Karma ist das nett in Netto

Weiden in der Oberpfalz
08.06.2023 - 12:57 Uhr

Volontärin Kira Lorenz hat in ihrer Mittagspause eine nette Zufallsbegegnung gehabt. Auf dem Weg zurück ins Büro ist ihr eine schiefe Metapher in den Sinn gekommen, die ihr tatsächlich ein bisschen Hoffnung gegeben hat.

Kira Lorenz hatte beim Einkaufen eine ganz besondere Begegnung.

Wo bist du, edler Essensspender? Es war ein besonders trüber und langweiliger Bürotag, unterbrochen von einer müden Mittagspause. Ich stand am Netto-Kassenband, mein Mittagessen in der Hand. Da hast du mich mit deinem Grinsen und deiner selbstlosen Geste aus meinen düsteren Gedanken gerissen. Die Gedanken an eine Situation, an der ich nicht schuld, in der ich aber trotzdem für andere da war. Wenn die dümmsten Bauern die größten Kartoffeln haben, haben die naivsten Frauen das größte Herz.

Doch du, du standst vor mir an der Kasse, hast geduldig gewartet. Neben dir lag nichts auf dem Band, als ich meinen Salat und eine Schale Himbeeren auf den schwarzen Gummi legte. Viel dachte ich nicht darüber nach, war ich doch zu sehr damit beschäftigt, in die Leere zu starren. Erst im letzten Moment, als die Himbeeren schon fast die erlösende Lichtschranke erreicht hatten, legtest, ja, fast schon warfst, du drei Dinge auf das Band. Giotto, Raffaello, noch etwas Schokoladiges. Nichtsahnend starrte ich weiter auf die handlichen Schnapsflaschen und Schokoriegel, wartete darauf, dass ich zahlen und zurück an meinen Schreibtisch schlurfen konnte. Doch das Schicksal hatte andere Pläne.

Ich schaute auf, du grinstest mich an. Ich war verwirrt. Du sagtest etwas, das nur sehr langsam durch den Nebel meiner schlechten Laune drang. "Ich habe jetzt für Sie mit gezahlt." Geistesabwesend blickte ich zur Kassiererin, sie wirkte ebenfalls verdutzt. Ich stammelte ein, "Äh, danke?", da warst du auch schon durch die Schiebetüren verschwunden und nicht mehr wiederzufinden, holder Spender. Da stand ich nun mit meinem kostenlosen Salat und den Beeren, die sowieso im Angebot waren, und freute mich.

Deine Tat hat mir nicht nur drei Euro gespart, nein, sie hat mir auch einen Lichtblick an einem richtig miesen Tag verschafft. Auch wenn du mein Mittagessen wahrscheinlich nur gezahlt hast, weil die Kassiererin einfach alles über die Kasse gezogen hat und du nicht schnell genug "Stopp" sagen konntest. Es hat mir doch gezeigt, dass mein Karmakonto voller ist, als ich dachte. Denn auch wenn manche Menschen einfach nicht wertschätzen können, was man für sie tut, das Karmakonto merkt sich alles. Und es holt einen ein. Bei mir war es halt ein gratis Mittagessen.

 
 

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