Josef Salomonovic will mit seinen Ausführungen authentisch bleiben. „Ich erzähle nur von Dingen, die ich selbst erlebt habe oder von denen mir meine Mutter berichtet hat“, erklärte der Zeitzeuge in der Gustl-Lang-Schule. Dort sprach der Holocaust-Überlebende vor Schulklassen, besuchte aber vorher eine Ausstellung von Schülern über das Konzentrationslager in Flossenbürg in der Aula.
Geboren in Mährisch-Ostrau, sei er als kleiner Bub zunächst mit seiner Familie, Mutter, Vater und Bruder, ins Lodzer Ghetto gebracht worden. Von dort kam er dann über Auschwitz nach Stutthof bei Danzig und Dresden.
Nach einem Todesmarsch von 300 Kilometern hätten die Amerikaner den damals Sechsjährigen mit seinem elfjährigen Bruder und seiner Mutter in Brnirov, nahe Cham, befreit. Vorher seien sie von Tieffliegern ihrer Befreier aber noch beschossen worden. Der Vater sei im KZ Stutthof mit einer Spritze ermordet worden. „Ich habe die Angst nicht so verstanden wie mein Bruder“, erzählte Salomonovic, der heute in Wien lebt. „Er hat immer geweint."
„In Auschwitz fand nur die Selektion statt. Die Leute, die aus Lodz kamen, hatten alle noch ihre Sachen an. Die hatten vielleicht noch Wertgegenstände dabei.“ Jeden habe das Wachpersonal aber nicht untersucht. „Es gab Tausende. Männer und Frauen die getrennt wurden in der sogenannten Sauna.“ Über diese Vorgänge gebe es ein dickes Buch. „Die Sauna hatte mit einer wirklichen Sauna überhaupt nichts zu tun.“
Dort hätten sich die Menschen ausziehen müssen und seien rasiert worden. „Ihre Kleider kamen in riesige Dampfkessel. Dann wurde sie untersucht, ob jemand Gold oder Dollars dabei gehabt hatte.“ Ihre eigene Kleidung hätten die Leute nie mehr wiedergesehen. Anschließend hätten sie gebrauchte Häftlingskleidung bekommen, Frauen dazu eine Art Piratentuch als Kopfbedeckung.
„Sicherlich war Auschwitz ein Vernichtungslager, aber es war 1944. Und die haben die Sklavenarbeiter gebraucht. Die Menschen aus Lodz waren qualifizierte Leute. Was sonst im Lager passierte, kann ich nicht sagen. Ich war sechs Jahr alt.“ Aufgrund von Mangelernährung passten ihm Hose, Hemd und Schuhe drei Jahre lang. Auschwitz war für ihn Zwischenstation auf dem Weitertransport nach Stutthof.
„Ich war nie in Flossenbürg als Gefangener. Aber Flossenbürg war die Zentrale für hundert verschiedene Lager. Und eines davon war Dresden. Deswegen sind sie zuständig für mich. Und deswegen haben sie dort auch die Papiere und viele Sachen, die ich nicht gewusst habe.“
Das Zeitzeugengespräch hatte die Gedenkstätte Flossenbürg organisiert und vermittelt. Die beiden Lehrkräfte Ursula Soderer und Heike Krafczyk hatten das Angebot im Rahmen von „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ angenommen. Salomonovic, der später Ingenieur wurde, war mit Ehefrau Elisabeth und seinem 43-jährigen Sohn Peter angereist.
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