Lang, lang ist's her, dass Publikumsmagneten wie Hans Brenner, Michaela May oder Heiner Lauterbach die Max-Reger-Halle füllten. Diese goldenen Jahre des Weidener Theaters sind vorbei und werden sich wohl auch nicht mehr zurückholen lassen. Momentan liegt die Zuschauerquote am Boden. Was bei der Jahreshauptversammlung der Kulturbühne Weiden am Mittwoch schon mal zu der Überlegung führte, ob man überhaupt weitermachen soll. Vorsitzender Veit Wagner resignierte: "Die Weidener wollen kein Theater". Aufgeben sei aber kein Option. Man wolle die Durststrecke überwinden.
Allerdings unter neuen Vorzeichen. Wie Wagner sagte, werde man sich auf einer kreativeren Theaterebene neuen Mut antrinken. Die Zukunft der Kulturbühne liege wohl in einer Mischung aus Studiobühne, Nischen-, Zimmer- und experimentellem Theater. Die Erfahrung zeige, dass die Bühne im Gustl-Lang-Saal zu groß geworden sei. „Wir müssen uns verabschieden von 300 Leuten im Publikum“, erklärte auch Stefan Voit.
Auch Schüler bleiben aus
Die Appelle an die Schulen, ihre Schüler und Lehrer in die Aufführungen zu schicken, hätten nicht so gefruchtet, wie man sich das vorgestellt habe, unterstrich Wagner. Auf dieser Ebene wolle aber man mit neuen Impulsen nachhaken. Nicht nur die Besucherzahlen würden einbrechen, auch die Zahl der Abonnements ging zurück. Es hapere einfach an der nötigen Werbung. Voit: "Natürlich sei momentan die Pandemie das Hauptproblem. Aber das Gesamtkonzept Kultur funktioniert nicht in Weiden."
Wagner empfahl, verstärkt auch neue Leute anzusprechen. Und: „Wir müssen raus aus der Halle." Zumal auch die Akustik bei einer minimierten Besucherzahl im großen Saal schlecht sei. Gedacht sei an einen Umzug in den kleineren Gustav-von-Schlör-Saal oder in einen der Nebenräume. Im Schlör-Saal fehle allerdings eine adäquate Beleuchtung, was unbedingt in die Überlegungen mit einfließen müsse, sagte Max-Reger-Hallen-Chef Johannes Häring. Mit Blick auf die guten Erfahrungen des "Sündikats" im Ring-Kino würde sich auch das ehemalige Capitol-Kino als Austragungsort anbieten.
Zuletzt nur 25 Zuschauer
Covid-19 habe sich einschneidend auf die Kulturbühne und die "Klein & Kunst"-Veranstaltungsreihe ausgewirkt. Von den für 2020 und 2021 geplanten 21 Aufführungen und Konzerten mussten zwölf abgesagt werden. Nur neun wurden durchgeführt, sechs stünden noch aus. Zuletzt seien nur 25 Zuschauer gekommen. Ein Stück, so Wagner, musste letztendlich abgesagt werden, weil nur acht Karten im Vorverkauf abgesetzt wurden. "Ob die Aufführungen im Januar und Februar stattfinden können, ist fraglich", fuhr Häring fort. Vom Gastspiel mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern im Februar verspreche man sich ein volles Haus, sollte es stattfinden.
Von finanzieller Seite her könne man getrost durchstarten, berichtete Schatzmeisterin Cornelia Taubmann. "Wir haben Geld." Aufgrund der vielen Absagen habe es seit Corona-Ausbruch fast keine Ausgaben gegeben. Die jährlichen Zuwendungen durch die Stadt Weiden würden aber weiterfließen. Sie glaube allerdings nicht, dass der Kulturbetrieb vor der zweiten Jahreshälfte 2022 wieder unbeschränkt möglich sein werde.
Die Kulturbühne hat 25 Mitglieder. Für drei weitere Jahre wurde Veit Wagner zum Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter ist Stefan Voit, Schatzmeisterin Cornelia Taubmann, Schriftführer Johannes Häring, Beisitzer Hans-Jürgen Gmeiner, Rechnungsprüfer sind Wolfgang Lindner und Lothar Höher. Wagner freute sich über eine Spende in Höhe von 2000 Euro von der Firma IGZ aus Falkenberg.
Gmeiner gab zum Abschluss bekannt, dass er als neuer Vorsitzender auf Wagner folgen wolle. "Ich werde ein Jahr lang mitlaufen und mich von Veit Wagner an der Hand führen lassen." Dann werde man sehen, ob er der Richtige sei. "Ich selber komme aus der Kultur. Ich bin aktives Mitglied des Landestheaters Nordoberpfalz." Nächstes Jahr gehe er in Pension und werde dann mehr Zeit haben. Auch wolle Gmeiner am Programm für 2023 mitarbeiten. "Die Leute brauchen Kultur."
Das ist die Kulturbühne Weiden
- Gegründet 2013 in der Nachfolge von Landestheater Oberpfalz (als Veranstalter) und "Kleiner Bühne"
- Ziel: Tourneetheater und Kleinkunst nach Weiden bringen, finanziert aus Mitteln der Stadt Weiden
- Zunächst federführend: Kulturamtsleiterin Petra Vorsatz, Sabine Guhl, die Chefin der Regionalbibliothek, und Gerhard Hagler, Geschäftsführer der Max-Reger-Halle
- Wechsel 2016: Der Förderverein "Freunde der Kulturbühne" übernimmt die Regie, wird zur eigentlichen Kulturbühne. Nun federführend: Vorsitzender Veit Wagner, Stefan Voit (Reihe "Klein & Kunst") und Johannes Häring von der Max-Reger-Halle
- Drei Säulen: 1. "Kulturbühne" mit Tourneetheater im großen Saal der Max-Reger-Halle, 2.Veranstaltungen wie Shows und Musicals, 3. Reihe "Klein & Kunst" mit Solokünstlern im Untergeschoss der Halle
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