Weiden in der Oberpfalz
29.05.2019 - 11:08 Uhr

Kunstprojekt für ein "nie mehr wieder"

Premiere: 35 Schüler der Fachoberschule Weiden und der Kunstschule Stribro führten im ehemaligen Todesstreifen des verschwundenen Ortes Paulusbrunn ein Kunstprojekt durch.

Die Schüler besichtigen mit Rudolf Tomsu das Denkmal für den erschossenen Offizier Ladislav Mraz. Bild: cr
Die Schüler besichtigen mit Rudolf Tomsu das Denkmal für den erschossenen Offizier Ladislav Mraz.

Rund 35 Schüler stellten sich mit ihren Lehrerinnen Silke Winkler (FOS Weiden) und Veronika Šatrová (Kunstschule Stribro) der Herausforderung, einen Tag mit Skizzenblock und Fotoapparat über Wege zu gehen, die einst mit Leben gefüllt waren. Vorbei an fiktiven Häusern, Namen ihrer Einwohner, die durch die Erzählungen von Zeitzeugen und deren Nachkommen und alten Bildern lebendig wurden. Alle Schüler wurden im Vorfeld über die Situation des Orts Paulusbrunn von der Gründung bis zur Vernichtung informiert. Nun waren sie neugierig auf die Realität. Ergebnis: Betroffenheit, Staunen und Nachdenklichkeit gerade am Friedhof, der von den anwesenden noch lebenden Paulusbrunnern gepflegt und betreut wird. Die tschechischen Schüler setzten und legten sich vor den Grabmälern ins Gras, holten Stifte hervor und begannen zu malen. Ihre deutschen Begleiter suchten Fotomotive oder nahmen ebenfalls den Skizzenblock zur Hand.

Nach der Begrüßung von Bürgermeisterin Dana Lesak-Müller aus Obora machte sich je eine Nord- und Südgruppe mit Begleitern auf den Weg. Die sprachlichen Probleme lösten die beiden Dolmetscher, Rudolf Tomsu (Tachov) und Kateřina Kovačková (Plzen). Neugierig stapften Mädels übers ehemalige Grundstück von Josef Wallerer. Nur der halbversandete Brunnen war noch zu sehen. Ein Bunker aus der Zeit des Kalten Kriegs im Ortsteil „Baderwinkel" erweckte Neugier. Auf der Südseite ein ähnliches Bild: Wo einst 1500 Einwohner ein aktives Dorfleben pflegten, hatte sich die Natur alles zurückgeholt.Wo die im Empirestil erbaute Pfarrkirche mit Pfarr- und Schulhaus standen, hatte das Gras alles überwuchert. „1976 wurden der Turm und die Reste der Mauern gesprengt und beseitigt“, sagte Norbert Steinhauser.

Am Ende des Tags trafen sich die Beteiligten im Kulturstadel Windschnurrn bei Magdalena Keilhauer in Hermannsreuth. Beeindruckt schilderten die Schüler ihre Eindrücke. In ihren Arbeiten wollen sie nun an ihren Schulen die Geschichte des Orts verinnerlichen und zum Leben erwecken. Mit ihren Bildern und Kunstobjekten wollen die deutschen und tschechischen Schüler, dass der Ort und das Schicksal seiner Bewohner nicht in Vergessenheit gerät. Die Schülerarbeiten werden in einer „Wander-Ausstellung“ in beiden Ländern gezeigt. Premiere ist Mitte Juli in Bärnau, anschließend geht die Ausstellung in die Räume des Kunstvereins Weiden.

Unterstützt wurde die Aktion vom Deutsch-Tschechischen-Fonds in Prag, der Stadt Bärnau, der Gemeinde Obora, der Sudetendeutschen Landsmannschaft und dem Verein Via Carolina.

Friedhof Paulusbrunn - Betroffenheit , Diskussionen und viele Fragen an die Zeitzeugen Bild: cr
Friedhof Paulusbrunn - Betroffenheit , Diskussionen und viele Fragen an die Zeitzeugen
Jana aus Stribro malt den Grabstein von Pfarrer Bayer, der als letzter Bewohner 1948 in Paulusbrunn bestattet wurde. Bild: cr
Jana aus Stribro malt den Grabstein von Pfarrer Bayer, der als letzter Bewohner 1948 in Paulusbrunn bestattet wurde.
 
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