Die Sache mit den Ohrenklappen zum Zweiten. Kopfhörer-Konzerte sind dankbare Erfindungen, vor allem in Corona-Zeiten, weil der Nachbar nicht gestört wird. Man stülpt sich die kabellosen Verstärker einfach über, schließt die Augen, hört einen hervorragenden Surround-Sound mit völlig neuen und hochpräzisen Impulsen und Klangerlebnissen, die die Welt einfach draußen lassen.
Die „Sommersünde“ setzt am Samstagabend nach wie vor aufs richtige Pferd. Der Gig schließt nahtlos an das „Sündikat“-Eröffnungskonzert mit Roman Sladek im Innenhof der Regionalbibliothek an. Die registrierten Besucher erhalten am Eingang ihre Kopfhörer, begeben sich in ihre vorgezeichneten Logen und erwarten ein brillantes Bühnen-Erlebnis. Zu hören gibt es wieder, wie schon vor fünf Wochen, improvisierte Techno-Musik.
Wie Sünde-Sprecher Lukas Höllerer betont, zählt Julian Maier-Haff, wie Sladek, zu jenen Künstlern mit sehr engen Beziehungen zum „Sündikat“. Man kennt sich, man schätzt sich. Gerade jetzt bei dieser sehr spontan geplanten „Sommersünde“ habe man vor allem solche Musiker ausgegraben, die schon mal auf der sündigen Bühne standen. „Da passt die Kommunikation. Da geht’s zackzack.“
Tatsächlich wird alles was auf der Bühne passiert, live gespielt und in Anwesenheit des Publikums direkt produziert. Der perfekte Sound trifft die Zuhörer mit voller Wucht. Da steckt nichts vorher im Computer. Nein, das geschieht alles mit Hilfe analoger elektronischer Komponenten und diverser Instrumente, wie Drum-Maschine, Synthesizer, Posaune, Saxophon und Trompete. Dies alle fügt sich charmant in den Grundsound ein. Dabei experimentiert der gelernte Jazztrompeter mit dem freien Spiel und der Tiefe des fiktiven Raums, wo er seinen Klangapparat von einem Motiv zum anderen bewegt.
Das nächste Sündikat-Event wird am 15. August eine Lesung sein. Ohne Kopfhörer natürlich, weil das dramaturgisch wenig Sinn machen würde.
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