Weiden in der Oberpfalz
02.12.2024 - 12:17 Uhr

Kabarettist Günter Grünwald in Max-Reger-Halle: Warum James Bond? Warum Hollywood? Weiden ist auch schön

Ein Mann muss weinen dürfen. Günter Grünwald begeisterte bei seiner Abschiedstour in der ausverkauften Max-Reger-Halle. Der Auftritt wurde aus gesundheitlichen Gründen des Künstlers vorgezogen.

Die Welt hat was verpasst: Günter Grünwald wurde nie James Bond. Bild: Kunz
Die Welt hat was verpasst: Günter Grünwald wurde nie James Bond.

„Ich begrüße Sie in der Alfred-Walter-Öxler-Halle.“ Ein Versprecher? Nein. „Was, das haben Sie gar nicht mitbekommen? Nicht mehr Max-Reger-Halle. Die wurde umbenannt nach dem Handwerker, der hier vor sechs Wochen die Heizung repariert hat.“ Wieder so ein typischer Grünwald-Kalauer. „Man bekommt ja keine Handwerker mehr. Die sind total überlastet.“ Und wenn man schon mal einen bekommt, „dann muss man auch ein bisschen was tun für ihn. Eine Halle nach ihm benennen, ein Einkaufszentrum oder einen Flughafen.“ Handwerk hat eben doch goldenen Boden.

Aus gesundheitlichen Gründen, die zeitlich aufwendige Behandlungen erfordern, wie er auf seiner Homepage schreibt, nimmt Günter Grünwald Abschied von der großen Bühne und beendet seine jahrzehntelange Karriere als Kabarettist und Komiker. Seinen für Januar 2025 geplanten Auftritt in Weiden hatte er auf Samstag vorverlegt. Denn Ende des Jahres soll endgültig Schluss sein. Für die 900 Besucher war es ein unvergesslicher Abend. Grünwald trat in der Vergangenheit mehrmals in der Max-Reger-Stadt auf. Einige erinnern sich vielleicht noch an die Anfänge, an das fabelhafte Gastspiel des Ingolstädters beim legendären „Live im Stadtbad“.

Plauderei aus dem Leben

Zunächst warnt Grünwald sein Publikum vor Filmaufnahmen, droht sanft mit seinen Mitarbeitern, die in diesem Falle mit Unverbesserlichen den Heimweg besprechen würden. Leider herrsche auch in der Security-Branche Fachkräftemangel und das jeweilige Vorstrafenregister sei heute nicht mehr zwingend für die Anstellung entscheidend. Natürlich ist Grünwald auch ein bisschen selber schuld, dass ihm der Ruf anhängt, manchmal recht grob zu sein und deftig auszuteilen. Aber er plaudert halt mal gern aus dem echten Leben. "Ein Mann muss weinen dürfen."

Es ist der ganz normale Wahnsinn, von dem Grünwald erzählt. Er gibt sich als Anhänger der Chaostheorie, glaubt an den Schmetterlingsschlag in den Anden, der in Kanada einen Wirbelsturm auslöst. Oft beginnen die Geschichten harmlos und enden dann im Chaos. Ja, wer im Glashaus sitzt, der darf sich nicht beim Sex erwischen lassen.

Lieber Komiker als James Bond

Jeder kennt die Situation im Zug, wenn die Sitzplatznachbarin pausenlos und deutlich hörbar ihre schlichten Belanglosigkeiten per Handy verbreitet, wie eine sechsjährige Merridith aus Sachsen ohrenquälend durchs Abteil plärrt, während die Mutter sich seelenruhig ein Youtube-Video anguckt. Oder vom Lehrling, den die Kollegen in die Metzgerei zum Brotzeitholen schicken und den man mit seiner Limoflasche generös zur Kasse vorlässt. Nicht ahnend, dass der Kerl noch 47 rote und 49 weiße Leberkässemmeln bestellt. Ein Weißglut-Szenario für den Ingolstädter. "Ja hat man im Leben nur noch mit Deppen zu tun?"

Der Grünwald regt sich aber auch schon über alles auf. "Im Kasperltheater und Zirkus kann ich nicht lachen." Ihn stört aber auch der Kinobesucher, wenn der geräuschvoll neben ihm die Cola aus dem Eimer schnorchelt. Er ärgert sich über "aus Spanplatten gepresste Nachos", die beim Verzehr dafür verantwortlich sind, dass man die Explosionen im James-Bond-Film nicht mehr hört. Apropos James Bond: Diese Rolle hatte man ihm einst gegen eine horrende Gage angeboten. Er habe aber Roger Moore den Vortritt gelassen. Denn Grünwald wollte Komiker sein.

Stattdessen gründete er einst einen Mitfahrservice für Haustiere, nachdem der Versand eines Goldhamsters im gepolsterten Umschlag per Post buchstäblich ein Fehlschlag war. Der Grund: Der Stempel. Bis zu seinem 28. Lebensjahr galt Grünwald als schönster Mann von Ingolstadt. Knackiger Po, Sixpack, ein wohlgeformtes Äußeres. Von allen bewundert. Aber für einen angehenden Komiker viel zu schön. „Schaut sie euch an: Otto Waalkes, Didi Hallervorden, Karl Dall.“ Eine Typveränderung musste her. Sein jetziges Aussehen verdankt er auf eigenen Wunsch hin allein dem berühmten Schönheitschirurgen Professor Mang. Der Hintern sei jetzt bräsig und die Warzen gebraucht von Bata Illic übernommen.

Grünwald strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Hätte er nicht all dies auf sich genommen, wäre er heute in Hollywood wohl ein Superstar. Dann kommt er ins Grübeln, runzelt die Stirn und plötzlich entgleiten ihm die Gesichtszüge in Richtung Ratlosigkeit. „Na ja, Hollywood“, findet er sich wieder. „Weiden ist auch schön, weil Weiden so großartige Menschen hat. Vielleicht sehen wir uns wirklich irgendwann wieder. Bis dahin: Bleiben Sie, wie Sie sind. Was anderes bleibt Ihnen eh nicht übrig.“

 
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