Der Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz AG hat am Dienstag auf einer Pressekonferenz erklärt, dass er am Wochenende den Tirschenreuther Landrat Wolfgang Lippert als amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden darüber informiert habe, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Der Schritt sei Götz nicht leicht gefallen, aber er hält ihn mit Blick auf das Wohl des Unternehmens für notwendig. Einem Neuanfang will er nicht im Wege stehen. Wenn es aber gewünscht wird, will er einer neuen Geschäftsführung mit seiner Erfahrung und seinen Kontakten zur Seite stehen.
Besonders dankbar zeigte sich Götz gegenüber den Kollegen im Unternehmen für ihre Unterstützung und den Zuspruch. "Viele verfügen über ein exzellentes Fachwissen, sind äußerst engagiert und zuverlässig und sind einfach ganz tolle Menschen."
Wohl der Patienten wichtig
Die große Leistungsfähigkeit und die hohe Leistungsqualität des Kliniken-Verbundes für das Wohl der Patienten soll wieder in den Fokus rücken. Dies müsse vor allem die Zielsetzung eines Neuanfangs sein.
Noch-Vorstand Götz kritisierte die politisch bestimmten Rahmenbedingungen der Krankenhäuser in Deutschland als "katastrophal". Immenser wirtschaftlicher Druck, überbordender Bürokratismus und das Fehlen von Fachkräften seien die Konsequenz davon. Der grundlegende Wandel fordert nach Aussage von Götz auch in der Region eine Neuausrichtung.
Neuanfang auch für Führung
Vieles sei schon auf den Weg gebracht. Um aber erfolgreich zu sein, brauche es aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Monate einen unbelasteten Neuanfang auf einigen Ebenen des Unternehmens. Nach vielen von Offenheit und Wertschätzung geprägten Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern sei er zu der Überzeugung gelangt, dass dies auch für die Geschäftsführung gelte.
Für die Träger, also die Landkreise Neustadt und Tirschenreuth sowie die Stadt Weiden, gilt den Worten von Götz zufolge, dass auch sie ihr Verhältnis in Sachen Krankenhaus-Verbund neu regeln müssen. Die Diskussionen zuletzt hätten gezeigt, dass dies nicht einfach werde. Der Vorstand kritisierte, dass vertrauliche Informationen aus nichtöffentlichen Sitzungen praktisch in Echtzeit nach außen kommuniziert wurden. Dies habe auch bei ihm unweigerlich Spuren hinterlassen. Noch mehr aber hätte dies der Kliniken Nordoberpfalz AG geschadet.
Oberbürgermeister Seggewiß: "Schritt zur rechten Zeit"
Aufsichtsratschef Lippert sprach von einer "besonderen Pressekonferenz". Götz' Schritt habe ihn überrascht, aber er habe Verständnis und respektiere das Vorgehen. OB Kurt Seggewiß sagte, man müsse den "Schritt zum richtigen Zeitpunkt" akzeptieren und unbelastet in die nähere Zukunft gehen. Landrat Andreas Meier kündigte Entscheidungen an, die "nicht bei jedem überbordende Freude auslösen". Vor allem die Kommunikation müsse verbessert werden.
So soll es bei der Kliniken AG weitergehen
Am kommenden Dienstag, eine Woche vor Heiligabend, trifft sich der Aufsichtsrat der Kliniken Nordoberpfalz AG zu einer Sondersitzung. Dabei soll Vorstand Josef Götz nach eigenem Wunsch aus seinem Amt entlassen werden.
Bis zu einer endgültigen Nachfolgeregelung wird ein Interimsvorstand installiert. Spekuliert wird, dass der Ärztliche Direktor Thomas Egginger als einer von vier Stellvertretern die Aufgabe übernehmen könnte.
Ferner soll der 21-köpfige Aufsichtsrat verkleinert und entpolitisiert werden. Darauf hat die Weidener SPD bei einer Pressekonferenz hingewiesen. Die Veränderungen sollten noch vor der Kommunalwahl am 15. März erfolgen. Kommentar von Landrat Andreas Meier: "Gründlichkeit vor Schnelligkeit."
Den Kampf gegen die Politik verloren
Um es gleich vorweg zu nehmen: Josef Götz war ein Glücksfall für die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der nördlichen Oberpfalz. In der Tradition von Vorgänger Hans Kaltenecker machte er den Verbund aus vier Akutkrankenhäusern, zwei Reha-Einrichtungen, einem Ausbildungszentrum, einer Pflegeeinrichtung und drei medizinischen Versorgungszentren zu einem Vorzeigeprojekt. Aus ganz Bayern kamen sie und staunten. Auch über hochmodernes Gerät und hochqualifizierte Beschäftigte. 3300 wertvolle Arbeitsplätze für die Region.
Die Berliner Gesundheitspolitik aber will das nicht. Ihre Hürden baut sie immer höher: wirtschaftlicher Druck, überbordende Bürokratie, das Fehlen von Fachkräften. So macht sie die Krankenhäuser krank. Defizite tun sich auf. Die zehn Millionen Euro in diesem Jahr waren zu viel. Da müssen Schuldige her.
Götz aber lässt sich nicht vom Hof jagen. Er übernimmt Verantwortung. Er geht selbst. Aufrecht. Einen Besseren aber müssen sie erst einmal finden.
Volker Klitzing