"Klankermeier-Saga": Autor und Regisseurin erklären den Kult um "Klanki"

Weiden in der Oberpfalz
09.02.2023 - 07:00 Uhr
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Das Landestheater Oberpfalz bringt mit "Pfui - Die Klankermeier-Saga" die "Fortuna-Bar" zurück auf die Bühne des Weidener JuZ. Regisseurin Doris Hofmann und Autor Uli Scherr sprechen im Podcast "Kulturkiosk" über den Fall Klankermeier.

Der Podcast zum Artikel

Der sündigste Club der Oberpfalz ist zurück – und das Interesse an der knapp 50 Jahre alten Geschichte ungebrochen. "Jeder in Weiden hat dazu eine Geschichte zu erzählen", sagt Uli Scherr, der das Theaterstück "Pfui – Die Klankermeier-Saga" für das Landestheater Oberpfalz (LTO) geschrieben hat. Ob der Opa beim Klankermeier Kunde war – oder Geschäftspartner. Jeder hat eine Verbindung zu der Geschichte. Alle Aufführungen waren schon vor der Premiere ausverkauft – ebenso der Zusatztermin. Auch für die Regisseurin des Stücks, die gebürtige Nabburger Schauspielerin Doris Hofmann, gehört die Geschichte Klankermeiers zur Weidener Identität.

Neben Gesprächen mit Zeitzeugen und Recherchen im Weidener Stadtarchiv beschäftigten sich Hofmann und Scherr ausgiebig mit dem Zeitgeist der 70er-Jahre. "Das Publikum soll sich in das Jahr 1971 zurückversetzt fühlen – ich denke, das ist uns auch gelungen", sagt Doris Hofmann. Sie informierten sich über damalige Trends, angesagte Musiker, Künstler und Filme. Auch den politischen und gesellschaftlichen Zeitgeist verwoben sie im Theaterstück.

Gespräche mit Zeitzeugen

Der hauptberufliche Journalist und Autor der "Klankermeier-Saga", Uli Scherr, führte zu Recherchezwecken Gespräche mit Weggefährten Klankermeiers und Zeitzeugen. Unter anderem interviewte er den damaligen Anführer der Widerstandsbewegung, den Anwalt Klankermeiers und auch einstige Gäste der Bar. So fügte sich in den Köpfen der Beteiligten ein Bild zusammen, wie es in der "Fortuna-Bar" zugegangen sein muss.

Die Rechercheergebnisse hat Scherr dokumentiert in seinem grauen Notizbuch mit der Aufschrift "Pfui!". Dort sei alles vermerkt – alle Ideen, Gespräche mit Zeitzeugen und auch ehemaligen Kriminellen, mit welchen Klankermeier damals verkehrt hatte. Scherr wollte einen Blick hinter die Kulissen der Figur Klankermeier werfen. Trotz der vielen Gespräche kann Scherr nicht nachvollziehen, was für ein Mensch Walter Klankermeier gewesen sein muss. Er hält ihn für einen "Blender". Auch Hofmann kann sich nicht erklären, welcher Mensch hinter der Fassade des Weidener Rotlicht-Königs steckte.

Figuren mit realen Vorbildern

Scherr betont, die Klankermeier-Saga sei kein striktes Dokumentartheater, sondern erzähle wahre Begebenheiten in und um die Fortuna-Bar nach. Laut Hofmann wäre das Stück möglicherweise mit mehr zeitlichem Abstand anders inszeniert worden. So erklärt sich auch die Auswahl der verschiedenen Charaktere: "Auf der Bühne spielen zwar fiktive Figuren, aber viele entstammen realen Vorbildern", sagt Uli Scherr. Regisseurin Doris Hofmann merkt an, dass sie auf der Bühne "niemanden in die Pfanne hauen wollen", denn einige der echten Rollenvorbilder leben auch heute noch.

Der schärfste Strip Bayerns

In den 70er-Jahren hat Walter Klankermeier am Bahnhof die "Fortuna-Bar" eröffnet. Ein Club, der mit dem "schärfsten Strip Bayerns" warb und in dem Damen Hardcore-Sex-Shows auf der Bühne aufführten. Widerstand gegen das sündige Etablissement formierte sich unter katholischen Kommunalpolitikern. "Dieser große Eklat in der Pfarrkirche, als der Herr Klankermeier mit seinen Animierdamen in die Kirche reinmarschiert ist und die Leute bloß gestellt hat – das ist unser Plot", sagt Autor Uli Scherr im Gespräch.

In besagtem Gottesdienst entlarvte der Weidener Rotlicht-König, dass viele seiner Gegenspieler selbst Kunden in seinem Club waren. Er deckte deren Doppelmoral auf. "Es war für uns klar, dass der reine Mordfall Klankermeier für ein Theaterstück nicht viel hergibt", sagt Scherr. Die Geschichte seines Ablebens wäre zwar sehr interessant, aber einen ungeklärten Mordfall aufzuführen, hätte sich als schwierig entpuppt. "Da hätte man eine frei erfundene Tatort-Geschichte machen müssen – mit ein paar Fakten gespickt", sagt Doris Hofmann. Der Mord wird auf der Bühne nicht aufgeklärt – so ist zu erwarten, dass der "Mythos Klankermeier" weiterhin die Weidener beschäftigt. Anlass dazu bietet auch das Theaterstück: Auf der Bühne wird auch der ein oder andere mögliche Verdächtige präsentiert.

Weiden in der Oberpfalz29.01.2023
Hintergrund:

Walter Klankermeier und die "Fortuna-Bar"

  • geboren 1940 in Augsburg
  • pachtete 1967 den Bayerischen Hof im Bahnhofsviertel
  • aus dem Bayerischen Hof wurde die "Fortuna-Bar"
  • dort wurden
    Sex-, und Strip-Shows aufgeführt
  • Widerstand formierte sich von Seiten katholischer Kommunalpolitiker
  • Klankermeier wurde 1982 ermordet in einem Waldstück gefunden
  • der Mörder ist bis heute unbekannt
 
 

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