Weiden in der Oberpfalz
22.11.2019 - 12:59 Uhr

Klotz klärt zum Tabuthema Impotenz auf

Für viele Männer ist es nach wie vor ein Tabuthema. Über Sexualstörungen sprechen sie nicht gerne. Dabei sind Millionen davon betroffen. Und das hat vielfältige Gründe.

Klinikum-Personalchef Martin Neuhaus (links) begrüßt Chefarzt Professor Theodor Klotz zum Vortrag. Bild: Bühner
Klinikum-Personalchef Martin Neuhaus (links) begrüßt Chefarzt Professor Theodor Klotz zum Vortrag.

„Für mich gehört es zum täglichen Berufsalltag, die Worte Erektionsstörung, Impotenz und Penis zu verwenden“, sagt der Urologe Professor Theodor Klotz. Doch für die meisten Männer seien es Tabuthemen. Dabei ist bei den Über-60-Jährigen mehr als jeder Dritte und bei den Über-70-Jährigen mehr als jeder zweite von Erektionsstörungen betroffen. Mit diesen grundsätzlichen Feststellungen begann Chefarzt Professor Klotz in der Vortragsreihe „Chefarzt im Gespräch“ seine Ausführungen.

„Impotenz – kein Männerschicksal“ lautete das Thema des Abends. Ausdrücklich betonte Klotz: „Behandlungsbedürftig sind Erektionsstörungen nur dann, wenn jemand einen Leidensdruck hat.“ Den Penis bezeichnete Klotz als „Wünschelrute des Mannes“. Und er zeigte Statistiken: Je älter ein Mann wird, desto geringer wird der Anteil derer, die bei Erektionsstörungen einen Leidensdruck empfinden. Zum Beispiel empfindet unter allen Über-70-Jährigen, die Erektionsstörungen haben, nur rund jeder Achte einen solchen Leidensdruck. Ein sehr großer Teil könne also gut damit umgehen, stellt Klotz fest. Schließlich nehme die Bedeutung des Geschlechtsverkehrs „im klassischen Sinne“ im Alter ab und andere Formen der körperlichen Begegnung zwischen Männern und Frauen dominieren.

Eine weitere wichtige Aussage des Vortrags lautete „Erektionsstörungen sind neben normalen Alterungserscheinungen meistens Symptome einer Grunderkrankung und deuten auch frühzeitig auf eine solche hin“. Beispielweise würden sich entstehende Herzerkrankung drei bis fünf Jahre vorher durch Erektionsstörungen ankündigen. „Viele, die zu mir wegen Erektionsstörungen kommen, schicke ich zum Kardiologen“, berichtete Klotz. Als häufigste Begleiterkrankungen, die meist Ursache von Erektionsstörungen sind, nennt Klotz deswegen koronare Herzkrankheiten („Bauchfett bringt Männer um“), aber auch Diabetes („Über 60 Prozent der Zuckerkranken leiden an Erektionsstörungen“), Nachwirkungen von Prostata-Operationen oder psychogene Faktoren wie Depressionen. Sehr selten wären Hormonstörungen oder Niereninsuffizienz ursächlich. Anlass für Erektionsstörungen könnten aber auch Libidostörungen, Rückenmarksschädigungen oder die Einnahme von Blutdrucksenkern, Cortison, Wassertabletten sein. Außerdem gelte „viel Alkohol macht Penis kaputt“. Bei immer mehr jüngeren Menschen würde beruflicher Stress zu Libidostörungen führen.

Im Therapieteil des Vortrags stellte der Professor vor allem Viagra in den Mittelpunkt. Früher hätte man Männer mit Erektionsstörungen zum Psychotherapeuten geschickt. Mit Viagra sei ein echter Durchbruch gelungen, sagte Klotz. „Bei 80 Prozent der Männer wirkt diese Tablette“, aber Restfunktionen des Schwellkörpers im Penis müssten noch vorhanden sein. Auch die „klassische Erektionsstörung bei jungen Männern durch das Stresshormon Adrenalin“ könne damit gut behandelt werden. Zwischenzeitlich lägen Tablettenpreise oft nur noch bei 50 Cent. Nur in Ausnahmefällen seien mit Viagra Risiken verbunden und sie sei „nebenwirkungsarm“. Rezeptpflicht dafür sei notwendig, um Grunderkrankungen zu erkennen. Als Alternativen zu Viagra wurden im Vortrag mechanische Erektionshilfen erwähnt, zum Beispiel die Vakuumpumpe. Zur Verfügung stehen auch Injektionstherapien oder ein Schwellkörperimplantat.

 
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