-Musikerinnen und -Musikern und ihm herrsche.

Fünf preisgekrönte Musiker

Dass alle Ausführenden des Weidener Meisterkonzerts den Gewinn des international angesehenen ARD-Musikwettbewerbs im Karriere-Gepäck haben, ist durchaus bemerkenswert. Für Julian Steckel markierte der vielbeachtete Erfolg 2010 einen Anfang und ein Ende zugleich: Einerseits war es ein entscheidender Schub für die Karriere und beendete andererseits die Wettbewerbs-Tingelei, die für ihn zuvor auch allzu oft mit zweiten Preisen geendet hatte.

Für das Armida-Quartett war der Gewinn im Jahr 2012 ein ganz wichtiger Moment, der das Ensemble auf dem internationalen Parkett präsenter machte. Ein Moment, in dem man begonnen habe, Netzwerke zu knüpfen, eine klare Quartett-DNA zu entwickeln und sich eine auf lange Sicht gesunde Karriere aufzubauen, sagt Funda. Letzteres hat gut geklappt, spielt man doch seit 2006 in unveränderter Formation.

Benannt haben sich Martin Funda, Johanna Staemmler, Teresa Schwamm-Biskamp und Peter-Philipp Staemmler übrigens nach einer Haydn-Oper – „Papa Haydn“ gilt ja als Vater der Gattung Streichquartett. Und genau wie die Zauberin Armida den Ritter Rinaldo bezirzte, will auch das Quartett sein Publikum mit magischen Kräften in seinen Bann ziehen.

HINTERGRUND:

Zu den Personen und dem Konzert

  • *Julian Steckel*, Cellist, geboren 1982, stammt aus einer Musikerfamilie, wollte schon im Alter von 3 Jahren Cello lernen, studierte später u.a. bei Gustav Rivinius, Boris Pergamenschikow und Heinrich Schiff, ausgezeichnet u.a. mit dem ECHO Klassik 2012 in der Sparte Nachwuchskünstler, lehrt seit 2017 an der Hochschule für Musik und Theater München.
  • *Armida-Quartett*: Martin Funda (Violine), Johanna Staemmler (Violine), Teresa Schwamm-Biskamp (Viola), Peter-Philipp Staemmler (Violoncello), legt einen besonderen Schwerpunkt auf das Werk Wolfgang Amadeus Mozarts, 2022 für die Gesamteinspielung von Mozarts Streichquartetten mit dem OPUS Klassik ausgezeichnet, als erstes Kammermusikensemble Botschafter des Vereins Orchester des Wandels Deutschland (Klima- und Naturschutzinitiative von Mitgliedern zahlreicher Berufsorchester).
  • *Meisterkonzert* mit Armida-Quartett und Julian Steckel am Freitag, 10. November, 20 Uhr, Max-Reger-Halle Weiden; Karten unter anderem in Weiden bei der Tourismusinfo im Alten Rathaus und in der Regionalbibliothek.
 
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