Nach wie vor zählt das Handwerk hier zu den strukturbestimmenden Wirtschaftszweigen. Wir sprachen mit Kreishandwerksmeister Joachim Behrend über die aktuelle Situation der Betriebe in der Kreishandwerkerschaft Nordoberpfalz.
ONETZ: Herr Behrend, in welchem Umfang sind Handwerksbetriebe in der nördlichen Oberpfalz aktuell von den Folgen der Coronakrise betroffen?
Joachim Behrend: Ganz generell gesagt, diese Krise trifft selbstverständlich auch das einheimische Handwerk ähnlich wie alle anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebensbereiche. Einen meist hundertprozentigen Umsatzeinbruch verzeichnen zum Beispiel Friseure, Floristen und viele Gärtner, und alle anderen, die ganz schließen mussten. Doch die Betroffenheit im Handwerk geht weit über diese Gruppe hinaus. Zimmerer, Schreiner, Metallbauer, das Ernährungshandwerk und viele andere leiden darunter, dass das gesellschaftliche Leben weitgehend zum Stillstand gekommen ist. Auch Aufträge für Messen oder andere Veranstaltungen und Ereignisse sind weggebrochen. Mancher Industriebetrieb öffnet seine Tore nur noch im Notfall für nicht verschiebbare Reparaturen. Und dass viele tschechischen Kollegen von heute auf morgen weggebrochen sind, trifft viele Betriebe richtig ins Mark.
ONETZ: Kommt ein Handwerker überhaupt noch zum Kunden ins Haus?
Joachim Behrend: Zu dieser Frage muss ich zunächst mit großem Nachdruck und fast emotional eine sehr generelle Feststellung treffen: Wir sind nach wie vor für Euch alle da. Das Handwerk steht weiterhin bereit auf vielfältige Weise zur Versorgung der Gesellschaft beizutragen. Ich nenne einmal das Beispiel Nahrungsmittelhandwerk. Bäcker, Konditoren, Metzger und andere sorgen für die Aufrechterhaltung der Ernährungssicherheit. Viele bieten auch einen Lieferservice an. Ganz besonders appelliere ich an die Endverbraucher: Bitte unterstützen Sie die meist familiär geführten Kleinbetriebe. Sie tragen in ganz hohem Maße zur Aufrechterhaltung der Versorgung in der Fläche bei und sind übrigens auch ziemlich unabhängig von Lieferketten, weil sie sich im Einkauf regional orientieren.
Und was Ihre Ausgangsfrage betrifft: Selbstverständlich kommt der Handwerker im Bedarfsfall weiterhin ins Haus. Aber eine große Bitte habe ich aber dazu: Bitte schauen Sie dem Elektriker oder dem Heizungsmonteur nicht über die Schultern, halten Sie mindesten eineinhalb Meter Abstand. Der Handwerker geht beim Kundenbesuch ein hohes Risiko ein. Generell gilt, in einer schwierigen Zeit sollten wir achtsam und wertschätzend miteinander umgehen. Die Betriebe müssen dafür sorgen, dass ihre eigenen Mitarbeiter geschützt werden und auch der Kunde gesund bleibt. Mundschutz, Einweghandschuhe sind nun einmal derzeit unverzichtbar.
ONETZ: Wie beurteilen Sie die staatlichen Hilfen für Betriebe, die von der Bundesregierung und dem Freistaat Bayern zur Verfügung gestellt werden?
Joachim Behrend: Also grundsätzlich finde ich es sehr positiv und es ist der richtige Ansatz, dass so schnell geholfen wird. Es war ein wichtiges Signal für das Handwerk. Und ich kann auch sagen: die Hilfen sind notwendig und werden auch angenommen. Deshalb erwarte ich auch keine Welle von Konkursen. Sollte die Krise allerdings länger dauern, muss unbedingt nachgebessert werden. Ausdrücklich appelliere ich auch an die Banken und Sparkassen: Bitte lassen Sie nicht gleich jemand fallen.
ONETZ: Vor allem kleine Handwerksbetriebe brauchen Beratung und Unterstützung, wenn es um staatliche Hilfen geht. An wen können die sich wenden?
Joachim Behrend: Dazu gibt es mehrere Anlaufstellen. Zunächst möchte ich vor allem die Kreishandwerkerschaft und die dazu gehörenden zwölf Innungen nennen. Auch die Betriebsberater der Handwerkskammer helfen gerne. Informationen und Tipps kommen auch von den Fachverbänden der jeweiligen Handwerksbereiche.














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