Weiden in der Oberpfalz
22.12.2019 - 18:39 Uhr

Kunstvereine in Weiden klagen: "Bildende Kunst wird vernachlässigt"

4,6 Millionen Euro gibt die Stadt für Kultur aus. Vor allem Kunstvereine bekommen davon nur einen Bruchteil: Sie sprechen von Sparprogramm und Notlösungen. Auch scheint die Geldverteilung nicht transparent.

Kulturschaffende, die sich vor allem um bildende Kunst kümmern, fühlen sich in Weiden benachteiligt. Bild: Gabi Schönberger
Kulturschaffende, die sich vor allem um bildende Kunst kümmern, fühlen sich in Weiden benachteiligt.

Oberbürgermeister Kurt Seggewiß stapelte tief, als er kürzlich die Kulturausgaben der Stadt verteidigte.

Weiden in der Oberpfalz06.12.2019

Nicht 4, sondern 4,6 Millionen Euro widmet die Stadt der Kultur. Eine imposante Summe. Doch 1,4 Millionen gehen für die Max-Reger-Halle drauf. Der nächste große Posten ist die Regionalbibliothek, die 909.000 Euro fordert, gefolgt von der Franz-Grothe-Schule mit 621.000 Euro. Diese drei Häuser verschlingen also 64 Prozent der Gesamtausgaben an Kultur. Was übrig bleibt, wird sehr unterschiedlich verteilt - und ist nicht sehr transparent dargestellt.

Literaturtage und Streuwiesen

Die mehr als 4 Millionen Euro, die der Oberbürgermeister als Ausgaben für Kultur nennt, laufen im Haushaltsplan unter dem Posten "Wissenschaft, Forschung, Kulturpflege". Mit den 4,6 Millionen Euro werden also die Weidener Literaturtage genauso gefördert wie die "Pflege der Feuchtbiotope und Streuwiesen". Arbeitet man sich durch den Haushaltsplan, wird schnell klar, dass einige Vereine eine hohe Förderung genießen. Größter Posten ist hier die Kulturbühne mit 90.000 Euro. Sie ist explizit im Haushaltsbericht genannt.

Eine Anfrage an die Stadt offenbart Überraschendes. Mit der Bitte, alle Vereine aufzulisten, die im Bereich Kultur eine Förderung bekommen, stellt sich heraus, dass das Landestheater Oberpfalz (LTO) einen Zuschuss über 77.500 Euro bekommt. Dieser ist aber im Haushaltsplan nicht explizit erwähnt. Diese Förderung läuft unter "Zuschüsse für Theater und Musikpflege", teilt die Stadt auf Anfrage mit. Darunter fällt auch der Zuschuss für den Förderkreis Kammermusik über 13.300 Euro.

Auf Anfrage antwortet die Pressestelle der Stadt, dass die Zuschüsse an die Kulturbühne explizit ausgewiesen sind, "da diese Haushaltsstelle neu und so eine bessere Transparenz gewährleistet ist". Bei den anderen Förderungen ist dies nicht der Fall. Auf die Frage, warum die Kulturvereine unterschiedlich gefördert werden, antwortet die Pressestelle der Stadt knapp: "Das geht zum größten Teil auf Stadtratsentscheidungen zurück."

Der Kunstverein Weiden mit Museum Max Bresele und der Bar Neues Linda. Bild: Gabi Schönberger
Der Kunstverein Weiden mit Museum Max Bresele und der Bar Neues Linda.

Einzelzahlungen zu wenig

Es fällt auf: Besonders Vereine, die sich der bildenden Kunst verschrieben haben, wie der Kunstverein und OKV, tauchen im Haushaltsplan nicht auf. Immerhin 450 Euro im Jahr gebe es, klären die Kunstverein-Vorsitzenden Wolfgang Herzer und Robert Hammer auf. Aber nur, weil der Kunstverein Teil der im Heimatring zusammengeschlossenen Vereine ist. Auf die Frage, ob das reiche, verweist Herzer darauf, dass sich die Jahresmiete für die Ausstellungsräume auf 10.000 Euro belaufen. Jede Ausstellung kostet etwa 1000 Euro. Ausstellerisch sei nur ein Sparprogramm möglich.

Die Pressestelle der Stadt informiert zwar, dass jeder Verein bei defizitären Veranstaltungen einen Zuschuss-Antrag stellen kann, "der im Normalfall auch gewährt wird". Doch dieser beziehe sich nur auf einzelne Projekte, betont Herzer: "Solche Einzelspritzen reichen nicht, um einen laufenden Betrieb zu ermöglichen." Der Kunstverein mit 300 Mitgliedern habe sich lange um einen jährlichen Zuschuss bemüht, etwa 2007, was vom Stadtrat abgelehnt wurde, erinnern sich Hammer und Herzer. Die Begründung: Vereine erhielten generell keine Dauerförderung.

"Die bildende Kunst wird vernachlässigt in Weiden, was die Bezuschussung angeht. Am härtesten trifft es hier den Kunstverein mit Wolfgang Herzer", sagt die Vorsitzende des Oberpfälzer Kunstverein (OKV), Irene Fritz. Der OKV bekomme keinen festen Zuschuss. Allerdings nutze der Verein Räume der Realschule als Lager, und stelle dort zweimal im Jahr in der Aula aus. Zufrieden damit ist der Verein nicht. "Die Aula ist eigentlich nur eine Notlösung", sagt Fritz. Die Lichtsituation sei nicht angemessen. So sei es schwierig, externe Künstler anzuziehen. Ihr Vorschlag: Im Kunsthaus Waldsassen hat die Stadt mit den Kulturschaffenden erfolgreich einen Kulturraum geschaffen. Dem könnten Stadtvertreter und Kulturschaffende einen Besuch abstatten.

Info:

Diese Vereine fördert die Stadt im Bereich Kultur

Der Haushaltsplan für 2019 sieht zahlreiche Förderungen für die Vereine im Kulturbereich vor. Einige Zuschüsse für Vereine tauchen im Haushaltsbericht gar nicht explizit auf, sie sind mit einem Stern (*) versehen.

- Kulturbühne: 90 000 Euro

- Landestheater Oberpfalz: 77 500 Euro*

- Heimatring: 37 282 Euro

- Förderkreis für Kammermusik: 13 300 Euro*

- Weiden ist bunt: 10 000 Euro

- Jugendkunstschule Kunstbau: 7000 Euro*

- Eisenbahnmuseum: 6104 Euro

- Jazz-Zirkel: 6000 Euro*

- Internationale Junge Orchester-Akademie: 5500 Euro*

- Katholisches Bildungswerk: 2301 Euro

- Evangelisches Bildungswerk: 767 Euro

- Wurzer Sommerkonzerte: 1000 Euro*

- CEBB in Schönsee: 1000 Euro

- KTB Windischeschenbach: 1000 Euro

- Heimatkreis Tachau: 100 Euro*

Info:

Korrektur

In einer früheren Version des Artikels wurde die Mitgliederanzahl des Kunstvereins versehentlich mit 900 angegeben. Richtig ist jedoch 300 Mitglieder. Das wurde geändert.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.